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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Schwangerschaftsteststreifen gefunden. Eindeutig positiv.»
    «Tatsache?»
    «Tatsache. Ich habe ihn darauf angesprochen, um zu sehen, wie er reagiert. Von sich aus ist er nicht darauf zu sprechen gekommen, obwohl man doch meinen sollte, dass es ihm ein Anliegen sein müsste, uns mitzuteilen, dass seine verschwundene Frau schwanger ist.»
    «Apropos   …»
    Es dauerte eine Weile, bis bei D.   D. der Groschen fiel. «Schreck, lass nach!», platzte es schließlich aus ihr heraus. «Wann, wie, wo?»
    Er lachte. «Wie und wo, willst du wahrscheinlich nicht wissen wollen. Aber am ersten August soll es so weit sein. Anabelle ist nervös, aber es geht ihr gut.»
    «Auweia, ich meine, gratuliere. Euch beiden. Das ist ja   … wunderbar.» Und das meinte sie auch so. Aber nicht ganz ohne Neid. Verdammt, dachte sie, ich muss mir einen Kerl suchen.
    «Okay.» Sie räusperte sich und versuchte, wieder einen geschäftsmäßigeren Ton anzuschlagen. «Wie gesagt, ich habe unseren Mann heute Abend mit unseren Erkenntnissen konfrontiert.»
    «Ihm gesagt, dass seine Frau schwanger ist.»
    «Genau.»
    «Woher weißt du, dass der Teststreifen von ihr ist?»
    «Ich weiß es nicht. Aber sie ist die einzige Frau in einem Haus, wo selten, nein,
nie
, Gäste empfangen werden. Es spricht also eine Menge dafür. Das Labor wird noch einen DN A-Test vornehmen, damit wir sicher sein können, aber der Bericht ist frühestens in ein paar Wochen zu erwarten, und dann könnte für Sandra Jones alles zu spät sein.»
    «War nur eine Frage», sagte Bobby.
    «Nun, ich habe also im Gespräch mit Mr   Jones die kleine Bombe fallen lassen.»
    «Und?»
    «Nichts. Nada. Ich hätte ihm genauso gut sagen können, dass es draußen regnet. Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.»
    «He?»
    «Ja. Wenn er überrascht gewesen wäre, hätte er doch irgendwie erkennen lassen, dass er jetzt nicht nur Angst um seine Frau, sondern auch um sein ungeborenes Kind haben muss. Jeder andere an seiner Stelle wäre vom Sofa aufgesprungen, hätte Fragen gestellt und auf Antworten gedrängt, jedenfalls alles andere gemacht, als einfach sitzen zu bleiben und so zu tun, als würden wir uns über das Wetter unterhalten.»
    «Mit anderen Worten, er wusste wahrscheinlich Bescheid», sagte Bobby. «Seine Frau ist von einem anderen Mann schwanger, er bringt sie um und setzt alles daran, nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Was willst du? Das ist keine höhere Mathematik, sondern ein nationaler Trend.»
    «Wenn wir es mit einem normalen Menschen zu tun hätten, würde ich dir zustimmen.»
    «Erklär mir, was du unter normal verstehst», entgegnete Bobby.
    Sie seufzte. An der Stelle wusste sie selbst nicht weiter. «Okay, wir haben es nun seit zwei Tagen mit einem Kerl zu tun, der einen außergewöhnlich unterkühlten Eindruck macht. Er scheint so tief verstört zu sein, dass er wahrscheinlich auf Jahre hinaus therapiert und mit sechs verschiedenen Psychopharmaka medikamentös eingestellt werden müsste, es sei denn, man pflanzte ihm gleich eine neue Persönlichkeit ein. Aber er ist, wie er ist, und ich glaube, unter seinem dicken Eispanzer ein Muster erkennen zu können.»
    «Nämlich?» Bobby klang ungeduldig. Verständlich, es war fast Mitternacht.
    «Immer, wenn ich persönliche Fragen stelle, macht er dicht. Wie auch heute Morgen, als wir in seinem Beisein seine vierjährige Tochter vernommen haben. Sie erinnerte sich an das, was ihre Mutter kurz vor ihrem Verschwinden gesagt, oder besser: durchs Haus gebrüllt hat. Und das hörte sich gar nicht gut an. Doch dieser Kerl lehnt mit dem Rücken an der Wand und wirkt wie weggetreten. Er steht da, scheint aber gar nicht anwesend zu sein. Heute Abend dasselbe. Ich sage ihm ins Gesicht, dass seine Frau schwanger ist, und er verschwindet. Einfach so. Wir sind beide im selben Zimmer, doch er ist weg.»
    «Und wenn ich ihm mal auf den Zahn fühle?»
    «Untersteh dich!», zischte D.   D.
    Sie hörte ihn wieder gähnen und mit der Sprechmuschel über die Stoppeln kratzen. «Ich fasse zusammen: Du hast einen richtig coolen Kunden, der auch in extremen Stresssituationen Fassung bewahrt und womöglich irgendwann einmal einem militärischen Sonderkommando unterstellt war. Ist das richtig?»
    «Wir haben seine Fingerabdrücke durch die Datenbank geschickt, aber keinen Treffer gelandet. Selbst wenn er beim Militär in geheimer Mission unterwegs gewesen wäre, hätten wir ihn im System, oder?»
    «Allerdings. Wie sieht er aus?»
    D.   D.

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