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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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wollte sie, aber sie hatte Nein gesagt. Vielleicht hatte er es gewusst, vielleicht war er wegen ihr gekommen, so wie er damals quer durch die Bar auf sie zugekommen war, vielleicht …
    Eine Wolke schob sich vor den Mond und tauchte alles in Finsternis, und als das Mondlicht wieder auf den Rasen fiel, war North verschwunden.
    Das ist noch immer ein Traum , dachte sie. Das war doch zum Verrücktwerden. Dabei war sie praktisch mit einem anderen Mann verlobt, und sie wollte North nicht mehr. Das geschah nur, weil sie diesen Job angenommen hatte, mit diesen beiden Kindern, die von ihr nichts wissen wollten. Sie sollte sehen, dass sie hier wegkam, in einer Staubwolke verschwinden …
    Sag ihm, er soll zu dir kommen .
    Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie wieder in seinen Armen lag, das Gewicht seines Körpers auf ihr, das Stoßen seiner Hüften und das Gefühl, wie er tief in sie eindrang …
    Rufe ihn!
    Andie wandte sich jäh vom Fenster ab und blickte sich um. Da hatte jemand gesprochen, jemand musste das gesagt haben, aber es war außer ihr niemand im Zimmer. Das ist ein Traum.
    Ja, es ist ein Traum, du träumst von ihm. Rufe ihn. Er ist der Richtige. Hole ihn hierher.
    Andie schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen, aber sie fühlte sich benommener als je zuvor. Und ihr war kalt, so kalt, dass sie zitternd wieder ins Bett kroch. Sie zog die Bettdecke bis zur Nasenspitze hoch und dachte: Schluss mit den Träumen . Dann sank sie in die Kissen und in einen unruhigen Schlaf, in dem sie die Stimme ignorierte, die flüsterte: Wen liebst du? , und dann träumte sie, wie sie und North sich liebten.
    North saß noch spät an seinem Schreibtisch im Büro und arbeitete an einer Strategie, wie er die Jury am nächsten Tag daran hindern konnte zu bemerken, dass bei seinem Mandanten Hopfen und Malz verloren waren. Da ging die Tür ohne ein Anklopfen auf, und seine Mutter schritt elegant und grimmig dreinblickend herein und erklärte: »Wir müssen reden.«
    Ach, zum Teufel, nicht ausgerechnet jetzt . North erhob sich. »Hallo, Mutter. Wie war’s in Paris?«
    »Laut.« Lydia nahm Platz. Jedes einzelne platinblond gefärbte Haar saß an seinem Platz, und die Perlen lagen in militärisch ausgerichteten Reihen um ihren Hals.
    North setzte sich wieder. »Gehen im niederen Volk draußen wieder Gerüchte um?«
    Lydia überhörte das. »Ich nehme an, dass Sullivan kürzlich hier war.« Sie saß sehr aufrecht da, die Arme auf den Armlehnen, symmetrisch und unbeugsam.
    »Ja«, antwortete North und wartete auf eine Gelegenheit, das drohende Verhör abzuwehren und sie loszuwerden.
    »Und?«, fragte Lydia und wartete.
    »Er sieht gut aus.«
    »Er sieht immer gut aus. Schließlich ist er mein Sohn. Was hat er gesagt?«
    »Er sagte, dass du bei guter Gesundheit bist.«
    Lydia lächelte, wobei sie ihre Lippen zu einem kleinen Halbkreis zusammenpresste, der früher gegnerische Rechtsanwälte dazu veranlasst hatte, eiligst Kompromisse anzubieten.
    »Sehr amüsant, North, aber dafür habe ich keine Zeit. Was hat Sullivan dir erzählt?«
    North lehnte sich zurück. »Das ist streng vertraulich. Ich bin sein Anwalt.«
    »North …«
    »Was willst du, Mutter?«
    Lydia sog Luft durch die Nase ein, und ihre Patriziernüstern bebten wie bei einem Derby-Sieger. »Er hat wieder mal eine Frau gefunden.«
    North nickte. »Das tut er hin und wieder.«
    »Oder sollte ich vielleicht sagen, sie hat ihn gefunden?«
    North nickte wieder. »Das tun sie hin und wieder.«
    Lydia zog die Augenbrauen zusammen. »Du bist nicht gerade entgegenkommend.«
    »Ich will auch nicht entgegenkommend sein.«
    »Er ist schließlich dein Bruder …«
    »Und genau deswegen will ich nicht entgegenkommend sein.« North richtete sich auf. »Mutter, er ist jetzt vierunddreißig. Und auch wenn du es vielleicht noch nicht bemerkt hast, besitzt er bei all seiner Ausgelassenheit eine Bauernschläue, die ihn bisher unverheiratet und finanziell flüssig erhalten hat.«
    »Nur weil wir auf ihn aufgepasst haben«, versetzte Lydia scharf.
    »Ich habe nie auf ihn aufgepasst.«
    »Das hättest du aber tun sollen.«
    North lächelte sie an, mit dem gleichen schmallippigen Lächeln, mit dem sie ihn bedacht hatte. Andie hatte es »das Krokodilslächeln« genannt. Ist genauso ehrlich gemeint wie Krokodilstränen , hatte sie ihm einmal bei einem Streit gesagt, nur mit noch weniger Gefühl .
    Jetzt verzog er seine Lippen, um es loszuwerden. »Southie geht’s gut, und es ist ihm

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