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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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er
machen...
    Was Joseph, der extrem
mit Bayern, dem Deutschsein und dem bayerischen Brauchtum verwurzelt war, immer
maßlos ärgerte, war, dass alle schottischen Enkelkinder kaum deutsch sprechen
konnten. Obwohl sogar Ian McGregor ein sehr gutes und für einen Schotten sogar
gut verständliches Deutsch sprach, hatten die Eltern versäumt, ihren Kindern
dies auch beizubringen. Die Kinder konnten zwar deutsch verstehen, aber
sprechen konnten sie es kaum. Was für ein Frevel! Was für eine Beleidigung für
ihn persönlich! Josephs Englisch war nämlich nicht besonders, und so ärgerte er
sich jedes Mal wenn die Enkel in seiner Villa ihren Urlaub verbrachten und die
sprachlichen Barrieren nicht abgetragen wurden. Ja, und da war dann noch seine
Nichte Elisabeth Drager, die einzige Tochter seiner älteren Schwester Heidrun.
Heidrun hatte sich damals in einen Berufssoldaten Heinfried Drager, der es
später sogar zum General gebracht hatte, aus Dresden verliebt und mit ihm und
ihrer Tochter Elisabeth in der DDR gelebt. Elisabeth war seit nunmehr zehn
Jahren die Personalchefin des Malinger Konzerns und sicherlich die fähigste
Person, die man sich für diese verantwortungsvolle Position vorstellen konnte.
Joseph hatte Elisabeth von Anfang an gefördert und für eine wichtige Position
in seiner Firma vorgesehen. Er hatte im Hintergrund immer versucht zu helfen. Die
ersten Jahrzehnte verbrachte sie noch in der DDR – ihr Vater hatte ihr
irgendeine militärische Stabsstelle besorgt, wo sie auch ihr Studium
absolvieren konnte. Im Jahre 2000 suchte Malinger Autoteile dringend eine/n
Personalchef/in und da hatte ihr Joseph diese Position angeboten. Es war ein
sehr großes Risiko für ihn gewesen. Er kannte sie kaum und konnte mit ihrem
beruflichen Werdegang wenig anfangen. Aber er spürte ganz tief im Bauch, dass
sie die Richtige für diesen Posten war, und er hatte Recht behalten.
    Es war anfangs gar nicht
leicht mit Elisabeth. Sie hatte Joseph die Vertuschung der brutalen
Vergewaltigung durch seinen ältesten Sohn Andreas sehr lange Zeit, sehr übel
genommen. Es war passiert, als die 16-jährige Elisabeth in Joseph Malingers
Haus ihre Sommerferien verbrachte. Sie war also unter seiner Obhut. Andreas war
damals 19 Jahre. Daraufhin hatte Joseph Malinger hatte seinen ältesten Sohn
Andreas vor 29 Jahren ans andere Ende der Welt verbannt. Mit dieser Missgeburt
und Teufel als Sohn wollte er nichts mehr zu tun haben. Er hatte ihn verstoßen!
Es kamen damals sehr viele Delikte zusammen: Drogen, permanente
Gewalttätigkeiten, Raubüberfälle und mehrere Vergewaltigungen, zusätzlich zu
der von Elisabeth, die allerdings allesamt mittels Geld und Beziehungen
vertuscht worden waren. Andreas Malinger tat alles, um seinen Vater
bloßzustellen. Jede Woche aufs Neue musste er etwas vertuschen. Eine
Öffentlichmachung der Delikte und der damit unweigerlich verbundene Skandal für
das Unternehmen waren undenkbar für den angesehenen Joseph Malinger und sein
ehrwürdiges Familienunternehmen. Delikte dieser Art öffentlich zu machen,
hätten niemandem genutzt aber massiv der Firma geschadet – VW, BMW, Audi,
damals eher konservative Unternehmen und die Hauptkunden der Malinger Autoteile
GmbH, hätten ihre Geschäftsbeziehung zu Malinger überdacht und vielleicht
Aufträge storniert.
    Elisabeth wollte damals
pure Gerechtigkeit durch Öffentlichmachung und Verurteilung von Andreas. So
konnte die junge Elisabeth anfangs die bloße Verbannung nicht akzeptieren. Sie
empfand dies nicht als angemessene oder gerechte Strafe! Zumal Josef Malinger
rein finanziell extrem großzügig gegenüber Andreas war. Elisabeth wollte
Andreas im Gefängnis sehen! Alles andere war ein Hohn und nicht akzeptabel für
sie! Aber damals war die Gesetzgebung noch ganz anders. Es hätte einen Skandal
gegeben – JA. Einige der moralischen Autohersteller hätten ihre Konsequenzen
gezogen – JA. Aber hätte es 1981 eine Verurteilung wegen Vergewaltigung einer
geschlechtsreifen, sehr hübschen und sehr aufreizenden 16-jährigen gegeben? Wer
weiß ... Aber sei‘s drum. Mittlerweile, nach Jahren der Ablehnung jeglichen
Kontakts zu Joseph Malinger, hatte Elisabeth sein damaliges Verhalten
verstanden. Das Leben hatte ihr beigebracht, dass nicht alles schwarz oder weiß
ist und man häufig den grauen Kompromiss suchen und wählen musste. Inzwischen
war sie genauso wie Joseph, die Firma und deren Überleben geht allem anderen
vor! Erst seit etwa 15 Jahren respektierte sie Joseph

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