Ohne Skrupel

schon lange durchdachte Idee endlich
konkret auszusprechen.
    „FATBOY, ich denke, am
Dienstag wird die deutsche Polizei McGregor verhaften. Das Beweismaterial
reicht vollkommen aus! Für den Wirtschaftsprüfer Fuchs haben wir, glaube ich,
noch nicht genug zusammen. Aber ich schätze, McGregor wird sicherlich gegen ihn
aussagen. Der ist fix und fertig, denke ich! Für den Dritten im Bunde müsste
das Material auch für eine Verhaftung reichen. Wenn die alle erst mal verhaftet
sind, können wir immer noch mehr Beweise zusammentragen. Außerdem werden sie
sich vielleicht gegenseitig belasten.
    Wer immer sonst noch
verwickelt ist, wissen wir nicht. Ich will, dass diesen Verbrechern komplett
der Boden unter den Füßen wegegezogen wird. Es ging ihnen immer nur ums Geld!
Hier sind sie am Meisten verwundbar. Und hier vernichten wir sie!
    Bitte richte bei der Bank
des Syndikats auf den Cayman Islands sofort neue Konten für uns ein! Deines und
meines! Ich will, dass Du bis spätestens Dienstagmorgen deutscher Zeit alles
vorbereitest hast, um die Konten der bis jetzt bekannten Syndikatsmitglieder
komplett leer zu räumen. Alle Aktien, alle Wertpapiere, alle Edelmetalle etc.
ALLES Verkaufbare musst Du verkaufen! Egal zu welchem Preis! Egal ob Euro,
Dollar oder Japanische Yen... Du machst bei jeder Bank am Montagabend um 16:59
Uhr einen kompletten elektronischen Transfer aller Barmittel per Blitzanweisung
auf das Konto des jeweiligen Syndikatsmitgliedes auf den Caymans. Es muss so aussehen,
als ob sie ihre Konten selbst geplündert und die Überweisung veranlasst hätten.
    Oder als ob es einer für
alle gemacht hätte. Den angesammelten Barbetrag auf dem Konto jedes
Syndikatsmitgliedes auf den Caymans buchst Du dann bankintern auf unsere neuen
Konten um. Vorerst kein Transfer nach außen, nur eine interne Korrektur
innerhalb der Bank. Die Zeitdifferenz von sechs Stunden kommt Dir dabei zugute.
Es wird die Bank Wochen kosten, diese einfache, interne Umbuchung bzw.
Kontenkorrektur zu identifizieren. Darauf kommen sie einfach nicht! Sie suchen
immer zuerst nach Überweisungen nach aussen, so etwas können sie sofort
verfolgen.... Wir überlegen uns später, was wir mit den Geld machen. Vielleicht
machen wir eine großzügige Spende an eine karitative Einrichtung oder an
Greenpeace.
    Wir entscheiden später,
wie viel dabei für uns hängen bleibt – so wie in New York, Du erinnerst Dich.
Hast du alle Zugriffsrechte und Passworte für die Verkaufsorders und die
elektronischen Überweisungen aller Banken?? Kriegst Du das hin? ....OK... Sehr
GUT! Wusste ich´s doch! Die Syndikatsleute werden hoffentlich am Montagabend
noch nicht merken, dass ihre gesamten Wertanlagen von allen Banken flüssig
gemacht und auf ihr eigenes Konto auf den Caymans überwiesen wurden. Ich
empfehle, dass Du für Montag nach 17:00 Uhr deutscher Zeit eine Störung von
Internetverbindungen auf allen drei Rechnern und eventuell auch den Blackberrys
installierst. Zumindest von ihrem jeweiligen Rechner sollen sie sich nicht
einwählen und Kontostände abrufen können, auch die Handys fürs Internet zu
stören ist schwierig, aber Du schaffst das schon. Auch die PC in den Firmen
nicht vergessen...
    Und: Bitte lass Mischa da
raus, er ist zu unreif und instabil für derartige Dinge. Wir tun ihm mit so
etwas keinen Gefallen – es würde ihn fertig machen und das Geld als solches
interessiert ihn ohnehin nicht. FATBOY, Du weißt, ich vertraue Dir vollkommen!
Bitte enttäusch‘ mich nicht.“
    Mmpf, den letzten Satz
hätte sich JP sparen können … Es war still in der Leitung. JP konnte FATBOY
förmlich atmen hören, aber keiner sagte ein Wort. FATBOY meldete sich ganz leise. „ You can trust me 100%,
JP! When this is over, I want to finally meet with you personally! Now, sleep well!” (Du kannst mir 100% vertrauen, JP.
Wenn das hier vorbei ist, dann will ich dich endlich einmal persönlich treffen!
Nun schlafe gut!)
    Ja, mein Freund, wenn das
hier vorbei ist, dann wird es wirklich Zeit, dass wir uns mal persönlich treffen, dachte JP beim Klang des Freizeichens. Es war ein riskanter Plan, aber
ein guter, riskanter Plan!

Montag, 17. Mai,
München
     
    Der heutige Tag begann mit
Geldausgeben. 66.000 US-Dollar hatte Hildebrandt soeben von seinem Privatkonto
an das Konto von Lucky Eagle Ltd . in Zypern überwiesen und dann die
vorrübergehende Zugangsberechtigung auf die Malinger IT-Systeme für Mosche
Heiligenschein einrichten lassen. Hildebrandt hatte beschlossen,