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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Pizzaauto. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Er lächelte mich schon von Weitem an. »Hallo.«
    »Hallo.« Ich versuchte, lässig zu wirken, aber ich klang eher wie betrunken.
    Sascha ging auf mich zu. Ich bemerkte, dass er ein Päckchen in der Hand hatte. »Bist du nicht auf dem Konzert?«
    »Ich hab die Karten meiner Schwester geschenkt. Die geht mit ihrem Freund hin.«
    »Ich dachte, deine Schwester mag die Stones nicht?«
    Sascha schien ein paar Sekunden scharf nachzudenken. »Ja, genau. Sie – äh … Sie mag sie doch irgendwie, und jetzt geht sie mit ihrem Freund hin.«
    Das amüsierte mich. »Es hat gar nicht gestimmt, dass deine Schwester die Stones nicht mag. Du wolltest nur mit mir …«
    »Hör zu«, unterbrach er mich sanft, »ich habe nicht allzu viel Zeit, weil ich mir von meinem Chef das Auto geliehen habe und es gleich wieder zurückbringen muss. Ich wollte dir nur schnell zum Geburtstag gratulieren. Es ist immerhin ein runder und sehr wichtiger.«
    »Ich hab auch gelogen«, sagte ich unvermittelt.
    Er sah mich fragend an.
    »Als du mich gefragt hast, ob ich die Stones mag, hab ich einfach Ja gesagt. Eigentlich mag ich nur Angie und Paint it black .«
    »Ich mag sie auch nicht besonders. Hab die Karten geschenkt bekommen.« Er grinste.
    »Schön, dass wir das geklärt haben.«
    Ich warf wieder einen Blick auf das Päckchen und verging beinahe vor Neugier.
    »Egal, was es ist, ich werde mich darüber freuen«, sagte ich und klang dabei wie Karlheinz Böhm, wenn er sagte, dass jeder Euro zählt.
    »Egal, was es ist?« Er klang erbost.
    Ich erschrak.
    »Auch wenn es ein Verlobungsring ist?«
    »Waaas?«, war alles, was ich herausbrachte.
    Er hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen.«
    Er hatte offenbar einen leicht schrägen Humor, aber das war okay. Christoph hatte unter Humor verstanden, über Stan und Olli zu lachen, oder bemerkte, dass andere etwas lustig fanden, und lachte dann einfach mit.
    Sascha reichte mir das Päckchen. »Es ist nichts Besonderes, nicht dass du denkst …«
    »Ich denke gar nichts. Jetzt lass mich das Ding doch aufmachen. Der Größe nach ist es keine Pizza, außer sie ist gefaltet oder so was«, redete ich so vor mich hin, während ich das Päckchen auswickelte. Zum Vorschein kam eine Blechdose in Form einer Filmrolle. Als ich diese öffnete, erblickte ich fünf Kinokarten.
    »Das sind Gutscheine, du kannst sie universal einsetzen. Ich weiß noch nicht allzu viel von dir, aber ich weiß, dass du gerne ins Kino gehst. Das hast du gesagt, als wir Cocktails trinken waren – und vielleicht hättest du ja mal Lust, mit mir zusammen einen Film anzuschauen?« Auf einmal hielt er inne und machte einen Schritt auf mich zu. Dann ging alles ganz schnell. Sascha nahm mein Gesicht in beide Hände, sah mir direkt in die Augen, und dann presste er ganz sanft seine Lippen auf meine. Ich hätte ihn wegstoßen können, natürlich. Aber ich konnte nicht, auch wenn es nach einer faulen Ausrede klingt. Da stand ich, mit der blechernen Filmrolle in der einen Hand, in der anderen meine Handtasche, und meine Arme fühlten sich mit einem Mal so schwer an, als wären sie aus Blei. Das heißt, ich konnte praktisch nichts dafür. Was sollte ich schon machen? Wer einen Körper aus Blei hat, kann sich schließlich nicht wehren. Der Kuss wurde fordernder und heißer. Vielleicht wirkt es schwülstig, aber es ist die volle Wahrheit, wenn ich behaupte, dass dies der schönste Kuss nach vielen Jahren war, vielleicht sogar der schönste überhaupt. Er dauerte eine ganze Weile, aber eigentlich viel zu kurz. Dann ließ Sascha mich los, sah mich an und sagte: »Ich könnte jetzt natürlich sagen, dass es mir leid tut.«
    »Sag das nicht«, flüsterte ich, und es war mir ernst. Wenn er das wirklich sagte, dann würde ich wahrscheinlich ins Haus stürzen und mich wie ein Teenager bühnengerecht aufs Bett werfen und die ganze Nacht durchflennen.
    »Ich muss los, Lyn.«
    Ich nickte enttäuscht.
    Sascha lächelte mich noch an und ging dann weg. Bevor er ins Playmobilauto stieg, blickte er sich noch kurz zu mir um. Ich winkte ihm mit der Blechdose. Dafür hätte ich mich ohrfeigen können, ich musste erbärmlich wirken. Es fehlte nur noch das weiße Taschentuch zum Winken und die zusammengeballte Faust, auf die ich biss, um einen Aufschrei zu unterdrücken.
    Die nächsten Tage verbrachte ich vor mich hin träumend. Immer wieder spielte ich in Gedanken die Kussszene durch und

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