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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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auf und stakste davon, ohne sich weiter um den Abfall auf dem Boden zu kümmern.
    »Ach so«, murmelte Andie und ging auf der Suche nach Carter hinunter in die Bibliothek, aber da war nur Alice, die in dem Fenstersitz zusammengerollt in einem Schmetterlingsbuch las. Andie hob die Zeichnung in die Höhe. »Alice, wer ist das?«
    »Das ist Tante May«, antwortete Alice. »Carter kann wirklich gut zeichnen.«
    »Ja, das kann er«, stimmte Andie automatisch zu und betrachtete die Zeichnung erneut, ein wenig atemlos. »Das ist die Tante, die sich um euch gekümmert hat?«
    »Ja«, antwortete Alice. »Sie ist gestorben.«
    »Ja.« Andie nahm neben dem Fenstersitz Platz.
    Die Frau, mit der sie in ihren Träumen gesprochen hatte, war ein Geist, weiter nichts. Ein Geist. Sie hatte sie nie zuvor gesehen, nie ein Bild von ihr zu Gesicht bekommen, und doch …
    »Geht’s dir gut?«, erkundigte sich Alice. »Du schaust so komisch.«
    »Ja, mir geht’s gut. Danke, dass du fragst.«
    »Darf ich das haben?«, fragte Alice. »Das Bild von Tante May. Darf ich es haben?«
    »Natürlich«, erwiderte Andie und reichte ihr das Blatt. »Alice, es tut mir sehr leid, dass eure Tante gestorben ist.«
    Alice nickte, ohne Andie anzusehen.
    »Sprichst du mit ihr?«
    »Sie ist doch tot, Andie«, entgegnete Alice, und es klang sehr erwachsen.
    »Denn mit mir spricht sie nachts.«
    Alice sah sie blinzelnd an. »Vielleicht hast du das geträumt.«
    »Und gestern Abend, als ich nach Hause kam, sah ich sie auf dem Rasen tanzen.«
    »Da warst du sehr, sehr müde.« Alice senkte ihren Blick auf das Schmetterlingsbuch. »Jetzt würde ich gern weiterlesen.«
    Andie lehnte sich frustriert zurück. Es war falsch, Alice zu dem Geständnis zu zwingen, dass es hier Geister gab, auch wenn das kleine Mädchen jede Nacht mit ihrer toten Tante sprach. Denn diese war es, die damals in dem verdammten Schaukelstuhl gesessen hatte. Alice hatte nicht eine Fantasiefreundin, sondern eine tote Tante.
    »Sie war noch sehr jung«, meinte Andie und erinnerte sich, wie sie getanzt hatte. May. Wie May getanzt hatte.
    Alice nickte, ohne aufzusehen.
    Ich muss mehr darüber erfahren , dachte Andie, aber nicht von Alice . Nicht, wenn sie nicht darüber sprechen wollte. »Gibt es hier ein Familienfotoalbum?«
    »In dem Schrank neben dem offenen Kamin.« Alice ließ ihr Buch sinken und nahm Carters Zeichnung in die Hand. »Du brauchst kein Foto von ihr zu suchen. Sie hat genauso wie hier ausgesehen.«
    »Sie war sehr hübsch.«
    »Sie war soooo schöööön«, sagte Alice und blickte traurig auf die Zeichnung. »Und sie hat immer gelacht und getanzt. Sie hat gesagt, wenn man aufhört zu tanzen, dann ist man tot.« Alice berührte die Zeichnung sanft.
    »Es muss schön gewesen sein, hier mit ihr zusammenzuleben.«
    »Manchmal.« Alice legte die Zeichnung zwischen die Seiten ihres Schmetterlingsbuchs und schloss es. »Ich habe meine Aufgaben gemacht. Darf ich in die Küche gehen und mir ein Plätzchen nehmen?«
    »Ja«, erlaubte Andie, die keine Lust hatte, eine Schlacht gegen zu viel Zucker zu schlagen, während ihr Kopf schier zerplatzte und Alice an den Tod dachte.
    Sie brauchte eine Weile, bis sie das Fotoalbum fand, das in dem Schrank hinter einem Stapel Bücher verborgen lag. Doch als sie es schließlich hervorzog und zu den letzten Seiten blätterte, fand sie ihr Geistermädchen, das voller Leben in die Kamera lachte und Alice und Carter dabei eng an sich drückte. Beide lächelten, und Andie tat das Herz weh, wenn sie daran dachte, dass beide ihr Lächeln verloren hatten. Sie blätterte zurück. Carter als kleiner Junge neben seinem Vater, auf dessen Knie gestützt, und Alice auf ihres Vaters Schoß. Ihr Vater blickte freundlich drein, und mehr noch, man sah ihm an, dass er sie liebte, so zärtlich, wie er Alice an sich drückte und einen Arm um Carters Schultern gelegt hatte. Sie hatten ein glückliches Leben geführt, bevor er starb. Und dann hatte auch Tante May ihr Bestes für die beiden getan, und sie hatten wieder gelächelt.
    Andie blätterte noch weiter zurück und fand Babyfotos von Alice. Noch einige Seiten weiter zurück fand sie ein Bild vom Vater der Kinder zusammen mit einer schwangeren blonden Frau, die genauso aussah, wie Alice eines Tages einmal aussehen würde, dachte Andie, auf eine unaufdringliche Weise sehr attraktiv, eine interessante Schönheit im Gegensatz zur klassischen Schönheit. Ein weiteres Foto der Frau, hochschwanger, mit dem etwa

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