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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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sie nicht zu stören, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. Ich nahm mir ein gefülltes Weinblatt, als ich hinter mir Bertrams Stimme hörte:
    »Bist du vor mir geflüchtet?«
    »Ich? Geflüchtet? Nein. Nicht wirklich. Ich meine, in einem bestimmten Moment fand ich es etwas anstrengend. Ehrlich gesagt.«
    Er nickte nachgiebig. »Ja, verstehe. Tut mir leid.«
    »Schon okay«, meinte ich überrascht.
    Er lächelte mich an und sah dabei unglaublich liebenswürdig und verletzlich aus.
    »Und, was machst du so beruflich?«
    »Ich bin selbstständiger Steuerberater, kann mir meine Zeit einteilen.« Er steckte sich das letzte Käsestück in den Mund und warf den Holzspieß in den Abfalleimer.
    »So, so, das ist bestimmt toll, wenn man sich die Zeit einteilen kann.«
    Er kratzte sich am Kopf. »Na ja, klingt vielleicht toller, als es ist. Man muss sich tagtäglich neu motivieren, verlangt viel Disziplin, weil niemand da ist, der von dir erwartet, dass du dich an den Schreibtisch setzt.«
    »Aha.«
    Unser Gespräch wurde immer zäher. Dabei gab es doch Millionen Themen – wo waren die jetzt? Bertram fragte mich, ob ich noch jemanden von früher sehen würde. Dann redeten wir eine Weile über ehemalige Mitschüler und was aus ihnen geworden war.
    Annett kam kurz und sagte, Dr. Nix wäre mit dem Taxi nach Hause gefahren. »Der arme Wurm«, murmelte sie besorgt.
    Den Vergleich fand ich etwas schräg, musste sogar darüber lachen. Wahrscheinlich verstand sie den Grund nicht, denn sie sah mich verärgert an.
    »Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser«, warf ich ein, um Annett zu besänftigen.
    »Ja. Ich werde ihn morgen mal auf dem Handy anrufen.«
    Später verwickelte mich ein Mann namens Horsti in ein Gespräch. Er war Egges Arbeitskollege. Ich hatte immer eine Abneigung gegen Männernamen, denen man ein i angehängt hatte. Horsti, Hansi, Klausi, Rolfi … Es klang nach Männern, die für immer in der Pubertät stecken geblieben waren. Dasselbe galt für Susi, Daggi oder Moni bei Frauen.
    Horsti hatte eine Glatze und eine Wampe, die sein Hemd vorne straffte. Ich erwähne das nur, um ihn zu beschreiben, nicht um zu werten. Seine Art allerdings bereitete mir Probleme. Er fing an mit Small Talk über Geburtstagsfeiern und Winterwetter, wechselte dann geschickt zu seiner Ar beit. Er war irgendein BWL er mit einer englischen Berufs bezeichnung, die ich mir nicht merken konnte. Jedenfalls war er natürlich unverzichtbar für die Firma, und ohne ihn würde alles einstürzen wie ein Kartenhaus. Ich fing an zu gähnen, aber das übersah er gnädig. Als er irgendwann bei seinen Leiden angekommen war und mir haarklein die Symptome einer Nierenbeckenentzündung schilderte, fielen mir beinahe die Augen zu.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Diesmal war ich dankbar für jede Unterbrechung und erblickte überglücklich An nett, die neben mir stand. »Du, wir fahren jetzt«, meinte sie.
    »Oh, ich glaube, ich komme mit.« Die Vorstellung, Horsti loszuwerden, verursachte bei mir die allergrößten Glücksgefühle.
    »Das geht nicht«, sagte Annett nüchtern. Ich sah sie verständnislos an.
    »Wieso? Ihr seid doch zu dritt. Da passe ich doch problemlos ins Auto.«
    Annett schüttelte vehement den Kopf. »Nein, nein. Ich war davor noch einkaufen und …«
    »Dann pack das Zeug doch in den Kofferraum.«
    »Äh, geht nicht. Der ist auch schon voll.«
    Ich wollte mich nicht weiter aufdrängen, obwohl ich das Ganze nicht verstand.
    »Ich kann Sie gerne nach Hause fahren«, kam es von Horsti. Ich erschrak. Hilfe suchend sah ich Annett an. Sie winkte ab. »Nein, nein, Sie Lieber. Ist alles schon organisiert.«
    »Ist es das?«, fragte ich.
    »Ja. Dein alter Freund fährt dich nach Hause.«
    »Socke?«
    »Was?«
    »Äh, Bertram?«
    »Genau.«
    »Ach so, na gut.« Was sollte ich nur davon halten?
    Annett, Olivia und Louise verabschiedeten sich, und ich ging mit großen Schritten auf Antje zu. Etwas grob packte ich sie am Arm. »Kommst du bitte mal?«
    Sie nahm einen letzten Schluck Prosecco und stellte im Vorbeigehen das Glas auf dem Tisch ab. »Was ist denn los?« Ich merkte, dass sie ein wenig beschwipst war. Dafür brauchte es nicht viel. Antje sah nach einem Glas Wein schon alles doppelt, weil sie nur selten etwas trank. Ich zog sie in die Küche. Froh, dass dort niemand außer uns war, stellte ich sie gleich zur Rede: »Hast du das eingefädelt?«
    »Was?« Sie stellte sich ahnungslos.
    »Dass Socke mich nach Hause fährt?«
    Sie kicherte und

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