Ohne Schmerz - Kein Halleluja
18.30h ab. Kaum an Bord, werden bereits Snacks und Getränke gereicht. Dazu Cartoons im Bord TV und Musik über kostenlose Kopfhörer. Ich gönne mir ein Wasser und ein Glas Weißwein. Die Fahrt geht durch eine beeindruckende Gebirgslandschaft, karstig und wild. Stellenweise liegt sogar noch Schnee. Am Busbahnhof Leon, pünktlich um 20.00h angekommen, schultere ich meinen Rucksack und rufe Thomas an. Mein Freund wartet bereits auf mich in Leon. Er ist schon seit ein paar Tagen da und erholt sich von seinen bisherigen 500 Kilometern zu Fuß. Mittlerweile läuft er den Camino zum zweiten Mal. Thomas ist Vierzig, erfolgreich selbständig und das, was man einen Barockmenschen nennt. Außerdem ist er unkompliziert und so unprätentiös wie eine Leberkässemmel. Breit grinsend sitzt er, zottelbärtig, ein Weinglas in der Hand, vor einer Bar gegenüber der Kathedrale. Meinen Rucksack stelle ich rasch im Hotel Paris, mitten im Zentrum, ab und lasse mir dann, bei einem Wein, alle seine bisherigen Abenteuer berichten. Thomas ist braungebrannt und seit Wochen unrasiert und wirkt sehr verwegen. Von seinen ursprünglich 93 Kilo hat er bereits etliche verloren. Nach ein paar Glas Tinto stößt eine Pilgerin zu uns, die Thomas bereits kennt. Melanie ist jung, gut drauf, trägt einen weißen Trillbi-Hut und bezeichnet sich als bekennende Lesbe. Von mir aus – jeder nach seiner Facon. Melanie erweist sich als trinkfest und hat eine wunderbar laute Lache. Wir schlendern weiter von Bar zu Bar durch das berüchtigte Barrio humido, das feuchte Viertel der Altstadt. Leon ist wirklich schön, der Wein ist gut, die Tapas reichlich und immer wieder kommen wir mit netten Einheimischen ins Gespräch. Morgens um zwei schlendern wir, leicht angeheitert, zurück zum Hotel. Das war ja mal ein netter Auftakt!
Sehenswert in Leon : die Catedral de Leon (frühgotisch, 13. – 14. Jh.) und die Basilica de San Isidro (romanisch,10. – 12. Jh.) und natürlich die Altstadt an sich.
Infos zu Leon:
Wie schon gesagt, sind die Albergues in Leon nicht besonders empfehlenswert. Ein preiswertes Hotel oder eine nette Pension ist da der bessere Rat. Besonders vor dem Hintergrund, dass Du am Abend in aller Ruhe auch die Stadt erkunden und ihr Nachtleben genießen möchtest. Da sind strikte Schlusszeiten, wie in den Herbergen üblich, eher kontraproduktiv.
Gegenüber der Kathedrale befindet sich das Touristen und Pilger Büro. Hier bekommst Du alle Infos, die Du brauchst und, falls noch nicht vorhanden, auch den Pilgerausweis.
1. Etappe
Von Leon nach Villadangos del Paramo (ca. 21km) oder nach Villar de Mazarife (ca. 23km)
6 – 6,5 Stunden inkl. Pausen
Leon – Virgen del Camino 8km, ca.90 Höhenmeter Steigung, - Valverde de la Virgen 12km, - Villadangos del Paramo 21km
Von Leon aus, hinter der nächsten Ortschaft „La Virgen del Camino“ gibt es zwei Möglichkeiten den Camino zu gehen. Die traditionelle Route führt nach Villadangos, die landschaftlich schönere nach Villar de Mazarife. Vor der Kathedrale starten wir und folgen den gelben Pfeilen und den im Boden eingelassenen Muschelsymbolen. Der Weg führt uns durch die Altstadt, durch Wohn- und Geschäftsviertel und vorbei am ehemaligen Monasterio de San Marcos, das heute ein Parador Hotel ist.
Die Kathedrale von Leon bei Nacht
Thomas im Garten der Albergue in Villadangos del Paramo
Nach der Stadtgrenze passieren wir ein paar kleinere Poligonos (Gewerbegebiete), was nicht unbedingt erhebend und schön ist. Dieser Teil des Weges ist nicht besonders aufregend, bietet aber den Vorteil nur geringe Steigungen zu haben und sich somit gut einlaufen zu können. Hinter Leon, nach rund 8km erreichen wir Virgen del Camino. Die Kirche am Wegesrand ist in seiner Betonoptik ziemlich 60er Jahre und nicht unbedingt einer näheren Betrachtung wert. Die Bar „Virgen del Camino“ hingegen ist eine nett geführte kleine Kneipe mit leckeren Tortillas und freundlichen Wirtsleuten. Hier lohnt es sich eine Pause einzulegen.
Kurz darauf erreichen wir ein Stück Autobahn, an dem wir vorbeigehen und weiterhin den Pfeilen folgen. An der Wegzweigung, die die Richtungen nach Villar de Mazarife bzw. nach Villadangos angibt, müssen wir uns entscheiden.
Wir entscheiden uns für Villadangos, unterqueren dabei die Autobahn A66 und folgen der Nationalstrasse. Villar de Mazarife ist zwar etwas schöner, hat aber den Nachteil, dass die nächste Rast auf der folgenden Etappe, erst nach mehr als 10km möglich ist und die Etappe
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