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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Herr Malinger
war zwar sehr modern eingestellt, aber er war auch ein vorsichtiger und
vernünftiger Geschäftsmann. Die restliche Geschäftsleitung war in ihrer Meinung
gespalten und völlig uneins. Letztendlich wurde die Entscheidung auf das
nächste Geschäftsjahr verschoben. Dann lägen die finalen Zahlen aus 2009 vor
und vielleicht könnte man dann wieder positive Signale zur Auftragslage und ein
Abflauen der Wirtschaftskrise erkennen.
    Verhandlungen dieser Art
strengten Franz mehr und mehr an. Dieses ewige Lamentieren, taktieren und
argumentieren war nicht sein Ding. Er sehnte sich beinahe zurück an die Zeit,
wo er nicht Chef der IT, sondern nur einfacher Mitarbeiter war. Damals wurde
ihm konkret ein Projekt übertragen und er konnte sich an die Umsetzung machen.
Einzig das Wie und das Wann hatten ihn zu interessieren. Ja, ja, das waren noch
Zeiten. Aber jetzt war er müde und abgespannt. Er wollte für sich persönlich
eine Belohnung und die würde er sich nun auch gönnen. Aber das ging nicht in
München, dafür musste er für seine Frau und die Kinder eine kleine, unerwartete
„Dienstreise“ zu einem seiner Zulieferer erfinden. Er würde zwar angeben, nach
Ingolstadt zu fahren. Allerdings war Augsburg sein Ziel.
    Die Telefonnummer war
schnell gewählt und der Treffpunkt vereinbart. Seine persönliche Belohnung war
nun zum Greifen nahe, und so machte Franz sich auf den Weg.
     
    ***
     
    Franz Korber bemerkte nicht, wie sich
ein schwarzer Mercedes an seine Fersen heftete und ihm, in entsprechendem
Abstand, bis zu seinem Treffpunkt in Augsburg folgte. Franz war viel zu
euphorisch und sicherlich auch zu blauäugig, um einen Verfolger zu bemerken
oder überhaupt daran zu denken.
     
    ***
     
    Es war Ende November und Franz Korber
war für zwei Wochen im Urlaub. JP war mit einem Spezialprojekt zur Verbesserung
der Datenqualität der verschiedenen Anwendungen innerhalb aller
Malinger-Gruppen voll ausgelastet und war in diesen Tagen einer der stillsten
Mitarbeiter der IT-Abteilung, da er sich intensiv konzentrieren und die sehr
komplexe Materie durchdenken und zusammenfassen musste. Er hatte schon durchaus
sehr gute Ansätze gefunden und arbeitete fieberhaft an dem entsprechenden
Umsetzungs- und Projektplan, den er Franz Korber sofort nach dessen Rückkehr
präsentieren wollte. Natürlich war auch dies mit initialen Investitionskosten
verbunden, die sich allerdings binnen eines Jahres amortisieren konnten.
             Dennoch musste jegliche Art
von Ausgaben im Moment sehr gut begründet werden und Franz hatte im Moment
wenig Spielraum für eigene Entscheidungen. Die Geschäftsleitung ließ sich jeden
Cent zur Freigabe vorlegen und musste jedes Mal und sehr mühsam überzeugt
werden. Hier klafften natürlich technisches Verständnis, Idealvorstellung und
reine Wirtschaftlichkeit weit auseinander und Franz hatte in den letzten Wochen
häufig den Kürzeren gezogen. Seine Vorschläge wurden abgelehnt bzw.
"geparkt“, wie er gerne sagte. Das Telefon läutete just in dem Moment, als
JP soeben eine komplexe Übersichtsgrafik im MS PowerPoint bearbeitete.
    „Hallo, Herr Santa Cruz.
Hier ist Dr. Elisabeth Drager. Sie wissen, wer ich bin?“ Na und ob JP das
wusste! Dr. Drager war die Personalchefin der gesamten Malinger-Gruppe, bekannt
für ihren messerscharfen Verstand und gefürchtet wegen ihrer toughen Art bei
Verhandlungen mit Gewerkschaft und Betriebsrat. Einige bösartige Zungen nannten
sie, aber nur hinter vorgehaltener Hand, Dr. Dragon, was für Drachen stand.
„Gut, Herr Santa Cruz. Darf ich Sie bitten, gleich in meinem Büro
vorbeizukommen. Ich habe etwas Vertrauliches mit Ihnen zu besprechen. Bis
gleich!“
    Bei Dr. Drager war das
Wort „gleich“ wirklich „unmittelbar“, d. h. ohne jegliche Verzögerung. Fünf
Minuten später saß JP ihr gegenüber. Er fühlte sich sehr deplatziert in seiner
legeren Kleidung. Er trug Jeans und Hemd und hatte irgendwie ein ungutes Gefühl
im Magen. Dr. Drager war eine sehr charismatische Person Mitte 40, die es
gewohnt war, auf dem Chefsessel zu sitzen und sich bestimmt kein X für ein U
vormachen zu lassen. Sie war schwer einzuschätzen. Aus der Nähe betrachtet war
sie eine sehr hübsche Person: schmales, gleichmäßiges Gesicht, ca. 165 cm groß,
kurzes brünettes Haar, blitzblaue Augen und eine randlose Brille. Sie trug ein
stylishes Kostüm und war auch sonst extrem gepflegt, was Fingernägel, Haut und
Haare betraf. An Blumen-Deko schien sie ein Faible für

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