Ohne Kuss ins Bett
kuschelig. Ein süßes Kaninchen. Und unter all dem Fell lächelt es dir zu.«
Alice streckte abwehrend das Kinn vor, aber sie ließ das Kaninchen nicht aus den Augen.
»Und hier auf dem Bändchen steht Jellycat. Meinst du, das ist sein Name?«
»Nein. Sein Name ist …« Alice runzelte die Stirn und streckte dann die Hand aus. »Lass mich sehen.«
Andie gab North das Kaninchen zurück. »Es ist von deinem Onkel North.«
Alice blickte ungeduldig drein, und als North ihr das Kaninchen hinhielt, nahm sie es, wobei sie Jessica beiseitestieß, die auf den Boden rollte. Ihre Augen wurden groß vor Staunen, als sie das Kaninchen in ihren Händen hielt und sein weiches Fell fühlte.
»Und was sagst du, wenn du ein so nettes Geschenk bekommst?«, mahnte Andie.
»Vielen Dank, Böser«, sagte Alice automatisch und hatte keinen Blick für etwas anderes als das Kaninchen.
»Gern geschehen«, erwiderte North, überhörte das »Böser« und beobachtete sie, wie sie das Spielzeugtier ansah. Noch nie hatte er bei jemandem, dem er ein Geschenk überreicht hatte, einen solchen Gesichtsausdruck gesehen, ein solch unverhülltes, grenzenloses Staunen. Dann drückte Alice das Kaninchen zärtlich an sich, und er spürte plötzlich einen Kloß im Hals, so sehr rührte ihn das kleine Mädchen in seiner Verletzlichkeit. Und er, er hatte sie mit einem Haufen dämlicher Kindermädchen und irgendeinem Arschloch, das Gespenst spielte, hier allein gelassen. Böser Onkel , das hatte er wahrlich verdient.
»Gutes Geschenk«, wisperte Andie neben ihm, und da wurde ihm erst wieder bewusst, dass sie auch noch da war.
Er wandte sich erneut Alice zu, die das Kaninchen in ihren Armen wiegte, die Wange an seinen Kopf geschmiegt, und er musste sich räuspern. »Wie willst du ihn denn nennen, Alice?«
»Sie«, betonte Alice.
»Entschuldige. Wie willst du sie nennen?«
Alice hielt das Kaninchen vor sich, um es zu betrachten. »Sie hat eine rosa Nase. Deswegen nenne ich sie Rose Bunny.«
»Nicht Pinky?«, fragte Andie.
»Pinky ist doch kein richtiger Name«, hielt Alice ihr streng entgegen und legte sich in ihre Kissen zurück, Rose Bunny unter das Kinn geklemmt.
»Da hast du recht«, meinte North. »Und Rose ist ein schöner Name.«
»Hast du Carter auch eines mitgebracht?«, erkundigte sich Alice und musste ein Gähnen unterdrücken.
»Nein, für Carter habe ich etwas anderes.«
»Was denn?«
»Buntstifte. In einem Holzkästchen. Meinst du, dass ihm das gefällt?«
Alice fielen die Augen zu, aber ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das ihn bis ins Herz traf. »Ja, ganz bestimmt.« Sie kuschelte sich tiefer unter die Decke und sah jetzt wie ein normales Kind aus. Abgesehen von einem Rest verschmierter Tränenspuren, die noch nicht auf ihrem Kissen gelandet waren, war kein Anzeichen ihres überstandenen hysterischen Anfalls mehr zu entdecken.
»Gute Nacht, Alice«, flüsterte Andie. »Gute Nacht, Rose.«
»Gute Nacht, Andie«, murmelte Alice. »Gute Nacht, Böser.«
»Gute Nacht, Alice«, antwortete North, und als Andie ihm einen kleinen Stoß gab, fügte er hinzu: »Gute Nacht, Rose«, und sah, wie Alice, schon halb eingeschlafen, lächelte.
»Das hast du gut gemacht, Böser«, flüsterte Andie ihm zu.
Immerhin ein Anfang , dachte North. »Kommst du mit runter?«
»Ich muss noch bei ihr bleiben«, erwiderte Andie und blickte auf das schlummernde kleine Mädchen. »Sie schläft noch nicht tief. Ich möchte nicht, dass sie aufwacht und allein ist, nach all dem, was passiert ist. Und es gibt hier … so Dinger, die manchmal auftauchen. Ich möchte sie nicht allein lassen.«
»Geister.«
Sie streckte das Kinn vor. »Ja.«
Er erhob sich, ging hinüber und schaltete die Gasfeuerstelle ein. Er prüfte, ob sie brannte, dann wandte er sich wieder zu Andie um. »Dein Medium …«
»Isolde.«
»… Isolde sagte, dass Geister kein offenes Feuer mögen. Sie sagte, wenn du das Feuer in Gang hältst, würde der Geist nicht in den Raum kommen.«
Andie schüttelte den Kopf. »Erzähle mir keine Gespenstergeschichten. Du glaubst doch gar nicht daran.«
»Nein, aber du, und deine Spezialistin behauptet, dass dieses offene Feuer für Alice Sicherheit bedeutet.«
»Und du hältst uns für übergeschnappt.«
»Nein«, erwiderte North und war selbst überrascht, dass er das nicht tat. »Ich glaube, dass hier irgendetwas vor sich geht. Ich habe Gabe angerufen und eine Nachricht hinterlassen, dass er morgen herkommen soll. Wir werden
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