Ohne Skrupel
Post-Pony-Express fünf volle Tage für die Zustellung brauchte und
in der Zwischenzeit ein paar tausend Leuten der „Arsch auf Grundeis ging“, sie
kaum noch schlafen, essen oder mit ihrem Ehepartner Sex haben könnten. Höllenangst
um den Job, die nationale Sicherheit und vor Krieg und Terrorismus. Er fand
sich damals unglaublich cool! Der „coole Crazy Charly“ klaut sich ein paar
Abschusscodes direkt aus dem Rechenzentrum des US-amerikanischen Pentagons.
Direkt vor den Augen all dieser Wichtigtuer!
Crazy Charly, der Hacker
aller Hacker! Er konnte den Druck des imaginären Lorbeerkranzes beinahe auf
seinem Kopf spüren. Er würde eingehen ins Walhalla der Hacker! Die vom Pentagon
fanden das allerdings ganz und gar nicht cool! So hielt der Triumph von Crazy
Charly nur kurz, sehr kurz! Alle Zeitungen waren damals voll davon.
Wahrscheinlich hatte JP alle amerikanischen Sheriffs, FBI und CIA etc., aber
zum Glück „nur“ diese, hinter sich her. Dem Mossad wäre er nicht entwischt. Der
war viel kleiner und damit wohl auch schlagkräftiger. Aber egal, er kam davon,
wenn auch gerade mal so.
Er war zu Besuch bei
Tante Anna Maria Katarina in Philadelphia. Seine Tante machte mit ihm einen
Ausflug ins Pentagon. Tante Anna Maria Katarina wollte ihn mit der Größe dieses
Gebäudes und mit den enormen Sicherheitsmaßnahmen beeindrucken. Der Stolz der
Vereinigten Staaten von Amerika. „Das Pentagon ist eines der größten Gebäude
der Welt und so sicher, da kommt nicht mal eine Maus an der Sicherheitskontrolle
vorbei.“ Falsche Ansage: Dies war eine unmissverständliche Einladung an Crazy
Charly, den größten Hacker aller Zeiten! JP knackte binnen weniger Tage alle
Firewalls, Zugangscodes und Sicherheitsmechanismen und besorgte sich „rein zum
Spaß“ und als Beweis für seinen „Besuch“ die Abschusscodes von gut fünfzig
Cruise Missiles. Diese druckte er aus und verschickte sie per Post, gleich
direkt an „den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika“, der sollte ja
zumindest wissen, wie schlampig seine teuer bezahlten Jungs und
Sicherheitsexperten im Pentagon waren. Fairness halber, damit die schlampigen
Jungs zumindest ein bisschen aufräumen und sich für den großen Anschiss
Ausreden ausdenken konnten, schickte er per E-Mail (das hatten die Militärs
damals schon..), umgeleitet über diverse Router, jeweils ein paar der
Abschusscodes an verschiedene Generäle von Luftwaffe, Army und Navy.
Der Schuss ging dann für
JP gewaltig nach hinten los! Hätte er nicht so viele Leute von seinem
„Einbruch“ informiert, hätten die allesamt gar nicht gewusst, dass er jemals in
den Computern und Rechenzentren des „heiligen“ Pentagons herumgestöbert und
sich bedient hatte. Aber, wenn´s keiner weiß, wer sollte einem dann Anerkennung
geben? Und ein Hacker braucht Anerkennung.
Naja, der Diplomat Dr.
Davide Santa Cruz, sein Papa, musste sich massiv einbringen und wahrscheinlich
nur durch seine Diplomaten-Verbindungen und viele, viele Gefälligkeiten an
maßgeblicher Stelle, konnte er den Popo seines Ältesten buchstäblich in letzter
Sekunde außer Landes schaffen.
Reiseziel Argentinien,
Pampas, Nahe am Rio Grande. Dort, wo Dr. Davide seinen Sohn JP hinschaffte, das
war wirklich mitten in der Pampas und genau da, wo wirklich NIEMAND freiwillig
lebte und auch niemand freiwillig hin wollte. Sancho Guterez, eine treue Seele
in Diensten der argentinischen Linie des Santa Cruz Clans, brachte ihn und die
Packtiere mit dem Proviant in eine zugige Hütte und verabschiedete sich
sogleich wieder.
Zuerst fand JP es ganz
toll, die nächsten sechs Monate ausschließlich lange schlafen, lesen,
herumreiten und ein bisschen Fliegenfischen zu „müssen“, MEGACOOL. Eigentlich
eine „geile Belohnung“ und ein cooler Urlaub.
Aber: „Kein Strom, kein
Telefon, kein Laptop und KEIN Besuch. Comprendes? Abtauchen, nicht auffallen
und beten, dass Gras drüber wächst!“ sagte Dr. Davide mit finsterem Blick zu
JP. Schon nach zwei Tagen fand JP seinen Aufenthalt scheiße! Nach vier Tagen mega
ätzend! Und dann, bis knapp vor Ende seiner Quarantäne
furchtbarunerträglichselbstmordverdächtig – oder die Steigerung davon!
Erst die letzten fünf
Tage, bevor Sancho ihn abholen kam, war er mit sich und der Welt halbwegs
versöhnt und wirklich so etwas wie glücklich.
Er war tatsächlich ganz
alleine in seiner zugigen Hirtenhütte. Die ganzen sechs Monate! Keine
Menschenseele für 189 Tage! Und er war erst 17 Jahre alt. Er
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