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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Hinweise entgegengenommen werden. Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass dieser Fall von den Medien hochgekocht werden könnte, aber auch das wäre letztlich womöglich in unserem Interesse.»
    Clemente verzog das Gesicht.
    D.   D. ließ sich jedoch nicht irritieren und zuckte nur kurz mit den Schultern. «Was soll’s, Chuck? Früher oder später werden die Medien ohnehin Wind von dem Fall Jones bekommen. Ist doch besser, wir bestimmen, wann.»
    Clemente seufzte. Er nahm den Aktenordner, der vorihm lag, in die Hand und klopfte damit auf den Tisch. «Das Fernsehen wird sich darauf stürzen.»
    «Ja, und deshalb brauchen wir einen geeigneten Medienreferenten», meinte D.   D.
    «Ich wette, es werden sich jede Menge einsame, verwirrte Typen melden, die uns weiszumachen versuchen, dass Außerirdische ihre Hand im Spiel haben.»
    «Von denen haben wir schon lange nichts mehr gehört», entgegnete D.   D. ungerührt. «Vielleicht sollten wir einen Kollegen bitten, deren aktuelle Adressen ausfindig zu machen.»
    Clemente schnaubte. «Nicht nötig, die wohnen mit Sicherheit immer noch im guten alten Hotel Mama.» Er nahm den Aktenordner jetzt in beide Hände. «Die Pressefritzen werden sich nach dem Ehemann erkundigen. Was sagen Sie denen?»
    «Dass wir wie üblich allen Möglichkeiten nachgehen.»
    «Sie werden wissen wollen, ob er kooperiert.»
    «Damit ich diese Frage bejahen und ihm Ärger ersparen kann, werde ich Mr   Jones gleich anrufen und drängen, uns zu erlauben, mit seiner Tochter zu sprechen.»
    «Und was ist mit dem Sittenstrolch?»
    D.   D. zögerte. «Wie gesagt, wir gehen allen Möglichkeiten nach.»
    Clemente nickte weise. «Gut so. Halten Sie sich daran. Es wäre allerdings zu dumm, wenn bekannt würde, dass wir gleich zwei verdächtige Personen im Auge haben. Die könnten dann womöglich mit dem Finger auf den jeweils anderen zeigen und ihre Anwälte mit Munition füttern.»
    D.   D. nickte und verschwieg geflissentlich, dass Jason Jones genau diesen Weg bereits eingeschlagen hatte. Darin lag das Problem einer Profilierung zweier Tatverdächtiger, und darum hatten sie ihre Notizen auch auf eine weiße abwischbare Tafel geschrieben und nicht in einen offiziellen Polizeibericht. Denn sobald eine Verhaftung vorgenommen wurde, war es dem Anwalt des Verhafteten gestattet, die einschlägigen Polizeiberichte einzusehen, und er konnte dann den anderen Tatverdächtigen vor der Jury nach allen Regeln der Kunst anschwärzen, indem er sich kunstvoll der vorläufigen Ergebnisse der Ermittlungen bediente. Manchmal war man als Strafverfolger die Fliegenklatsche, manchmal die Fliege.
    «Sie sagten, die Pressekonferenz findet um neun statt?» Clemente schaute auf die Uhr und stand auf. «Dann sollten wir jetzt Schluss machen.»
    Er klopfte ein letztes Mal mit dem Aktenordner auf den Tisch wie ein Richter, der eine Sitzung vertagte. Kaum war er gegangen, machten sich D.   D. und Miller an die Arbeit. Sie hatten die Vollmacht, eine Sondereinheit zusammenzustellen und ihrem Hauptverdächtigen Druck zu machen.
     
    Das Telefon klingelte kurz nach acht. Jason schaute auf den Apparat, der auf dem kleinen Tisch vorm Fenster stand. Er hätte aufstehen und auf den Anruf antworten sollen, fand aber nicht die Kraft, sich zu rühren.
    Ree hockte vor einer halbleeren Schale Cheerios auf dem Teppich und stierte auf den flimmernden Fernseher. Sie hatte bereits eine Folge von
Dragon Tales
gesehen,dann eine von
Clifford the Big Red Dog
und ließ sich jetzt von
Curious George
fesseln. So viel fernzusehen war ihr noch nie erlaubt worden, und inzwischen schienen ihre Augen so glasig wie seine.
    Sie war heute nicht wie sonst immer um halb sieben angetrippelt gekommen, um sich auf ihn ins Bett zu werfen und zu kreischen:
«Aufwachen! Aufwachen, aufwachen, Daddiiiii. Wach auf!»
    Stattdessen hatte er sich um sieben in ihr Zimmer begeben und sie mit weit geöffneten Augen in ihrem Bettchen vorgefunden, auf die Vögel und Schmetterlinge starrend, die aufgemalt über die Dachschräge schwirrten. Er hatte die Vorhänge vor einem weiteren kühlen Märztag geöffnet, ihr den flauschigen rosafarbenen Bademantel gereicht.
    Wortlos war sie aufgestanden, in ihre Pantoffeln geschlüpft und mit nach unten gegangen. In der Stille des Hauses waren die Cornflakes überlaut von der Schachtel in die mit Gänseblümchen verzierte Schale gerauscht, das Klappern und Klirren von Geschirr und Besteck kaum auszuhalten gewesen.
    Ree hatte ihre Schale

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