Ohne Skrupel
Maß Bier für
den Bayern und fünfeinhalb Maß für den Schotten. Unglaublich! Wo steckte Basti
das bloß hin – er hatte ja überhaupt kein Körperfett. „Alles nur eine Frage der
Technik!“, lallte Basti gegen 16:00 Uhr. Später hätte er nicht mehr so viele
Worte in verständlicher Form herausbringen können.
Die anderen bayrischen
Kollegen lagen fast alle auch bei drei oder vier Maß Bier. Angus, der riesige
Schotte, schlief zum Schluss mitten im Trubel, den Kopf vornüber auf dem Tisch
abgelegt. Franz Korber und JP mussten ihn in ein Taxi setzen, den Fahrer vorab
bezahlen und ihm einen Zettel mit seinem Namen – für die Rezeption im Hotel
Nestor in der Leopoldstraße – mitgeben. JP hatte beim zweiten Maß Bier die
Reißleine gezogen, aber er war für seine Verhältnisse auch sehr betrunken. Die
Sonne, die frische Luft und das starke Bier! Das war mehr, als er vertragen
konnte. Um 17:00 Uhr, beim Malinger Firmentisch im Hypodrom, waren nur noch
vier von den IT-Mitarbeitern dabei. Franz Korber, JP und die beiden Spanier –
die waren inzwischen schon wieder zumutbar nüchtern und wollten unbedingt noch
weiterfeiern. Alle anderen hatten genug und gingen, nein, torkelten nach Hause.
JP saß mit seinen vier Kollegen frühzeitig an den reservierten Tischen. Es
hatten jeweils zehn Personen Platz an einem Biertisch. JP ließ gerade diese
sensationelle Zeltstimmung auf sich wirken und sah sich fasziniert um. Da kam
eine Gruppe mit sechs Malinger Mädels, allesamt fesch rausgeputzt, im Dirndl
und wohl in bester Partystimmung. Weil es „grad vom Platz her so gut passte“, –
wie er später von Susanne erfahren sollte, eine ganz bewusste Entscheidung der
Mädels: die vier „feschesten“ Männer der Firma und ohne weibliche Begleitung –
setzten sie sich zu den IT-Jungs an den Tisch.
Susanne war JP immer
schon positiv in der Firma aufgefallen. Sie war eine besonders adrette junge
Frau, rötlich-blonde Haare, viele Sommersprossen um die Nase, gertenschlank und
mit „'ner Menge Holz vor der Hütten“, sprich: obenrum sehr wohl proportioniert.
Persönlich hatten sie bisher noch nicht viel Kontakt gehabt, zumal die
Mitarbeiterinnen der Personalabteilung den Stempel der Unberührbarkeit wie ein
Markenzeichen vor sich hertrugen. In JPs Augen sah Susanne an diesem Abend
einfach umwerfend in ihrem Dirndl aus. Zwischen „positiv aufgefallen“ wie
bisher und „total fasziniert“ wie an diesem Abend, lagen Welten. Susanne saß
„zufällig“ genau ihm gegenüber und er konnte sich einfach nicht sattsehen! Ihre
grünen Augen fixierten, nein hypnotisierten ihn geradezu. Schon um 19:00 Uhr
war die Sache entschieden und JP wäre Susanne an jeden Ort der Welt wie ein
hechelnder, geifernder Hund hinterher getrabt. Vorzeitig verließen die beiden
die Wiesn und fuhren direkt mit dem Taxi in JPs Wohnung.
Im Taxi ging es schon
los! Sie konnten einfach nicht mehr an sich halten und boten dem Taxifahrer
schon eine kleine Peepshow für den Rückspiegel. Als ob sie jahrelang keinen Sex
gehabt hätten, fielen die beiden schon im Flur und dann im Wohnzimmer wie
ausgehungerte Wölfe übereinander her. Es war einfach unglaublich und
megaheftig! Beide Sofas, der Fußboden, das Bett, sogar die Küche und das Bad
wurden in dieser Nacht Zeugen unglaublicher Lüsternheit. JP übertraf alle
Rekorde, was seine Potenz und Ausdauer anging. Schlaf war diese Nacht einfach
nicht drin.
In den Morgenstunden
kamen sie, eigentlich nur notgedrungen deshalb zur Ruhe, weil er wie auch sie
einfach wund an den Genitalien waren und Sex damit schmerzhaft wurde. JP war
diese wilde Art von Sex nicht vertraut. Er war normalerweise ein sehr
romantischer Typ und sah Sex als Folge einer guten allgemeinen Stimmung, eines
schönen Abends oder guten Essens, mit entsprechender Hintergrundmusik,
Kerzenschein, einer guten Flasche Wein. Und für Sex gab es für JP nur einen
Ort: das Bett! Der nackte Fußboden, die Küche, Bad, Sofa etc. waren für ihn
bisher keine Option dafür. Das war ihm irgendwie immer zu tierisch-animalisch,
zu primitiv. Diesmal war es anders. Es gehörte irgendwie dazu. Susanne
animierte und motivierte ihn entsprechend. Er konnte nicht anders, als
mitzumachen. Begeistert mitzumachen.
Die nächsten Wochen
suchte Susanne ständig seine Nähe. Tagsüber im Job kam sie häufig mal vorbei
und vernaschte ihn gerne in einem leeren Büro, einem Lagerraum, auf einer
Toilette, in seinem Auto auf einem Parkplatz, im Treppenhaus und sogar
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