Ohne Skrupel
der
Teufel steckte im Detail. JP musste viel recherchieren und letztendlich ein
realisierbares Konzept bis Freitag erarbeiten. Jedenfalls fühlte sich das als
echte Herausforderung an und die liebte JP immer.
***
Die Affäre mit Susanne, der
Sekretärin von Dr. Drager, war ein heftiges und intensives Intermezzo von genau
51 Tagen. Es war nun seit über einem Jahr vorbei mit ihr, aber Susanne hatte es
offensichtlich irgendwie immer noch nicht ganz überwunden. JP konnte es an
ihrer Verwirrtheit und Ihrem Blick sehen, wenn Sie sich beruflich begegneten.
So auch diesmal, als er ins Büro von Dr. Drager gebeten wurde. Susanne Blick
stach ihm direkt ins Herz. Privat gab es keinen Kontakt mehr. Soweit es JP
bekannt war, war Susanne seit damals Single. Schade, aber es hatte einfach
nicht funktioniert, obwohl die Voraussetzungen anfänglich sehr gut waren.
„Klick“ gemacht hatte es auf dem Oktoberfest 2008. Die Firma Malinger hatte
einige Tische im Hypodrom-Zelt für ihre Mitarbeiter reserviert. Alle
Mitarbeiter kamen in bayerischer Landestracht, viele der Männer in Lederhosen
und Trachtenhemd, die meisten Frauen im Dirndl. JP besaß bis dahin noch keine
derartige Kleidung und hatte sich speziell dafür mit den typischen
Haferlschuhen, Trachtenstrümpfen und natürlich knielangen Lederhosen, Hemden
und Janker bei Trachten Redl in der Weltenburgerstraße 17 ausgestattet. Elke,
die attraktive Eigentümerin, hatte ihn persönlich beraten und typperfekt
eingekleidet. Diese bayrische Tracht war ungewohnt für JP, aber er fand selbst,
dass er sehr, sehr gut darin aussah! Seine große, extrem sportliche und
schlaksige Figur, die dunklen Haare und die blaugrünen Augen wirkten in der
bayrischen Tracht einfach noch einen Tick besser als sonst.
Er war tatsächlich noch
niemals vorher auf dem Oktoberfest gewesen und dachte immer, dass er
Massenaufläufe dieser Art hassen und verabscheuen würde. Weit gefehlt! Das
Oktoberfest – die Wiesn, wie es in München heißt – faszinierte ihn geradezu und
er brachte es in seinem ersten Jahr gleich auf sechs Wiesn-Abende. Im Jahre
2009 brachte er es schon auf zehn Wiesn-Abende. Der „Malinger-Abend“ war für JP
sein Wiesn-Einstand. Ab 17:00 Uhr waren die Tische für die Firma reserviert.
Die IT-Abteilung kam schon in Tracht zur Arbeit und fuhr direkt von der Arbeit,
gemeinsam mit der U-Bahn vom Malinger Werk zur Wiesn. Franz Korber hatte Budget
bekommen, um alle acht deutschen Kollegen und die drei Besucher aus den
IT-Abteilungen in Spanien und Schottland auf zwei Maß Bier, ein Hendl und eine
Brezen in der Ochsenbraterei einzuladen.
Zuerst sollte es das
Mittagessen in der Ochsenbraterei geben. Anschließend war ein Abteilungsbummel
durch die Fahrgeschäfte geplant – auch dafür hatte Franz Korber Budget für je
zwei Fahrgeschäftsfahrten pro Person. Es war ein herrlicher Tag, Sonne pur und
fast an die 20 Grad warm – keine Selbstverständlichkeit für Ende September. Man
konnte draußen in der Sonne sitzen. Es war einfach herrlich! JP fand die ganze
Stimmung sensationell. Er hatte so etwas noch nirgendwo auf der Welt erlebt!
Das Oktoberfest wurde schon oft und auf allen Kontinenten kopiert, aber nichts,
wirklich nichts kam dem Original in München auch nur nahe. Über sieben
Millionen Besucher aus aller Welt jedes Jahr kamen hierher!
Die Malinger IT-Abteilung
kam voll auf ihre Kosten. Die zwei Tische machten den größten Lärm von allen.
Die beiden Spanier vertrugen das starke Wiesnbier gar nicht und waren schon
nach der ersten Maß „sternhagelvoll“. Der schottische Kollege, ein rothaariger
Riese von zwei Metern, wollte allen zeigen, dass ein echter Schotte, der sonst
„Whisky schon zum Frühstück“ trinkt, unter sechs Maß (=6 Liter) Bier noch gar
nicht beginnt sich wohlzufühlen. Die bayerischen Kollegen wollten sich von so
einem schottischen Angeber nicht in die Schranken weisen lassen und hielten
ordentlich mit. Um 14:45 Uhr wurden die Gesänge an den beiden Tischen immer
lauter, um 15:30 Uhr immer unverständlicher und waren um 16:30 Uhr einfach beim
besten Willen nicht mehr als „Musik“ oder als „Gesang“ identifizierbar.
Kurzum, der Bummel zu den
Fahrgeschäften fiel aus und Franz Korber nutzte dieses „freie Budget für die
Fahrgeschäfte“, um die doch erhebliche Zeche dann auch noch voll zu übernehmen.
Der lange, zaundürre Sebastian – Basti, wie ihn alle nannten – hatte den
Wettstreit mit dem schottischen Kollegen Angus gewonnen, sieben
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