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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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hatte dabei dieses gewisse dämliche Grinsen im Gesicht. War ich erwachsen, oder was? Ich erzählte niemandem davon. Wie durch ein Wunder hatten die Mädels es nicht mitbekommen. Keine von ihnen hatte am Fenster gestanden. Es war ein süßes Geheimnis, das ich mit mir herumtrug. Jedes Mal, wenn das Telefon oder mein Handy klingelte, sprang ich hysterisch auf und hoffte, dass er es war. Ich war mir sicher, dass er irgendwann anrufen würde. Was mir Sorgen bereitete, war das Irgendwann. Wie tief war ich eigentlich gesunken, dass ich so sehnsüchtig auf den Anruf von einem Mann wartete? War ich etwa verliebt? Nein, natürlich nicht. Doch nicht nach dieser kurzen Zeit. Ich kannte ihn doch kaum.
    Am Sonntagabend lag ich wieder einmal gedankenversunken auf der Couch und grübelte über mein Leben nach. Als mein Handy klingelte, erschrak ich und fuhr hoch. Das Display zeigte eine mir unbekannte Nummer ohne Namen. Ich hoffte nur, es war jemand, der sich verwählt hatte. Der einzige Mensch, mit dem ich sprechen wollte, war Sascha. »Hallo«, sagte ich unfreundlich.
    »Lyn?« Er war es! Endlich. Ich würde seine Stimme von nun an unter tausend anderen erkennen.
    »Ja?« Klang ich zu entzückt?
    »Hier ist Sascha.«
    »Ich weiß.« Es war so schön, seine Stimme zu hören. In dieser Sekunde schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Sascha war nicht nur aufregend, sondern auch einer der mental gesündesten Menschen, die ich kannte.
    »Hast du später ein bisschen Zeit?«
    »Ähm … Ich weiß nicht … Also, eigentlich …« Hoffentlich stimmte es auch tatsächlich, dass Frauen dem Mann die kalte Schulter und nicht allzu viel Interesse zeigen sollten.
    Schweigen.
    Also eigentlich was? Mir fiel nichts ein, was ich sagen konnte. Panik kroch in mir hoch. Ich hatte es mir schon bequem gemacht. Vor mir stand ein Schokoladenpudding (diese beiden Dinge waren sekundär), und ich hatte meine Haare nicht gewaschen (das war das größere Problem).
    »Ist schon okay, wenn du nicht willst. Vielleicht ein anderes Mal.«
    Ich sank zusammen und machte ein Gesicht wie die Leute in Horrorfilmen, wenn der Massenmörder vor ihnen steht und ihnen bewusst wird, dass sie das nächste Opfer sind. Totale Panik.
    »Ich hätte schon ein, zwei Stunden Zeit«, versuchte ich, die Situation zu retten, »aber ich muss heute noch …« Hilfe! Mir musste schnell etwas einfallen, womit ich mein Zögern von vorhin erklären konnte. Schnell! »Ich muss heute noch Papierkram erledigen.«
    »O ja, das kenne ich.«
    »Ja, grässlich«, brabbelte ich.
    »Wenn du willst, hole ich dich um neun Uhr ab, und wir gehen in Popeye’s Cocktail Lounge .«
    »Okay.« Von dem Lokal hatte ich noch nie gehört. Hoffentlich waren da nicht nur Leute, die alle zwanzig Jahre jünger waren als ich.
    »Schön. Bis dann.«
    »Ja, bis dann.«
    Ich drückte den roten Knopf und legte das Handy gerade auf den Tisch, als es erneut klingelte. Sascha hatte wohl noch etwas zu sagen, deshalb achtete ich nicht auf das Display. »Ja?«
    »Mit euch Kindern hat man nichts als Ärger«, ertönte es durch den Hörer.
    »Mutter?«
    »Markus will nicht mehr hier bleiben!«
    »Aber es ist doch nur verständlich, dass er nach Hause möchte.«
    »Pah! Hier ist doch auch sein Zuhause!«, blaffte sie mich an.
    »Aber es geht ihm doch schon viel besser, und bald kommt der Gips weg. Freu dich doch für ihn.«
    Sie hörte gar nicht zu, sondern meinte: »Der Papi ist auch ganz traurig.«
    Ich holte tief Luft. »Ihr werdet es überleben. Wenn der Unfall nicht passiert wäre, dann würdest du jetzt keinen solchen Stress machen.«
    »Es ist aber Stress.« Sie blieb stur. »Jetzt muss ich wochenlang jeden Tag zum Markus. Schließlich muss ich ihm die Wohnung putzen und was zu essen machen.«
    Ich machte sie lieber nicht darauf aufmerksam, dass sie das eigentlich nicht musste. Am Ende würde sie sich auch noch mit mir verkrachen. »Na ja, ein paar Wochen sind ja nicht sooo lang«, sagte ich stattdessen.
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das kommt darauf an. Wenn du lebst wie die Made im Speck, sind ein paar Wochen nichts. Wenn du gefesselt bist oder kein Dach über dem Kopf hast, ist sogar ein Tag lang.«
    Ihre Art der Philosophie war noch nie mein Ding gewesen, und oft verstand ich die genauen Zusammenhänge nicht, deshalb sagte ich bloß: »Das geht auch vorbei.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Jetzt freu dich halt für ihn.« Langsam wurde ich ungeduldig.
    »Gefühle kann man nicht herumkommandieren«, meinte sie

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