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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Drink mixen können.
    »Na ja«, meint er schließlich, »du hattest diesen ganz bestimmten Charme, den ich toll fand. Diese Mischung aus Schüchternheit und wilder Originalität.« Er merkte gar nicht, dass er in der Vergangenheit gesprochen hatte. Aber mir war es aufgefallen, trotzdem sagte ich nichts. Ich tröstete mich damit, dass Männer verbale Trottel waren, wie Antje zu sagen pflegte.
    Jemand klopfte an die Badezimmertür. Ich drehte das Wasser ab. »Ja?«
    »Du verschwendest viel zu viel Wasser«, hörte ich meine Mutter nörgeln. »So dreckig kannst du doch gar nicht sein, arbeitest ja nicht in einem Bergwerk.«
    »Ich bin gleich fertig.«
    »Oder bei der Müllabfuhr.«
    »Ja, ich hab’s gleich.«
    »Oder im Straßenbau.«
    »Ich hab’s kapiert!«
    »Na, dann isses ja gut.«
    Als ich später im Bett lag, fühlte ich mich gleichzeitig müde und überdreht. Eine Kombination, die ich verabscheute. Es hatte doch alles so gut gepasst. Manchmal überkam mich zwar das Gefühl, dass ich Christoph mehr unterstützte als umgekehrt, aber das hatte ich nicht als belastend empfunden. Wahrscheinlich war ich einfach nur pflegeleicht gewesen – oder geworden. Sogar bei seiner Entscheidung, seinen Job zu wechseln, hatte ich ihn unterstützt. Er hatte sich fürs Abendgymnasium in der Erwachsenenbildung entschieden, damit er tagsüber seinen Interessen nachgehen konnte. Ursprünglich waren das Sport und handwerkliches Basteln gewesen. Manchmal war ich zum Joggen oder Schwimmen mitgekommen oder ging ihm zur Hand, wenn er ein Schiff zusammenbaute. Aber irgendwann wurde er zu bequem für diese Hobbys, und seine Interessen wechselten zu Golf und Schach. Beides langweilte mich zu Tode, weshalb er das mit seinem alten Jugendfreund Clemens betrieb, der sich als Grafikdesigner seine Arbeitszeiten einteilen konnte und meistens erst am Nachmittag anfing.
    Mein Vater hatte unrecht, wenn er Christoph als zu pfiffig für mich bezeichnete. Pfiffige Leute spielten weder Golf noch Schach. Aber vielleicht war ich ungerecht, denn ich hatte beides nur einmal ausprobiert.
    Offenbar hatte sich unsere Beziehung Stück um Stück entzweit, war langsam in zwei Hälften zerfallen, wie die Titanic – und wir standen wie zwei Ertrinkende daneben und sahen hilflos zu.
    Vielleicht hatten wir zu jung geheiratet. Vielleicht hätten wir mehr an unserer Beziehung arbeiten sollen.
    Wie wir uns damals geliebt hatten! Manchmal lagen wir uns abends verzweifelt in den Armen und waren vor Traurigkeit komplett fertig, weil wir uns am nächsten Tag erst abends sehen würden. »Wir bleiben für immer zusammen«, hatte ich gesagt.
    »Ich will nie wieder jemand anderen als dich«, hatte Christoph gesagt.
    Ja, sicher. Im Nachhinein klingt es immer furchtbar schwülstig, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, was man mal gesagt hat, als man total verknallt war. Manches ist mir heute regelrecht peinlich, und ich kann nur hoffen, dass Christoph es vergessen hat, als ich einmal zu ihm sagte, er sei die Sonne in meinem Herzen und der Stern in meinem siebten Himmel. Grundgütiger! So viel Schmalz war kaum zu entschuldigen.
    »Evelyn?« Diesmal war es mein Vater, der an die Tür klopfte.
    »Jaaa?« Ich klang genervt, aber das war mir egal.
    »Wenn du nachts aufs Klo musst, dann mach bitte leise, weil ich sonst davon aufwache.«
    »Hab verstanden«, brüllte ich durch die geschlossene Tür.
    Würde ich morgen früh aufwachen und das alles war nur ein furchtbarer Albtraum?

3
    D ie Stimme meiner Mutter weckte mich. Sie telefonierte mit meinem Bruder. Das merkte ich daran, dass sie so oft zustimmend: »Hmhm«, sagte. Ich wusste nicht, warum es so war, aber sie gab Markus unglaublich gern recht und widersprach nicht. Bei mir kompensierte sie anscheinend, was sie ihm gegenüber unterdrückte. Sie stellte grundsätzlich alles infrage, was ich tat oder sagte. Nach all den Jahren verletzte es mich nicht mehr so sehr, aber es erstaunte mich immer wieder. Weil ich nie das Gespräch zwischen ihr und Tante Margit vergessen würde.
    Es war kurz vor meiner Heirat. Markus war noch an der Uni und studierte Chemie. Mein Bruder war der Stolz unserer ganzen Familie, weil er als Einziger »ein Studierter« war, wie mein Vater es nannte. Wir hatten uns aus einer armen Handwerkerfamilie zum Mittelstand hochgearbeitet; mehr erwartete niemand von sich selbst und vom anderen. Markus jedoch schloss sich stundenlang paukend in seinem Zimmer ein und brachte seine Jugend damit zu, Latein zu lernen und

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