Ohne Skrupel
sportlichen Betätigungen, waren Badminton und Skifahren. Badminton
spielte er nun mit ein paar Kollegen und Freunden wieder regelmäßig, zumindest
einmal pro Woche. Dabei konnte er sich so richtig körperlich verausgaben und
Stress abbauen. Fürs Skifahren war jetzt noch nicht die richtige Jahreszeit,
aber der Winter kam bestimmt.
München ist eine
wunderschöne Stadt! Sehr gemütlich, viele Straßencafés, schöne Parks,
freundliche Menschen, gutes Essen und verglichen mit New York sehr preiswert.
Hier wollte JP es definitiv für ein paar Jahre aushalten. JP hatte das Gefühl,
„zu Hause angekommen zu sein“. Generell fühlte er sich hier in Deutschland sehr
wohl und überlegte sogar, vielleicht in diesem Land eine Familie zu gründen,
die richtige Partnerin vorausgesetzt. Das Thema Freundin war allerdings in den
vergangenen Monaten ein bisschen zu kurz gekommen. Es hatte sich noch nichts
Richtiges ergeben und Zeit zur Suche hatte er sich keine genommen. Da JP extrem
gut aussah, witzig, charmant und clever war, waren die Interessenssignale von weiblichen
Kolleginnen und sonstigen Bekanntschaften zwar häufig und eindeutig, aber JP
war bisher einfach nicht danach gewesen. Er wusste noch nicht so recht, was er
suchte.
Für „etwas Festes“ war
sein Herz noch nicht frei und hing noch zu sehr in New York und für
oberflächliche One-Night-Stands war er bisher nicht so recht der Typ gewesen.
Aber für eine lockere Beziehung mit gelegentlichem Sex war er nun, im späten
Sommer 2008, im Prinzip bereit. Ein Versuchsballon in diese Richtung sollte nun
nicht schaden. Das Projekt „Wohnungseinrichtung“ war ja nun abgeschlossen, ein
neues Projekt „lockere Freundin“ konnte in Angriff genommen werden. Ein
weiterer Schritt für seinen seelischen Heilungsprozess.
Die Geburt – Rom,
10. Dezember 1980
Anna Giulietta Peppina Santa Cruz war
hochschwanger und beabsichtigte allen Ernstes, der vorhandenen, reichlichen
Verwandtschaft heute noch ein weiteres Kind hinzuzufügen, ihr Erstes
wohlgemerkt. Aber Weitere sollten folgen, in ein paar Jahren, mindestens drei
Jungs, wenn es nach ihrem Mann Davide ginge. Nur noch ein Mädchen, wenn es nach
Anna Giulietta Peppina ginge. Aber das Thema stand nun gar nicht zur
Diskussion.
Gemach, gemach, erst mal
musste Nummer Eins gesund und munter das Licht der Welt erblicken. Warum sollte
dies auch schiefgehen? Sie war 25, gesund und stark. Und sie war prinzipiell
ein optimistischer Mensch. Anna Giulietta Peppina hatte sich für eine
Hausgeburt entschieden. Sie hatte von ihren Freundinnen Julia und Anna-Maria so
viel Schlechtes über Hygiene und Betreuung im „Hospedale di Roma“ gehört. Damit
kam eine Geburt im Krankenhaus absolut nicht für sie infrage. Bei ihren Eltern
in Berlin, in der Charité, da vielleicht, aber in „bella Roma“ - no grazie! Bei
Hygiene und Ordnung, da war Anna Giulietta Peppina kompromisslos und vertraute
nur sich selbst und vielleicht noch ihrer Mutter Elke, die bei ihrer ersten
Hausgeburt natürlich auch in Rom anwesend war.
Die Hebamme, eine
freundliche, italienische Mittfünfzigerin, hatte schon seit dem frühen Morgen,
seit die ersten Wehen eingesetzt hatten, alles penibel vorbereit. Elke, die
sorgenvolle Mutter, extra zur Geburt des Enkels aus Berlin angereist, hatte
alles überwacht und in Italienisch mit hartem deutschen Akzent, wenn auch
grammatikalisch ganz passabel, entsprechende Anweisungen erteilt.
Elke war nun schon seit
über 30 Jahren mit Giovanni Rossellini verheiratet, aber ihr Italienisch hörte
sich immer noch grauenvoll „deutsch“ an. Giovanni Rossellinis Deutsch war aber
auch nicht gerade ein Ohrenschmaus, wobei bei ihm zur grauenvollen deutschen
Aussprache noch zusätzlich furchtbare grammatikalische Ohrfeigen hinzukamen.
Und so kam es, dass im
Hause Rossellini die Dame des Hauses nur deutsch, meist breites Berlinerisch,
und der Hausherr nur italienisch, meist derbes Neapoletan miteinander sprachen.
Dies war sehr zum Wohle der drei Kinder, die damit muttersprachlich zwei-, nein
eigentlich viersprachig, wenn man Berlinerisch und Neapoletan als eigene
Sprachen zählen wollte, aufwuchsen.
In ihrem London-Jahr, wo
sie vor vier Jahren ihren Gatten Davide kennen und lieben lernte, kam für Anna
Giulietta Peppina dann noch das Englisch hinzu. Und diese Tradition der
Mehrsprachlichkeit wollte Anna Giulietta Peppina in jedem Falle auch mit Ihrem
Kind fortsetzen. Mehrere Sprachen gleich in die Wiege gelegt zu bekommen, das
war
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