Ohne Schmerz - Kein Halleluja
schätzen weiß.
In Palas de Rei komme ich um 14.00h an. In der Albergue Buen Camino finde ich ein Bett und sehe Donna vor einem Bier sitzen. Bier ist eine ausgezeichnete Idee und so sitzen wir bald zu zweit da. Sie erzählt mir, dass sie sich unterwegs ein wenig verlaufen hat. „Aber ich habe mich überhaupt nicht verloren gefühlt. Ich weiß immer wo ich bin, ich bin immer HIER. Nur weiß ich manchmal nicht wo HIER ist.“ Ich muss lachen. Donna hat in zwei Sätzen eine komplette Lebensphilosophie dargelegt und war auch noch witzig dabei. Sie erzählt auf meine Bitte hin ein wenig aus ihrem Leben. Eine Frau in den Sechzigern mit Nasenpiercings und dieser überströmenden Lebenslust, die sie aus jeder Pore ausstrahlt, ist ja nun auch nicht alltäglich. Bis zu ihrem 12 Lebensjahr wuchs sie unter Eskimos in Kanada auf, fernab jeder Zivilisation. Offenbar war ihr Vater so eine Art Naturforscher. Die Inuitsprache beherrscht sie immer noch. Sie ist verheiratet mit einem Piloten und hat mittlerweile Enkel. Wir philosophieren ein wenig über das besondere Verhältnis zwischen Enkeln und Großeltern. Dann knurrt mir der Magen und das Bier macht sich bemerkbar. Seit ich auf dem Weg laufe, esse ich tagsüber nur wenig und vorwiegend leichte Sachen, wie Obst oder Müsliriegel. Der Hunger kommt erst am Nachmittag. In einem kleinen Restaurant bestelle ich mir ein Pilgermenü für 9.- Euro. Pasta, Huhn, Mandelkuchen und ein Glas Wein. Durch die Scheibe sehe ich Katharina. Ich winke sie herein. Katharina wird begleitet von Eva, einer Brasilianerin, die in Deutschland lebt. Das Essen schmeckt in angenehmer Gesellschaft gleich noch besser. Und natürlich tauschen wir Geschichten aus.
Eva hat ein wenig zuviel zugelangt und somit nach dem Essen etwas Magendrücken. Ein Hierbas, der hier in eisgekühlten Gläsern ausgeschenkt wird, behebt das Problem aber rasch. Eva und Katharina sind beide etwas müde und verabschieden sich nach dem Essen. Ich setzte mich auf die Terrasse der Kneipegegenüber, wo ich auch James und Carol wiedertreffe. James mag, ebenso wie ich, die Band „The Smith“ sehr gern und so haben wir prompt ein ziemlich umfangreiches Thema. Das Glas Wein wird hier für achtzig Cent ausgeschenkt. Die Mischung aus Pilgern und Einheimischen ist lustig und angenehm. Ich lasse mir ein paar Brocken Gallego beibringen, die ich kurz darauf wieder vergessen habe.
11. Etappe
Von Palas de Rei nach Arzuá (ca. 29km) Ca. 8 Stunden inkl. Pausen
Palas de Rei – San Xulian 3km,- Casanova 6km, -Lebreiro 10km,, – Melide 15km,,- Ribadiso de Baixo 24km, - Arzuá 29km (Kleinere Auf- und Abstiege zwischendurch von jeweils 50 – 100 Metern)
Von Palas de Rei gelangen wir, den Pfeilen hinterher, recht schnell wieder in ländliche Strukturen. Das Dörfchen San Xulian bietet eine restaurierte romanische Kirche und eine sehr gepflegte Herberge. Das Gelände wird jetzt leicht hügelig, eine Rast in Campanilla bei der Bar „Dos Alemannes“ (es sind aber Spanier!) empfiehlt sich. Die Pause sollte nicht zu lang sein, denn es lohnt sich in Melidé eine ordentliche Mittagspause einzulegen. Der Pulpo in Melidé gilt als der Beste von ganz Galizien. Sehr gut und berühmt ist die Pulperia Ezequiel, an der man auf dem Camino direkt vorbeikommt. Der Weg hinein nach Melidé führt durch ein kleines Gewerbegebiet und ist nicht unbedingt ein Hingucker. In Melidé treffen sich der Camino Frances und der Camino Primitivo, der von Oviedo an der Atlantikküste entlang führt. Kurz hinter Melidé steht der 50km Stein, auch ein sehr beliebtes Fotomotiv. Die Strecke ist jetzt wieder ländlich, wir wandern durch einen Eukalyptuswald, je nach Jahreszeit und Witterung liegt ein leichter Hustenbonbonduft in der Luft. Das idyllische Ribadiso de Baixo bietet eine sehr schöne, historische Albergue, falls man nicht in Arzuá übernachten möchte. Der Weg nach Arzuá hinein führt mal wieder entlang der Strasse, die Herbergen liegen im Ort entlang des Camino verteilt. Arzuá ist weder besonders hübsch noch besonders hässlich, der Ort ist für seinen Queixo, einen milden Kuhmilchkäse bekannt. Ein Besuch in einer Quexeria, die ebenfalls am Camino liegt, lohnt sich. Wenn man Käsefreund ist. Eine Weichkäsesorte in Form eines Kegels wird „Tetilla“ genannt, was freundlich übersetzt, soviel wie „Brüstchen“ bedeutet. Angeblich geht der Begriff auf mittelalterliche, galizische Bauern zurück, die damit gegen die Verkleinerung von Brüsten an Statuen in der
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