Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
Vom Netzwerk:
und ich werde euch nie mehr im Stich lassen. Du musst so etwas nie mehr durchmachen.«
    Er sah sie wieder mit seinem ausdruckslosen Blick an, ein zwölfjähriger Junge, der so viel Grauenhaftes gesehen hatte. »Die Polizei hat gesagt, dass Tante May in den Graben gefallen wäre, aber Mrs Crumb hat ihre Leiche dorthin geschleift und dann das ganze Blut aufgewischt. Und danach kamen die Kindermädchen.«
    Andie nickte. »Und da hat Alice dann angefangen, immer wie verrückt zu schreien.«
    »Sie hat Angst, dass noch jemand sterben muss. Deswegen haben wir die Kindermädchen vergrault. Die Geister bringen Mrs Crumb nicht um, weil sie schon immer hier war. Nur die neuen Leute, die kommen und etwas verändern wollen …« Er hob das Kinn. »Du solltest hier weggehen.«
    »Nicht ohne euch.«
    »Die werden uns niemals gehen lassen«, stellte Carter fest.
    »Den Teufel werden sie«, entgegnete Andie, und da erschien North in der Tür.
    »Ich habe gerade Kelly O’Keefe und ihren Kameramann aus dem Haus geworfen, Sturm hin oder her«, begann er und verstummte dann. »Was ist passiert?«
    »Es sind keine Halluzinationen, es sind wirkliche Geister«, erklärte Andie.
    »Andie«, begann er, aber sie schüttelte langsam und nachdrücklich den Kopf.
    »Hör auf, dich deswegen mit mir anzulegen«, warnte sie. »Es sind Geister.«
    Andie bat North, bei den Kindern zu bleiben, während sie auf die Suche nach Isolde ging, und so blieb er und beobachtete Alice, die langsam wieder einschlief, und Carter, der unverwandt ins Feuer starrte.
    Carter sah aus wie Southie mit zwölf Jahren, der gleiche Schopf braunen Haares, die gleichen blauen Augen, der gleiche schlaksige Körper. Der Unterschied war, dass Southie ständig über irgendetwas gelacht hatte, als er zwölf Jahre alt gewesen war. Carter dagegen sah aus, als hätte er noch nie in seinem Leben gelacht.
    »Ich glaube nicht an Geister«, stellte North sachlich fest.
    Carter nickte, offensichtlich nicht überrascht.
    »Aber ich glaube, dass hier etwas Schlimmes vor sich geht, und ich meine, dass du viel zu lange allein damit fertig werden musstest.«
    »Andie ist gut«, erwiderte Carter, und als North daraufhin nichts sagte, fuhr er fort: »Mit ihr ist es hier besser geworden.«
    »Und jetzt bin ich auch hier.«
    Carter nickte unbeeindruckt.
    North musterte das Gesicht des Jungen, die Schatten unter den Augen, den Ausdruck von Erschöpfung, der nicht nur von dieser Nacht herrühren konnte, die Müdigkeit, die davon kam, wenn man niemals aufhörte, wachsam zu sein. »Mein Dad starb, als ich zwölf war.«
    Carter warf ihm einen »Na und?«-Blick zu.
    »Meiner Mom ging es damals sehr schlecht. Sie fühlte sich wegen vieler Dinge schuldig, und so habe ich mich an ihrer Stelle um alles gekümmert. Ich musste es, denn ich hatte einen kleinen Bruder, und der hatte oft Angst. Aber ich war müde, weil ich mich immer um alles kümmern musste.«
    Carter nickte.
    »Und dann, ungefähr ein halbes Jahr nachdem mein Dad gestorben war, kam mein Onkel Merrill von einer langen Reise zurück, und er kaufte das Haus neben unserem und übernahm die Familie, und alles wurde besser. Nicht wieder so wie vorher, weil mein Dad immer noch tot war, aber … besser. Weil ich jemanden hatte, der mir den Rücken stärkte.«
    Carter hockte reglos da, und North dachte daran, wie es damals gewesen war und wie er seinen Onkel nur angestarrt hatte, als der schließlich zu ihm gesagt hatte: »Tut mir leid, Junge, ich habe dich im Stich gelassen. Aber jetzt werde ich mich um alles kümmern.« Wenn auch Merrill die Firma nahezu ruiniert hatte, so hatte er doch verdammt gut für die Familie gesorgt. Jemandem, der sich um alles kümmerte, bis man selbst erwachsen war, konnte man vieles verzeihen.
    »Und jetzt werde ich dir den Rücken stärken«, fuhr North fort. »Diese Geistergeschichten, daran glaube ich nicht. Aber du musst dich jetzt nicht mehr allein um deine Schwester kümmern. Und Andie ist auch nicht mehr allein, um sich um euch beide zu kümmern, denn von jetzt an bin auch ich hier.«
    »Hier?«, wiederholte Carter.
    »Ich werde hierbleiben, bis es mir gelingt, euch von hier wegzubringen«, versprach North, ohne eine Ahnung zu haben, wie er das mit seiner Kanzlei und seinen laufenden Verfahren vereinbaren sollte. »Und dann kommt ihr mit nach Columbus und lebt mit uns zusammen. Eure Zimmer sind schon für euch bereit. Ich werde für euch da sein. Ich werde so lange für euch da sein, wie ihr mich braucht. Und

Weitere Kostenlose Bücher