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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Auge. Ich spürte, dass ein neuer Abschnitt begann, etwas Aufregendes und vollkommen Neues. All diese verwirrenden Gedanken und Ängste, die mich in dieser Nacht verfolgten, hätte man am besten mit dem Song Take me home tonight von Eddie Money untermauern können. Dieses Lied und She’s a little runaway von Bon Jovi hörte ich abwechselnd rauf und runter. Das weiß ich noch genau.
    Ich bettelte meine Mutter an, dass sie mir einen grauen Blazer und einen Hut kaufte, wie Madonna in ihrem Video Who’s that girl anhatte. Meine Mutter sagte, dann würde ich aussehen »wie der Onkel Schorsch, wenn er am Sonntag in d’ Kirch’ geht«. Ich bettelte weiter und sagte: »Alle, die gut drauf sind, sind so angezogen. Alle anderen sind Freaks.« Sie verstand kein Wort von dem, was ich sagte. Aber sie gab mir das Geld. Ich fuhr am nächsten Tag sofort nach der Schule in die Stadt und hatte die Sachen zu unserer ersten Verabredung.
    So fing das damals an, mit Socke und mir.
    Jetzt standen wir uns gegenüber, nach dreiundzwanzig Jahren, und ich bekam kein Wort heraus, beinahe wie damals.
    »Ich hab ihn eingeladen«, sagte Antje, »damit es für euch beide eine Überraschung ist.« Es hatte sich eine Spur von Unsicherheit in Antjes Tonfall gemischt.
    »Sie hat zu mir gesagt, dass sie eine kleine Feier machen«, meinte Socke. »Ich wusste nicht, dass du kommst.«
    »Oh«, brachte ich nur hervor. Wäre er dann nicht gekommen?
    »Es ist nicht so, dass ich dann nicht gekommen wäre, aber es wäre schön gewesen, vorbereitet zu sein.« Der Vorwurf war kaum zu überhören.
    Antje winkte ab und tat so, als wäre das alles keine große Sache. »Das Kind hat heute Geburtstag. Macht euch einfach einen netten Abend, ja? Ich dachte, es wäre ganz nett, wenn ihr euch mal wieder seht.«
    »Alles Gute«, murmelte Socke in meine Richtung.
    »Danke.«
    »Antje, kommst du mal?«, kam es von Egge aus der Küche. »Ich finde die Eiswürfel nicht.«
    »Sind im Eisfach, Einstein«, brüllte Antje und eilte davon.
    Ich stand mit Socke in der Diele. Wir sahen uns an. »Geht es dir gut?«, fragte Socke.
    »Ich habe mich kürzlich von meinem Mann getrennt, aber eigentlich geht’s mir gut, ja. Und dir?«
    »Passt schon.«
    Wir sahen uns wieder an, dann blickten wir weg. Betretenes Schweigen. Nach einer halben Ewigkeit sagte ich das Erste, das mir einfiel: »Vielleicht sollten wir ins Wohnzimmer gehen. Was meinst du?«
    »Ja, na sicher.« Er ging hinter mir her.
    »Magst du Sushi?«, fragte ich, um irgendetwas zu sagen.
    »Ja, sehr sogar.«
    »Wirklich?« Ich war überrascht.
    »Warum sollte ich kein Sushi mögen?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, das passt irgendwie nicht zu dir.« Ich lächelte und hob entschuldigend die Handflächen nach oben.
    »Woher willst du denn wissen, was zu mir passt? Du kennst mich doch überhaupt nicht.« Es klang nicht unfreundlich.
    Sekundenlang sahen wir uns an. Ich wusste nicht recht, was ich darauf sagen sollte. Sprach er nur von der Gegenwart, oder wollte er damit sagen, dass ich ihn auch damals nicht richtig gekannt hatte?
    »Du hast recht, Socke.«
    »Hör zu, Lyn«, lässig steckte er sich die Hände in die Hosentaschen, »kannst du bitte damit aufhören, mich Socke zu nennen?« Er lächelte.
    »Aber ich habe dich nie anders genannt.«
    »Das ist eine Zeit lang her, und damals war es vielleicht witzig. Heute bin ich einundvierzig, und ich will nicht mehr Socke genannt werden. Ich heiße Bertram.«
    »Ich weiß, wie du heißt.«
    Er lächelte wieder. »Ich weiß, dass du es weißt.«
    Annett quetschte sich zwischen uns und streckte ihren Arm aus, um an die Käse-Trauben-Spieße zu kommen. »Sind Sie ein Freund von Lyn?«, fragte sie und drehte den Kopf in Bertrams Richtung.
    »Ein alter Bekannter«, meinte er und nahm sich auch einen Käse-Trauben-Spieß.
    »Kennt ihr euch von früher?« Annett wandte den Kopf nun in meine Richtung.
    »Ja. Er war meine erste große Liebe.«
    Annett und Bertram starrten mich an. Schließlich sah sie Bertram neugierig an. »Na, dann lass ich euch mal allein.« Sie verschwand, mit einem riesigen Berg Lebensmittel auf ihrem Teller. Mit schnellen Schritten ging sie wieder zu ihrem Dr. Nix zurück, der schon sehnsuchtsvoll auf sie wartete.
    Bertram zog eine Traube von seinem Spieß und steckte sie sich in den Mund. »Warum diese detaillierte Infor mation?«
    »Warum nicht?«
    Er kaute an seiner Traube. Ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. »Na ja, alter Bekannter hätte vielleicht auch

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