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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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verdrängt, rein
oberflächliche Freuden wurden ausgelebt. Anscheinend ging Feli einfach nichts
tief oder wirklich nahe. Sie will in und mit ihrer Lüge weiterleben, anstatt
über eine Veränderung ihrer Lebensumstände nachzudenken. Heute, Montagmorgen,
genoss Jean-Paul nochmals ein exzellentes Frühstück mit Felicitas im Kempinski
und verabschiedete sich bereits um 11:00 Uhr mit der Ausrede, er hätte heute
Abend noch im Job Wichtiges zu tun. Feli war ein bisschen enttäuscht, aber so
richtig auch wieder nicht. So tief gingen derartige Dinge bei ihr wohl nicht.
Bei JP auch nicht mehr, das nahm er sich zumindest ernsthaft vor. Tatsächlich
hatte er einfach genug von diesem irrealen Traum mit Felicitas und wollte
lieber allein sein. Deshalb fuhr er direkt zum Inn in Österreich – zum
Fliegenfischen.
    Nun lag er in seiner
schönen, großen Altbauwohnung in München auf der Couch, ließ die vergangen Tage
Revue passieren und suchte verbissen nach dem richtigen Wort, dem Wort, das
alle Eindrücke dieses Wochenendes zum Ausdruck brachte – die äußeren wie die
inneren. So recht hatte dieses eine Wort noch kein Bild in seinem Hirn geformt
und so versuchte er es durch Aussprechen zu materialisieren und zu erschaffen.
Ober-affen-titten-geil-mega-ultra-total-beschissen ... Ja, das traf es in etwa!
Es drückte so leidlich seinen äußeren Himmel und seine innere Hölle aus.
    Es war schön, aber ... Es
ist wie es ist und ... es geht solange es geht ...

31. März 2010, Malinger
Autoteile, München
     
    Victor Ivan Kurostzov hatte sich die
vergangenen vier Wochen auf Abruf für den nächsten Auftrag bereit gehalten. Er
hatte nur zwei sehr kleine Aufträge von anderen Klienten übernommen und einen
lukrativen Auslandsauftrag abgelehnt, um vereinbarungsgemäß auf Abruf zu sein.
Seine Einnahmen in dieser Zeit reichten gerade mal für zwei Besuche bei Olga
und einen ordentlichen, einsamen Rausch. Seinen neuen Führerschein und neuen
Reisepass hatte er sich inzwischen besorgt. Sein neuer Deckname war: Stanislaw
Dokowsky, gebürtiger Pole. Über den blöden Vornamen hatte er sich maßlos
geärgert, aber der Fälscher hatte in der Kürze der Zeit nichts Besseres
anzubieten. Die Papiere waren jedenfalls sehr gut in der Qualität – damit
konnte er sogar in die USA ohne Probleme einreisen, falls mal nötig. Aber
Qualität hatte natürlich ihren Preis.
    Heute war der 31. März,
später Nachmittag, und für Victor Ivan lief damit seine Frist zur
Wiedergutmachung des verpatzten Einsatzes in Tschechien innerlich ab. Er
überlegte soeben, welchen Schaden dieser enttäuschte Klient seinem tadellosen
Ruf wirklich zufügen könnte, als sein Handy den Eingang einer SMS anzeigte.
„Biete drei Tage Italien als Wiedergutmachung.“ Mist, die vergessen auch gar
nichts! Aber gut! Vereinbart ist vereinbart! Deshalb schrieb Victor sogleich an
die neue Telefonnummer „Einverstanden“. Dann kam der Anruf – 58 Sekunden –
alles weitere im Briefkasten Nr. 7. Victor konnte sich auf ein paar sonnige
Tage im mittleren Italien freuen.
     
    ***
     
    „Nein, nein, ich werde nicht – und
ich betone NICHT – beide Firmen in diesem Jahr kaufen! Dem Malinger Autoteile
Konzern sitzt noch der furchtbare Schrecken des vergangenen Jahres tief in den
Knochen! Unsere vorsichtige und konservative Strategie der Jahre davor hat uns
annähernd unbeschadet durch diese äußerst gefährliche Wirtschaftskrise
gebracht. Unsere Reserven waren in der schlimmen Zeit für uns lebensrettend.
Ich begehe nun kein Harakiri, indem ich gleich zwei Firmen kaufe und unsere
gesamten Reserven dafür investiere. Sie wissen selbst, dass bisher noch jede
unserer Akquisitionen enorme Kräfte in unserem Hause gebunden und aufgebraucht
hat und jedes Mal mit großen Schmerzen verbunden war. Wir schauen nicht in eine
unbegrenzt goldene Zukunft und ich fürchte mich ehrlich gesagt davor, dass die
Wirtschaftskrise noch nicht vorbei ist und vielleicht schon sehr bald wieder zu
uns kommen kann. Ich sehe die Vorteile des italienischen Unternehmens im
Bereich der Metallverarbeitung und des großen Kunden Fiat . Ich sehe aber
auch die Vorteile des tschechischen Unternehmens im Bereich der
Kunststoffspritzteile und der Entlastung für den Malinger Konzern im Einkauf.
Aber ich werde nur EINE der beiden Firmen in diesem Jahr kaufen. Neue Akquisen
erst wieder in ein oder eher zwei Jahren! NACH erfolgter Integration! Ich will
nochmals ALLE Argumente hören, für welches der beiden Unternehmen ich

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