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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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hielt sich wie eine Zwölfjährige die Hand vor den Mund. »Ist das nicht genial? Du hast kein Auto, Socke trinkt nicht und kann fahren, und Annetts Wagen ist schon voll.«
    »Ja, sehr genial. Klingt auch unheimlich glaubwürdig, dass Annett für einen ganzen Monat einkauft und mit den Einkäufen nicht nach Hause fährt, sondern auf eine Party. Ich bitte dich, Antje! Was wird er denken? Vielleicht glaubt er, dass das meine Idee war.«
    »Ach, Quatsch.« Sie winkte ab und kicherte wieder.
    »Warum tust du das überhaupt? Willst du mich mit Socke verkuppeln?« Das letzte Wort hatte ich angewidert ausgesprochen.
    Ein paar Sekunden sagte sie nichts. »Nein, das nicht, aber … Ich finde das irgendwie romantisch, dass ihr euch nach so vielen Jahren wiederseht und beide Singles seid. Viel leicht hat das Schicksal …«
    »Bitte hör mit diesem Unsinn auf, Antje. Schicksal, dass ich nicht lache.«
    Antje sah mich eine ganze Weile schweigend an, dann sagte sie: »Weißt du noch, wie du manchmal Leute mit nach Hause gebracht hast und Markus sollte sie einschätzen?«
    »Ja. Und?«
    »Weißt du noch, dass er immer recht hatte?«
    Ich zuckte die Schultern. »Klar.«
    »Und weißt du auch noch, dass er damals bei Socke gesagt hat, er sei der Richtige?«
    Ich schwieg.
    »Weißt du es noch, Lyn?«
    »Ja«, flüsterte ich vor mich hin. Ich war einfach nur völlig durcheinander und wusste gar nichts mehr.

19
    I ch zog mich ins Bad zurück, um für ein paar Minuten allein zu sein. Antje und ich hatten nie richtig gestritten, aber jetzt war ich ziemlich wütend auf sie. Ich klappte den Klodeckel nach unten und setzte mich darauf. Müde rieb ich mir die Augen. In meinem Kopf herrschte Chaos, die Gedanken hüpften hin und her wie auf einem Trampolin, und ich konnte sie nicht einfangen. Socke, der jetzt nur noch Bertram hieß. Antjes Versuch, mich zu verkuppeln. Wirkte ich wirklich so erbärmlich, dass man mich mit je mandem zusammenbringen musste? Noch dazu mit jeman dem, mit dem ich schon mal zusammen war!? Ich kippte vornüber und stützte den Kopf auf meine Hände. Es war so verstörend, Socke wiederzusehen. Bertram. Früher war er ein netter Kerl gewesen, jetzt sah ich ihn eher als einen dieser Typen, die in der Zeitung ein Inserat aufgaben mit dem einleitenden Satz Nach großer Enttäuschung suche ich .
    Was war mit Christoph? Liebte ich ihn noch? Irgendwie schon noch ein bisschen, irgendwie aber auch überhaupt nicht mehr. War ich in einer Phase meines Lebens angelangt, in der einen die Leute als psychisches Wrack bezeichneten? Außerdem musste ich in regelmäßigen Abständen an Sascha denken. Bei ihm wusste ich, dass er mir so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen würde, obwohl zwischen uns nichts passiert war.
    Die Tür ging auf. Ich erschrak und hob den Kopf. Es war Bertram, der mich verwundert ansah. »Entschuldigung, ich wusste nicht, dass besetzt ist.«
    »Ach so, ja.« Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht.
    »Sollte man den Deckel nicht vorher hochklappen?« Er lächelte.
    Ich stand auf. »Hab vergessen abzusperren. Ich – hab Bauchschmerzen.« Irgendetwas musste ich schließlich sagen.
    »Kein Wunder. Du hast drei Caipirinhas getrunken.«
    »Du hast meine Cocktails gezählt?«
    »Zufällig.«
    Ich stand unbeholfen da und nickte.
    »Könnte ich vielleicht kurz ins Badezimmer?«
    »Ja, natürlich.« Ich ging aus dem Bad, und als ich an ihm vorbeikam, machte er keine Anstalten, zur Seite zu gehen. Also musste ich an ihm vorbei durch die Tür. Dabei berührten sich unsere Arme, und er folgte mir mit seinem Blick. Das verursachte mir eine Gänsehaut. Dieses Mal war es aber keine Hui-ist-das-aufregend-, sondern eher eine Bäh-ist-das-unangenehm-Gänsehaut.
    Eine halbe Stunde später saß ich mit Bertram im Auto. Er fragte nach meiner Adresse, und ich beschrieb ihm den Weg. Als er den Motor anließ, schaltete sich automatisch der CD -Player ein, und Randy Crawford sang ihre Version von Who’s Crying Now.
    »Du hörst Randy Crawford?«
    »Ja. Ich mag am liebsten Musik von Frauen, die ruhige Songs machen. So wie Dido oder Norah Jones.« Bertram lenkte den Wagen aus der Parklücke.
    »Wow, ganz anders als früher. Ich sage nur: Alice Cooper und Van Halen.«
    Er warf mir einen kurzen Blick zu, ein leichtes Lächeln um seinen Mund. »Man entwickelt sich eben weiter.«
    Ein kurzer Moment der Traurigkeit überfiel mich. Wie viel Socke war noch in Bertram? Hatte er sich so verändert, dass kaum noch etwas davon übrig war? Aber

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