Ohne Skrupel
diese Ausgabe
aus eigener Tasche vorzufinanzieren, da zuerst die Ergebnisse ausgewertet
werden mussten, bevor man sich diesen Betrag eventuell von Malinger
rückerstatten lassen konnte.
Die Geschäftsleitung wurde im Moment
noch nicht über den elektronischen Einbruch informiert.
***
Es war 12:17 Uhr. Hauptkommissar
Holzner stand in Raum Nr. 12 und berichtete lautstark vor versammelter
Mannschaft und JP: „Der Ermittlungskollege der Abteilung
Wirtschaftskriminalität aus Prag kam nicht alleine. Tatsächlich waren vier
Personen aus Prag und zwei von Interpol angereist. Alle Kollegen sind gestern
Nacht angekommen. Das Treffen fand heute um 09:00 Uhr in der Zentrale statt.
Dr. Ott als ermittelnder Staatsanwalt, drei weitere Beamte der Münchner Kripo
und Santa Cruz waren anwesend. Man verständigte sich in deutsch und teilweise
englisch. Die tschechischen Kollegen sind sehr sprachgewandt und extrem gut
ausgebildet. Grund für diese internationale Zusammenkunft: Ergänzung von
polizeilichen Ermittlungen bei unterschiedlichen Delikten und identen
Verdächtigen. Tatverdacht in Tschechien: Subventionsbetrug, Unterschlagung,
Bilanzfälschung, Schwarzarbeit und unzählige Steuer- und Zollvergehen bei dem
Unternehmen MOTOHMOTY s.r.o , deren Gesellschafter und Eigentümer zwei
Deutsche, ein Engländer und ein tschechischer Staatsbürger sind. Ein ehemaliger
Eigentümer, auch tschechischer Staatsbürger, war vor gut einem Monat mysteriös
ums Leben gekommen. Seine Anteile wurden am vergangenen Freitag von den Erben
an die anderen Gesellschafter verkauft. Ein sehr bekannter, russischer Staatsbürger
hatte auch am Freitag vergangener Woche überraschend seine Anteile an einen der
Deutschen übertragen, ist also auch ausgeschieden.
Beweismittel: maßgeblich
ein anonym per Post zugestellter Ordner mit Originaldokumenten, Kontoauszügen,
Verträgen, Betriebsbesprechungen und Anweisungen der Eigentümer zu kriminellen
Handlungen. Einer der anwesenden Prager Ermittler war zufällig am vergangenen
Samstag in seiner Dienststelle und hat das an ihn addressierte Paket in Empfang
genommen und sofort Alarm geschlagen. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass
unsere Ermittlungen im Falle Malinger, die identen Personen betreffen, die in
der Tschechischen Republik auch die Eigentümer der Firma MOTOHMOTY s.r.o sind.“
Holzner machte eine Pause
und sah eindringlich in die Runde seiner Kollegen. Überraschung war auf den
Gesichtern zu erkennen. Nun kam er richtig in Fahrt und verabschiedete sich
augenblicklich von seinem hölzernen Beamtendeutsch. „Lange Rede, gar kein Sinn:
Unsere Jungs hier haben sich bei Malinger sehr vorsichtig über die Jahre das
nötige Kleingeld zusammengeklaut und sich die Taschen vollgestopft, um damit
eine Firma aus der Automobilbranche im Ausland billig zu kaufen. Diesen Laden
haben sie dann ausgeblutet und aufgepeppt, haben die Bilanzen ordentlich frisiert,
um die Bude dann mit sackrischem Gewinn an die blöde, reiche Firma Malinger in
München zu verkaufen.
Da diese Verkäufer
zufällig auch bei Malinger Autoteile in der Geschäftsleitung hockten, können
sie den horrenden Kaufpreis für diese hässliche Kröte – ich meine, diese
ausländische Schwindelfirma – schon irgendwie rechtfertigen und dem anständigen
Herrn Malinger unterjubeln und ihn damit gehörig aufs Kreuze legen!
Kollegen, das ist die
allergrößte Sauerei, die mir in 30 Jahren Berufserfahrung jemals untergekommen
ist!“, polterte Holzner in die Runde. „Nein, Kollege Holzner“, entgegnete ein
Beamter in zivil lächelnd, „das nennt man Business!“ Alle anwesenden lachten,
Holzner nicht. „Leute, ihr könnt das nennen wie Ihr wollt. Ich nenne das ein Kapitalverbrechen!
Santa Cruz meint übrigens, dass dies bereits vorher bei Firmenkäufen in Polen
auch genauso gemacht wurde....
Jedenfalls werden wir das
jetzt stoppen! Jetzt ist es aus mit diesem „Business“! Jetzt ist Zahltag! Der
Staatsanwalt Dr. Ott und mein Chef kümmern sich soeben um die Haftbefehle und
Durchsuchungsbeschlüsse! Wir haben morgen Großeinsatz! Wir werden alle
gleichzeitig hochnehmen! McGregor plant um 08:10 Uhr von Frankfurt abzufliegen.
Damit geht‘s los! Gleichzeitig schlagen die Kollegen in Berlin und wir in
München zu. Mit voller Mannschaft! Es wird alles beschlagnahmt, das irgendwie
nach Computern oder sonstigem Beweismitteln wie Ordner, Papiere usw. aussieht.
Wir bringen das Zeug dann in unsere Asservatenkammer, zur späteren
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