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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Cruz der Geschäftsleitung präsentieren, als er trotz der schlechten Zeiten
um eine derart erhebliche Gehaltserhöhung für Giovanni Paul Davide angesucht
hatte.
    Tatsächlich hatte Franz
Angst, JP als Arbeitskraft zu verlieren. Er hatte beim Mittagessen ein Gespräch
zwischen JP und einem anderen Mitarbeiter unabsichtlich belauscht, bei dem es
um ein Zwischenzeugnis des Arbeitgebers ging. Franz deutete dies so, dass JP
ihn unter Umständen darauf ansprechen wollte und nicht genau wusste, wie das
übliche Vorgehen bei deutschen Arbeitgebern ist. JP könnte ein anderer,
vielleicht lukrativerer Job angeboten worden sein und nun wollte er vielleicht
seine Bewerbungsmappe aktualisieren. Dem wollte Franz einfach zuvorkommen und
quetschte die maximal mögliche Gehaltserhöhung für seinen Mitarbeiter heraus.
Aber Franz war „auf dem Holzweg“ und seine Sorge war tatsächlich im Moment
völlig unbegründet. Das Gespräch in der Kantine war rein zufällig entstanden
und JP wusste nicht, dass jemand am anderen Tisch mitgehört hatte. Er
beabsichtigte gar nicht seinen Arbeitgeber zu wechseln, obwohl ihm von diversen
Headhuntern immer wieder gute Angebote unterbreitet wurden.
     
    ***
     
    JPs Privatleben war extrem ausgefüllt
und die meisten Abende, Wochenenden und Urlaubstage waren total verplant. Seine
Hobbys Fliegenfischen und Badminton forderten ihren entsprechenden zeitlichen
Tribut, seine große Familie, Verwandtschaft und Freunde beanspruchten den Rest
der freien Zeit.
    Das Projekt „Freundin
finden“ hatte sich positiv entwickelt, zumindest was JPs Hormonüberschuss
anging. Alle ehemaligen Defizite waren diesbezüglichen voll ausgeglichen. Im
Gegenteil, in diesem Punkt hatte er es sogar übertrieben, indem er in letzter
Zeit das Wort „locker“ in Bezug auf eine Freundin neu definiert und in „sehr
locker“ umgewandelt hatte. Ganz konkret hatte er im Moment drei „Eisen im Feuer“,
die er von Zeit zu Zeit „heiß schmiedete“ und sich schon mal daran „die Finger
verbrannte“. Einige seiner Freundinnen nahmen diese „lockere Beziehung“ auch
schon mal viel ernster als JP, und dann musste er schnell und unschön die
Reißleine ziehen und die Affäre beenden. Das war ihm immer sehr unangenehm und
er hasste sich dafür. Andererseits hatte er dann auch endlich mal etwas Zeit
für sich, sei es auch nur um sich mal wieder richtig auszuschlafen. Aber die
Verschnaufpause hielt immer nicht lange an, zu reichlich waren seine Chancen in
der Damenwelt und zu konkret kamen die Angebote der Interessentinnen. Er konnte
dann einfach schlecht „Nein“ sagen. Dennoch fühlte er sich jedes Mal schuldig
und schmutzig, zumal er immer von vornherein ehrlich in seiner Ernsthaftigkeit
und Bereitschaft für eine feste Beziehung war. Aber was soll´s, JP war 28
Jahre, wenn er sich jetzt nicht austobte, wann dann?

Die Sache mit dem
Namen „JP“, Paris 1990
     
    Giovanni war nun schon zehn Jahre
alt. Ein „richtiger Hombre“, wie sein Papa immer sagte. Und als „richtiger
Hombre“, war es an der Zeit, eine richtig coole „Hombre-Unterschrift“ zu haben!
Die Unterschriften von Papa, von den zwei Onkeln und von den beiden Opas hatte
er sich schon besorgt. Die vom Direktor in der Schule und von zwei
Klassenlehrern auch. Das waren alles Vorlagen für seine eigene, neue
Unterschrift. Kraftvoll musste sie sein! Dynamik und Eleganz musste sie
ausdrücken! An der Unterschrift des Mannes erkennt man „sein Führungstalent und
seinen starken Willen“, hatte Mama gesagt.
    Was immer das war,
Giovanni wollte es auch! Aber die Worte von Mama wollten kein rechtes Bild in
Giovannis kindlichem Kopf erzeugen. So suchte er sich Männerbeispiele, wo das
wahrscheinlich zutraf, was Mama sagte. Es war ein langwieriges Projekt. Zuerst
klaute er Urkunden in der Schule für die begehrten Vorlagen des Direktors und
der ausgewählten Lehrer, dann sammelte er Briefe und Postkarten von den Onkeln
und Opas. Dummerweise waren bei den Verwandten immer nur die Vornamen drauf. Aber
mittlerweile hatte er eine klare Vorstellung von „Dynamik und Eleganz“. Das
Ganze auch noch entziffern zu können, gehörte ganz offensichtlich nicht zum
absoluten Muss für die Unterschrift eines „richtigen Hombre“.
    Es war Samstag. Ein
perfekter Tag zum Üben. Es regnete in Strömen, die beiden Nervensägen – die
Zwillingsschwestern Carla und Claudia – waren bei Oma und Opa in Berlin. Mama
war mit Freundinnen zum Shoppen und Papa war sowieso tagsüber kaum zu

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