Ohne Skrupel
ihn
zumindest irgendwie durch den Abend zu bringen, ihn am Ende zwar nicht
vollständig besoffen aber dennoch bedüdelt zum machen, um danach in einem
traumlosen Schlaf zu versinken. JP hatte seine diversen Recherchen, sowohl die
gezielten als auch die „zwischendrin“ (eher chaotisch gemachten), auf diversen
Web-Servern abgespeichert. Damit waren einige seiner Speicherplatzkontingente
maximal am Limit.
Anfänglich verschaffte er
sich einen Überblick, was er alles zusammengetragen hatte und war total
geschockt über all den unnötigen Mist. Danach filterte er diverse Reports und
ließ sie gegeneinander laufen, um Doubletten auszusieben. Um ca. 23:30 Uhr war
dieser Sortierjob erledigt und die Datenmenge zumindest eingegrenzt. Es war JP
klar, dass er hier gegen jede interne Vorschrift der Firma Malinger verstieß,
wofür er mindestens gefeuert, angezeigt worden und vielleicht sogar ins Gefängnis
gewandert wäre. Aber was soll‘s, angefangen ist angefangen! JP hatte das
Gefühl, dass es bei diesem Spiel bei Malinger ausschließlich um Geld ging.
Daher konzentrierte er sich vorwiegend auf die kaufmännischen Daten wie:
Buchhaltung (Forderungen, Verbindlichkeiten, Außenstände, Gewinne/Verluste),
die Gehaltsabrechnung (wer verdient was pro Monat, pro Jahr, Bonuszahlungen,
etc.) Personalwesen (z. B. wer hat schon mal früher mit wem gearbeitet)
und vor allem interessierten ihn größere Transaktionen wie Firmenkäufe und
–verkäufe, Rückstellungen und Reserven – kurzum: die Kriegskasse. Er verfluchte
mehrmals, dass er zwar Wirtschaftsinformatik studiert, aber den
„Wirtschaftsteil“ dabei nur mit wenig Freude verfolgt hatte. Vor sechs bis acht
Jahren interessierte ihn das einfach noch nicht so sehr. Heute wäre es sicher
anders. Ohne Wirtschaftlichkeit keinerlei IT. Sein momentanes Fachwissen im
Bereich Betriebs- und sonstiger Wirtschaft war tatsächlich eher rudimentär und
ausbaubedürftig.
Sein Schulfreund aus der
Pariser Zeit, Babtiste Lucard, arbeitete als Analyst bei einem großen Broker in
Paris, einem allgemein anerkannten Spezialisten. Ihn wollte er nun speziell für
diesen „wirtschaftlichen Teil“ um eine kleine Gefälligkeit bitten. Babtiste war
schon fast legendär im Aufspüren „fauler Eier“ und realistischer Werthaltigkeit
eines Unternehmens. Leider war er auch sehr viel beschäftigt. Einige
Informationen interessierten ihn einfach rein privat, wie z. B. die
Gehaltsdetails. Er konnte nach einiger Zeit der anfänglichen Verwirrung
tatsächlich für jeden Mitarbeiter bis hin zur Geschäftsleitung und den
Privatentnahmen des Herrn Joseph Malinger die individuellen Gehaltsdetails
einsehen und erkennen.
Dabei stellte er rasch
fest, dass er, Giovanni Paul Davide Santa Cruz, schon immer um einiges mehr
verdiente als seine unmittelbaren IT-Kollegen mit ähnlichem Aufgabenprofil.
Nun, nach seiner Gehaltserhöhung und Beförderung, verdiente er nur noch
313,21,- Euro brutto weniger pro Monat als sein Boss Franz Korber. Das fand er
doch sehr beruhigend, hatte er sich gewiss nicht „zu billig“ verkauft. Die
Geschäftsleitung sahnte tatsächlich satte Kohle ab, das fand JP ganz in
Ordnung, denn dort lagen schließlich die Verantwortung, die Steuerung und das
Wohl des gesamten Unternehmens. Wenn jemand einen 923 Millionen Euro Betrieb zu
führen hatte, dann sollte er auch durchaus einen Betrag in Millionenhöhe an
Gehalt inklusive Boni dafür erhalten.
Bei den
Lieferanten-Reports fand er auch das tschechische Unternehmen MOTOHMOTY
s.r.o ,das wohl schon seit Jahren als „Subunternehmer“ für Malinger
geführt wurde und über 40 Millionen Euro OEM-Ware für Malinger Autoteile
fertigte. JP erkannte sofort die Zusammenhänge. Er war einfach gut darin, sehr
komplexe Verknüpfungen zu erkennen und unterschiedliche Sachverhalte zueinander
in sinnvolle Relation zu bringen. Diese Firma MOTOHMOTY s.r.o war
keine kleine, unbedeutende Nummer und der Kaufpreis dafür könnte durchaus in
einem zwei- bis dreistelligen Millionen-Eurobetrag liegen. Malinger Autoteile war
sicherlich nicht der einzige Kunde. Für JP war nun offensichtlich, dass der
schottische Herr Finanzdirektor und seine Kumpel nicht nur ihr altes Suppenhuhn
an den Malinger Konzern verkaufen wollten, sondern sich von eben diesem Käufer
auch über die Jahre das Futter zur Mast hatten bezahlen lassen. Einen Haufen
Gammelfleisch sollte für teures Geld an den dummen, ehemaligen Ernährer
verhökert werden. Respekt, Respekt. Eine neue
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