Ohne Skrupel
nicht so extrem viel unter
seinem eigenen Gehalt als Chef lagen, bei der Geschäftsleitung durchsetzen.
Franz war sich sicher, dass Herr Santa Cruz vor irgendetwas davonlief und
deshalb bewusst diesen eher einfacheren Job angenommen hatte. Aber er war sich
auch sicher, dass er, Franz Korber, die im Moment von dem Jungen absichtlich
versteckten Talente enttarnen und schon rasch zum Wohle der Firma Malinger
einsetzen können würde. Bei der Vorstellungsrunde fiel auf, dass sich Herr
Santa Cruz allen Kollegen mit dem Vornamen JP – englisch ausgesprochen –
einführte. Wie das zu Giovanni passen sollte, war Franz völlig unklar, aber es
war ihm nicht wichtig genug um Aufklärung zu bitten.
***
Als Giovanni seine Wahl zugunsten des
Unternehmens Malinger Autoteile GmbH & Co. KG getroffen hatte, waren zwei
Elemente ausschlaggebend: Erstens erkannte er sofort die hohe Professionalität
der IT-Abteilung unter der Leitung von Franz Korber und zweitens hatte sein
Vater das Unternehmen für ihn „gecheckt“ und für „gut“ befunden. Als IT-Profi
wusste Giovanni sofort, wenn er seinesgleichen vor sich hatte und die Sache mit
dem Urteil seines Vaters war ganz einfach Lebenserfahrung. Sein Vater, Dr.
Davide Santa Cruz, war US-amerikanischer Diplomat. Die genaue
Stellenbeschreibung und berufliche Aufgabe seines Vaters kannte Giovanni
tatsächlich nicht, seine Arbeit war immer top secret!
Vater Davide war immer im
Ausland bei diversen US-Botschaften stationiert und seine Familie zog auch nach
einer Weile an den jeweils neuen Standort nach. So erlernte Giovanni diverse
Sprachen, von denen er fünf wie die Muttersprache schreiben und sprechen
konnte. Giovanni hatte schon früh gelernt, dass er sich auf das Urteil seines
Vaters zu 100 % verlassen konnte. Vater Davide hatte Zugang zu vertraulichen
Informationen, die einem normalen Bürger nicht zugänglich waren. Giovannis Vater
kannte die tieferen Motive seines Sohnes für die Wahl eines soliden,
mittelständischen Unternehmens. Er hätte es niemals zugelassen, dass sich sein
Ältester wieder in eine schwierige Ausgangslage brächte. New York war ein
Desaster und sein Junge brauchte nun einfach wieder Ruhe und Stabilität. Und
Vater Davide würde definitiv ein Auge darauf werfen und Sorge dafür tragen!
***
Die ersten Wochen bei der Firma
Malinger Autoteile waren sehr arbeitsreich, aber auch sehr angenehm und
Giovanni war sich sicher, die richtige Wahl bezüglich seines neuen Arbeitgebers
getroffen zu haben. Franz Korber hatte ihm vom ersten Tag an eine Vielzahl von
Aufgaben übertragen, die bei Weitem nicht seinem eigentlichen Jobtitel
entsprachen, aber Giovanni übernahm sie gerne und löste alle zur vollsten
Zufriedenheit von Franz. Die Kollegen waren durch die Bank nett und teilweise
sehr witzig und fast alle gut drauf. Besonders wenn Franz nicht im Büro war,
ging es richtig lustig zu und Sebastian Meyer, der Clown vom Dienst, hatte immer
neue Witze auf Lager, die er ausgezeichnet in seinem Bayerisch vortragen
konnte.
Schön langsam begann
Giovannis Leben wieder in soliden, ruhigen Bahnen zu laufen. Das tat ihm gut!
Seine neue, schöne Wohnung in einem Altbau in Schwabing in der Römerstraße 21,
4. OG, 112 m2, war inzwischen beinahe eingerichtet. Giovanni, der von allen
Kollegen und Freunden allgemein nur JP – englisch ausgesprochen, das war
wichtig – genannt wurde, hatte viele der vergangenen Abende und Wochenenden
hauptsächlich mit seinen zwei Cousins und ein paar Freunden zum Aufbau und zur
Montage seiner neuen Möbel verwendet. Ende August wurden noch die neuen
Designer-Sofas geliefert und dann war das Projekt „neue Wohnungseinrichtung“
endlich abgeschlossen, hoffentlich für die nächsten Jahre!
JP hatte noch nie vorher
eine Wohnung mit „eigenen“ Möbeln eingerichtet, sondern immer in voll- oder
zumindest größtenteils möblierten Mietwohnungen gewohnt. Es hatte ihm großen
Spaß gemacht, diesmal alle Möbel selbst aussuchen und für sich zusammenstellen
zu können. Auf diese Weise und mit seinen Hobbys war JP in seiner Freizeit in
den vergangenen Monaten voll ausgelastet und er war vollends glücklich und
zufrieden. Für sein Haupt-Hobby, das Fliegenfischen, hatte er die absolut
richtige Entscheidung getroffen und war mittlerweile Mitglied in einem sehr
angesehenen Anglerclub, der gut 100 km Fließgewässer sowie drei Seen im
fischereirechtlichen Nutzungsrecht für seine ca. 120 Mitglieder hatte.
Seine weiteren Hobbys,
nein, eher
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