Ohne Skrupel
Forellentatar an Reiscracker mit einer speziellen
süßlich-scharfen Wasabisoße – garniert mit in Walnussöl frittiertem Seetang –,
genial gut! Durchaus eine Idee um es zu Hause nachzumachen. Nicht zu aufwendig
und sehr effektvoll!
Am Sonntag war das
Skigebiet der Corviglia dran. Lift direkt neben dem Hotel Kempinski. Wieder
unglaublicher Schnee, fast leere, wieder sehr weitläufige aber nicht sehr
schwierige und anspruchsvolle Pisten. Keine Wolke am Himmel! St. Moritz hatte
laut Werbung 320 Tage Sonnenschein pro Jahr! Das Mittagessen nahmen sie auf der
Kempinski Hütte Chesa Chantarella , mitten im Skigebiet, ein. Die Flasche
Champagner schien für Felicitas wie selbstverständlich dazu zu gehören. Beim
Hauptgericht bestand Jean-Paul auf eine Pizza Prosciutto e Funghi . Er
bereute seine Wahl keine Sekunde lang und fand, es war die beste Pizza, die er
seit langem gegessen hatte. Feli hatte wieder mehrere Gerichte vor sich, von
denen sie jedoch jeweils nur ein Löffelchen zu sich nahm – wegen der Figur,
Cherie.
Am späten Nachmittag
gönnte sich Feli ein Wellnessprogramm, von dessen Kosten sich so manche Familie
einen Monat lang hätte komfortabel ernähren können. JP war etwas verwirrt, er
dachte, eine am Boden zerstörte Felicitas anzutreffen, der er beim Reparieren
ihrer verletzten Seele helfen konnte. Er hatte sich auf endlose, tiefgehendes
Gespräche eingestellt und gar nicht mit Sex oder gar einem reinen Fun -Wochenende
auf diesem exquisiten Niveau gerechnet. Er war gekommen als Freund, weil er
gerufen wurde und fand sich nun in der Rolle des Lovers und Entertainers. Sie
schlitterten zusammen von einem Hochgenuss in den anderen und hatten noch kein
einziges ernsthaftes Wort über die Probleme in Felicitas` Leben miteinander
gesprochen. Um Feli eine Chance zu geben, ihre tiefen Sorgen mit ihm zu
besprechen, schlug Jean-Paul für ihren letzen Abend ein Abendessen auf der
Suite vor. Felicitas fand dies einen großartigen Vorschlag und meinte ein Essen
im Bett ist ganz wunderbar und nach Ihrem Geschmack – vor und nach dem Sex. JP
hatte nicht prinzipiell etwas dagegen, aber das war nicht seine Vorstellung für
diesen Gesprächsabend gewesen.
Gegen 23:00 Uhr, als das
„davor und danach und zwischendurch“ in angenehme Müdigkeit überging, schnitt
er ihre Eheprobleme ganz sanft an und wollte sie zu einem für sie entlastenden
Gespräch motivieren. „Ach weißt Du Cherie“, sagte sie nur, „ich kann und werde
François nicht ändern. Es ist wie es ist! Ich mag nicht darüber reden und habe
keine Lust über meine Probleme auch nur nachzudenken Ich bin JETZT hier bei Dir
und nur das zählt! Ich habe François niemals mit einem anderen Mann als mit Dir
betrogen. Ihr seid die einzigen beiden Männer, die ich jemals in meinem Leben
geliebt habe und so wird es immer bleiben. Daran will und werde ich nichts
ändern.“
Für sie war die Sache
damit erledigt. Für Jean-Paul Davide Santa Cruz war die Herzensangelegenheit
von Felicitas Meribeaux damit auch erledigt. Er erkannte schlagartig, dass er
für sie ein angenehmer Zeitvertreib, ein Gespiele, ein liebenswertes Spielzeug
war. Aber ihren Platz im Leben hatte sie ausschließlich an der Seite ihres
milliardenschweren Mannes mit seinen wichtigen, hochkarätigen Bekannten und
Geschäftspartnern. Er war nicht ihre Klasse, er konnte ihr nicht diesen
Lebensstil bieten.
In den vergangenen Tagen
war in JP wieder der Funke von Verliebtheit erwacht, die Hoffnung auf ein
gemeinsames Leben, ein zarter Keimling des Glücksbaumes bohrte sich durch den
fruchtbaren Boden. Aber dieser Keim musste wieder ausgerissen, der Funke zertreten
werden. Dieser Keimling hatte keine Chance auf Wachstum. Es ist wie es ist, und
es geht solange es geht. Diese Erkenntnis überkam Jean-Paul, als Felicitas
schon lange neben ihm glückselig schlief und sich zärtlich an seinen Rücken
kuschelte. Dies war nicht seine Welt! Und würde es nie sein! Er hatte den
Überfluss der vergangenen Tage wirklich genossen, aber er musste das nicht alle
Tage haben. JP war durch und durch ein bodenständiger Mann. Er fand eine
Leberkäs-Semmel mit einem Weißbier in München oder eine Currywurst an der
Imbissbude in Berlin genausogut, wenn nicht viel realer, als all diese
ausgefallenen Gerichte und den sehr exklusiven Rahmen in St. Moritz.
Die Oberflächlichkeit
seiner Freundin Felicitas entsetzte ihn geradezu. Diese Traurigkeit, diese
Verletztheit vor ein paar Tagen – sie war völlig vergessen und
Weitere Kostenlose Bücher