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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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nicht recht, ob sie dankbar dafür war, dass die Erscheinung des Mädchens ausgeblieben war, oder nicht. Sie war wach, also musste das Mädchen ein Traum gewesen sein, aber am Steuer hatte sie nicht geschlafen, war es also eine Halluzination gewesen?
    Wir müssen hier fort , dachte Andie. Sie begab sich in die Küche hinunter mit dem festen Vorsatz, Carter und Alice dazu zu überreden, nach Columbus zu ziehen, aber die beiden kamen nicht zum Frühstück herunter, und als sie in den Kinderzimmern nachsah, waren sie auch dort nicht. Schließlich stöberte Andie Alice in der Bibliothek auf.
    »Hey«, rief Andie, »Frühstück.«
    Alice starrte Andie mit seltsamem Gesichtsausdruck an, der wie eine Mischung aus Ärger und Erleichterung wirkte.
    »Wir dachten, du wärst fort«, sagte Carter.
    »War ich auch, ich war in der Universitätsbibliothek in Columbus.« Andie kam näher und setzte sich in einen Sessel. »Ich war aber um Mitternacht wieder hier.«
    »Mrs Crumb hat gesagt, du kommst nicht mehr zurück«, erklärte Carter.
    »Und du hast mich nicht ins Bett gebracht«, beschwerte Alice sich. » Niemand hat mich ins Bett gebracht.«
    »Tja, das war dann das letzte Mal für Mrs Crumb, Babysitter zu spielen«, erwiderte Andie und empfand das nun schon vertraute Bedürfnis, die Alte zu ohrfeigen. » Natürlich bin ich zurückgekommen. Beim Wegfahren habe ich euch doch gesagt, dass ich zurückkomme. Wie wär’s jetzt mit Frühstück?«
    Alice blickte wütend drein. »Und du hast mir deinen Rock mit den Pailletten nicht gegeben, dabei hast du’s versprochen.«
    »Ich bin zurückgekommen«, entgegnete Andie. »Das war doch nur für den Fall, dass ich auf Nimmerwiedersehen abhaue. Was ist denn nur in euch gefahren?«
    Alice erhob sich und marschierte Richtung Tür, Carter aber lehnte sich zurück. »Was hast du in der Bibliothek nachgesehen?«
    »Geister«, antwortete Andie und wartete auf seine Reaktion.
    Carter nickte nur und machte sich dann ebenfalls auf den Weg zur Küche.
    »Weißt du, ich hätte eigentlich erwartet, dass du überrascht bist«, rief Andie hinter ihm her. Dann ging sie daran, Pfannkuchen zuzubereiten, die Alice in Butter und Sirup schier ertränkte und schmatzend aß. Andie brachte den Vorschlag, nach Columbus zu ziehen, so geschickt wie möglich zur Sprache, doch Alice entgegnete nur: »Nein«, und aß weiter. Carter ignorierte sie vollständig, und so gab sie es auf. Als die Kinder, satt und mit ihren Lernaufgaben versorgt, wieder in der Bibliothek saßen, rief Andie die beiden Telefonnummern an, die sie sich notiert hatte. Bei Boston Ulrich in Cincinnati, dem Autor des nicht sehr hilfreichen Geisterflüsterer-Buchs, meldete sich ein Anrufbeantworter, und sie hinterließ eine Nachricht. Bei Dennis Graff in Cleveland, dem »So was wie Geister gibt’s nicht«-Kerl, läutete das Telefon endlos, bis sie es schließlich aufgab. »Verflucht noch mal«, schimpfte sie vor sich hin und sah dann nach, ob Carter und Alice sich an ihr Lernprogramm hielten. »Dafür hätte ich eigentlich ein Plätzchen verdient«, meinte Alice. Andie erwiderte: »Mal sehen, wie es damit steht, wenn du fertig bist«, und ging in den ersten Stock hinauf zu Mrs Crumb. Die ganze Geistergeschichte erschien ihr bei Tageslicht besehen absurd, aber es würde auch wieder Nacht werden, und wenn es dann wieder geschah, wollte sie vorbereitet sein.
    Andie fand die Haushälterin oben in einem der Korridore, wo sie gerade Carters Papierkorb in einen Müllsack leerte. »Ich muss mit Ihnen reden«, verkündete sie und erschreckte damit die Alte so sehr, dass der Papierkorb zu Boden fiel und seinen Inhalt auf den Boden verstreute.
    Andie beugte sich hinunter, um beim Aufsammeln zu helfen. »Warum haben Sie den Kindern gesagt, dass ich nicht zurückkäme?«, fragte sie und unterbrach sich dann, um die Zeichnungen zu betrachten, die Carter weggeworfen hatte.
    Zwischen etlichen Abbildungen von Comicfiguren stieß sie auf erstaunliche Porträt-Entwürfe, die eine lachende Alice eingefangen hatten, etwas, das Andie noch nie zu sehen bekommen hatte, dann Mrs Crumb, die streng dreinblickte, und …
    Andie straffte sich.
    … das blaue Mädchen, das sie jede Nacht besucht und auf dem Rasen getanzt hatte.
    »Wer ist das?«, fragte sie und hielt das Blatt Papier Mrs Crumb vor die Nase, das blaue Mädchen mit seinem wild gelockten Haar, den großen Augen und diesem breiten, lachenden Mund …
    »Das ist niemand«, erwiderte Mrs Crumb, hob den Müllsack

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