Ohne jede Spur
Geburtsurkunde ausgestellt wurde», antwortete er barsch. «Und die haben Sie ja wohl gelesen.»
Sie lächelte wieder. «20. Juni 2004, wenn ich mich recht erinnere.»
Er sagte nichts.
«Und wann haben Sie Sandy kennengelernt?»
«Im Frühjahr 2003.» Er zwang sich, ihr in die Augen zu schauen und eindeutig nicht nach unten.
D. D. kniff die Brauen zusammen. «Da war Sandy erst siebzehn Jahre alt.»
«Ich habe nie behauptet, dass der alte Herr keinen Grund gehabt hätte, mich abzulehnen.»
«Und wieso glaubt er, dass Sie nicht der leibliche Vater seiner Enkelin sind?»
«Fragen Sie ihn.»
«Tun Sie mir den Gefallen. Sie kennen ihn besser.»
«Ich fürchte, ich weiß nichts über ihn. Wir, Sandy und ich, haben keinen Wert auf den Segen unserer Eltern gelegt.»
«Sie haben ihren Vater nie zuvor gesehen?»
«Nur im Vorbeigehen.»
Sie musterte ihn. «Was ist mit Ihren Eltern?»
«Ich habe keine.»
«Sind Sie das Produkt einer unbefleckten Empfängnis?»
«Wunder gibt es immer wieder.»
Sie verdrehte die Augen. «Na schön, bleiben wir bei Sandys Vater. Grandpa Black. Sie haben ihm die Tochter genommen», stellte sie fest. «Sind mit ihr in einen gottverdammten Yankee-Staat verzogen und haben dem Alten nicht einmal die Geburt Ihrer Tochter mitgeteilt.»
Jason zuckte mit den Achseln.
«Ich glaube, Richter Black hat allen Grund, wütend auf Sie beide zu sein, auf Sie und Sandy. Vielleicht ist er deshalbgekommen. Seine Tochter wird vermisst, und sein Schwiegersohn steht unter Verdacht, schuld an ihrem Verschwinden zu sein. Des einen Tragödie ist des anderen Nachtigall.»
«Ich will nicht, dass er sich seiner Enkelin nähert.»
«Haben Sie eine einstweilige Verfügung erwirkt?»
«Ich werde es nicht zulassen.»
«Was, wenn er einen Vaterschaftsnachweis fordert?»
«Kann er nicht. Sie kennen die Geburtsurkunde.»
«In der Sie als Vater angegeben sind. Also hat er keine Handhabe. Kennen Sie den Fall Howard K. Stern?»
Wieder nur Schulterzucken.
«Der hatte sich auch als Vater eintragen lassen, ging aber letztlich leer aus.» D. D. lächelte.
«Fragen Sie mich, wer die Fenster hat absichern lassen.»
«Wie bitte?»
«Fragen Sie mich, wer die Fenster hat absichern lassen. Sie kommen immer wieder darauf zurück, scheinen sich also von einer Antwort was zu versprechen.»
«Na schön. Wer hat die Fenster absichern lassen?»
«Sandra. Am Tag nach unserem Einzug. Sie war im neunten Monat schwanger. Wir hatten jede Menge im Haus zu tun, aber sie wollte zuerst die Fenster zusätzlich verriegelt haben.»
«Um ihren Vater auszuschließen?»
«Das haben Sie gesagt, nicht ich.»
D. D. stand auf. «Es nützt nichts, denn jetzt ist Daddy zur Stelle, und er scheint mehr auf dem Kasten zu haben, als Sie glauben.»
«Was soll das heißen?»
«Es hat sich herausgestellt, dass er der Studienfreund eines unserer Bezirksrichter ist.» Sie hielt ihm den Beschluss hin. «Wenn Sie jetzt bitte unterschreiben würden.»
Jason schwieg, doch dass ihm plötzlich alle Farbe aus dem Gesicht wich, sprach für sich.
«Sie wissen immer noch nicht, wo Ihre Frau ist?», fragte D. D. von der Tür aus mit Blick zurück.
Er schüttelte den Kopf.
«Schade. Es wäre für alle das Beste, wenn wir sie finden. In Anbetracht ihrer Umstände vor allem für sie.»
«Ihrer Umstände?»
D. D. zog wieder eine Braue in die Stirn. Diesmal war unübersehbar, dass ihre Augen triumphierten. «Auch das lernt man in der Polizeischule. Wie man im Müll anderer Leute wühlt und Streifen liest, mit denen Schwangerschaftstests durchgeführt werden.»
«Was? Wollen Sie damit sagen …»
«In der Tat, Jason. Sandy ist schwanger.»
22. Kapitel
Mit Fremden zu vögeln ist für eine Frau kein leichtes Spiel. Männer haben es da einfacher. Sie ziehen ihr Ding durch, machen reinen Tisch und ziehen weiter. Bei Frauen läuft das anders. Wir sind von Natur aus Gefäße mit der Bestimmung, einen Mann in uns aufzunehmen, ihn zu empfangen, zu akzeptieren und festzuhalten. Reinen Tisch zu machen und weiterzuziehen fällt uns sehr viel schwerer.
Daran muss ich während meiner Wellness-Nächte oft denken, vor allem dann, wenn ich aus dem Hotel auschecke, nach Hause fahre und mich vom leichten Mädchen in eine respektable Mom verwandele.
Habe ich mich verschwendet? Fühle ich mich deshalb so transparent und leer, dass mich ein leichter Windstoß wegblasen könnte? Ich dusche. Ich seife mich ein, schrubbe mich ab, spüle nach und
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