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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Definition eines
Wirtschafts-Perpetuum-Mobile mit einer sich selbst versorgenden
Wertschöpfungskette. JPs Respekt vor diesem Wirtschafts-Halunken-Streich stieg
schier ins Unermessliche, als ihm ein kurzer Blick in die Malinger-Kriegskasse
verriet, dass sich dort für „anstehende Akquisitionen“ schlappe 198,7 Millionen
Euro angespart hatten und nur auf den günstigen Moment einer Investition
warteten. So ein Zufall auch!
    „McGregor, Du alter,
verfluchter, schottischer SACK!“, schimpfte JP laut vor sich hin. „Mit
Kleingeld gibst Du Dich nicht ab! Meinem Cousin Mischa bietest du läppische 950.000,-
Dollar, damit er für Dich die Bücher deiner maroden Firma MOTOHMOTY s r.o. frisiert
und Du schiebst dann selbst zwei-, vielleicht dreistellig Millionen dafür
ein!“, fluchte er vor sich hin. Das hatte doch was! Schlagartig war der als
langweilig eingestufte Abend zum bombastischen Unterhaltungsprogramm mit
3-D-Realitätseffekt mutiert. JP hatte vor lauter Spannung seinen Whisky noch
nicht mal angerührt und es war schon 4:58 Uhr morgens. Er war immer noch
hellwach und wollte nicht aufhören zu stöbern. Diese Informationen waren mehr
als nur prickelnd. Wenn man weiß, wonach man suchen muss, dann wird man auch
fündig.
    Was ihm all diese
Informationen nun wirklich nutzten, stand im Moment nicht zur Debatte. Aber JP
musste unbedingt ins Bett! Zumindest noch zwei Stündchen schlafen und dann
wieder ab an die Arbeit. Freitags war immer viel zu tun. Das Glas Whisky musste
nun als Schlafmittel herhalten. Eigentlich war das ja auch die ursprüngliche
Bestimmung. JP war sich sicher, ähnliche Datenrecherche-Abende schon sehr bald
wieder einzulegen! Dieser Abend war spannender als der beste Film im Fernsehen
oder Kino. Reality goes over Fiction!

19. März 2010,
München
     
    Sein Terminplan war schon die ganze
Woche knackevoll! Und dieser Freitag war nicht viel besser als die Tage zuvor.
Er konnte morgens noch von zu Hause aus arbeiten und über diese halbe Stunde
mehr Schlaf war er heilfroh nach der langen Nacht der Datenrecherche. Aber ab
12:30 Uhr ging es Schlag auf Schlag im Office weiter und vor 20:00 Uhr würde er
es wieder nicht schaffen aus dem Office zu kommen. Die entspannten Freitage aus
der Zeit vor seiner Beförderung, mit Dienstschluss um 15:30 Uhr, gab es nicht
mehr! Sein Chef, Franz Korber, schien den Ehrgeiz zu haben, JP in alle Details
seines eigenen Jobs und seiner Abteilungsleiteraufgaben einarbeiten zu wollen.
JP erledigt alle Aufgaben sehr schnell und profitierte von seinem
Erfahrungsschatz und seinem erstaunlichen Auffassungs- und
Kombinationsvermögen. Franz schien mit Gewalt die Grenzen von JPs Belastbarkeit
austesten zu wollen. Aber JP liebte es gefordert zu werden und fühlte sich mit
seinen 29 Jahren auch noch fähig, derart gefordert zu werden. Er wollte
arbeiten und er wollte gerne allen zeigen, was er wirklich drauf hatte.
    Das Verhalten von Franz
gegenüber JP wurde immer – tja, wie sollte man sagen – komischer ... JP konnte
es nicht recht in Worte fassen. Er empfand, dass der anfängliche Respekt vor
seiner Leistung sich irgendwie gewandelt hatte, vielleicht in große
Hochachtung, Bewunderung und vielleicht ... Ach nein, das war Quatsch. Wäre
Franz nicht glücklich verheiratet gewesen, hätte JP sogar den Verdacht von
„Verliebtheit“ gehabt. Aber in Anbetracht der offensichtlichen Tatsachen war
alleine der Gedanke in diese Richtung absoluter Blödsinn und sicherlich unfair.
    Am Nachmittag hatte er
tatsächlich noch zwei Meetings. Eines davon mit seinem IBM Software Betreuer –
die Nacharbeit zur Cebit. Die IBMer hatten wohl alle vor der Cebit noch eine
intensive Verkaufsschulung in England absolviert und dieser „Brainwash“ drückte
sich nun in einer sehr eigenwilligen Produkt-Präsentation auf einem Whiteboard
aus. In moderierter Form waren die Kritzeleien auf dem Whiteboard durchaus
aufschlussreich. Isoliert und später im gedanklichen Nachgang betrachtet,
entsprachen die Zeichnungen und Visualisierungs-Hilfsmittel der künstlerischen
Qualität eines zeichnerisch völlig unbegabten drei- bis vierjährigen Kindes mit
spastischen Problemen. Aber sei‘s drum! JP hatte den Mehrwert dieser neuen
DataMasking-Software durchaus verstanden und arbeitete gedanklich schon an
deren Umsetzung und Integration. Für eine eventuelle Anschaffung standen die
Budgetmittel frühestens im zweiten Halbjahr zur Verfügung. Sehr zum Ärger des
IBM-Verkäufers, der diesen Deal unbedingt noch im

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