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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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angefangen.“
    Petra Flockerzie verschluckte sich fast an ihrer kalorienarmen, ballaststoffreichen, dafür aber staubtrockenen Zwischenmahlzeit. „Wirklich Chef, welche denn?“
    „Die Sellerie-Diät.“
    „Die Sellerie-Diät? Die kenn ich ja noch gar nicht. Klingt aber interessant.“ Sie trat einen Schritt zurück, taxierte den Leiter des K1 mit einem prüfenden Blick und ergänzte: „Ich hab ja schon oft für mich gedacht: Dem Chef würd ’ne Diät auch mal ganz gut tun.“
    „Wieso?“ Tannenbergs Miene verfinsterte sich schlagartig.
    „Ach, nur so, Chef.“ Die Sekretärin hatte ziemlich schnell gemerkt, dass ihr Einwurf möglicherweise etwas zu vorlaut gewesen war. Deshalb flüchtete sie sich geschwind hinter ihren Schreibtisch, der ihr aufgrund des großen Computermonitors eine gewisse Sicherheit bot.
    Tannenberg ließ sich von diesem blasphemischen Kommentar aber nur kurz irritieren. Schließlich war seine Grundstimmung durch Sabrinas höchst erfreuliche Mitteilung so positiv und stabil geworden, dass er diesen Tiefschlag ohne Blessuren wegsteckte und sich sogar leicht schmunzelnd zu seinem geplanten Abstecher in die Innenstadt aufmachte.
    Direkt nachdem er das Kommissariat verlassen hatte, wollte Petra Flockerzie umgehend wissen, was es denn mit dieser ihr völlig unbekannten Diät nun auf sich hatte: „Sabrina, weißt du was über diese neue Sellerie-Diät?“
    „Klar. Kennst du die etwa wirklich nicht?“
    „Nein! Wie geht die denn?“, fragte die Sekretärin, die sich selbst ja gerne als Diät-Expertin bezeichnete, voller Neugierde.
    „Ganz einfach: Du darfst alles essen, außer Sellerie. Ist doch ein alter Witz. Den gibt’s schon ewig. Nur immer mit anderen Sachen: Mal Lakritze, mal Mohrenköpfe, mal Schnecken – alles was du willst!“
    „Aber dann will der Chef ja gar nicht abnehmen?“
    „Du hast es erfasst, Flocke. Ich glaube, du bist eben mitten hinein in ein richtig großes Fettnäpfchen getreten.“
     
    Als Tannenberg mit einem prachtvollen Strauß roter Rosen in die Polizeiinspektion am Pfaffplatz zurückkehrte, musste er zunächst fast ein Dutzend weitgehend überflüssiger Kommentare über sich ergehen lassen. Er fragte sich ernsthaft, ob es nicht besser gewesen wäre, sich bei Sabrina mit einem Fleurop-Gutschein für die sehr erfreulichen Informationen zu bedanken, als mit diesem auffälligen Blumenstrauß – der ohne Zweifel Tür und Tor für alle möglichen Spekulationen öffnete – an seinen grinsenden und spottenden Kollegen vorbei durch die Dienststelle zu marschieren.
    Natürlich ließen auch im K1 die entsprechenden Kommentare nicht lange auf sich warten.
    Petra Flockerzie war die Erste, die sich zu den Rosen äußerte: „Ach, was für ein schöner Blumenstrauß. Hat Ihre Mutter Geburtstag? Die wird sich aber freuen, Chef.“
    „Meine Mutter? Geburtstag? … Nein, die hat im November“, stammelte er verblüfft. Denn damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
    Blumen für meine Mutter?, dröhnte es in seinem Kopf. Ist es wirklich schon so weit mit mir gekommen? Dass die anderen meinen, Mutter sei die einzige Frau in meinem Leben, der ich rote Rosen schenken könnte? Aufschäumende Wut erfasste ihn.
    „Eigentlich waren sie ja für dich gedacht, Flocke. Aber ich hab mir’s auf dem Weg hierher noch mal anders überlegt: Jetzt kriegt sie die Sabrina!“, sagte er mit einer Boshaftigkeit, die ihn selbst ein wenig überraschte.
    Im Gegensatz zu seinem inneren Quälgeist, den dieser neuerliche Ausrutscher ganz und gar nicht zu verwundern schien. Schließlich kannte Tannenbergs ungeliebte körpereigene Korrektur- und Entlarvungsinstanz ihn ja weitaus besser als er sich selbst.
    Und wie immer, wenn sich eine Möglichkeit dazu bot, ihm eins auszuwischen, packte sie auch diesmal die sich bietende Gelegenheit freudig am Schopfe und begann sofort damit, ihn mit wüsten Beschimpfungen zu malträtieren.
    Während Sabrina vielsagend die Augen verdrehte, kämpfte Petra Flockerzie tapfer mit den Tränen.
    Zum Glück kam just in diesem Moment Adalbert Fouquet mit einem Mann mittleren Alters durch die Tür ins Sekretariat hereingestapft.
    „Wolf, das ist der Herr van der Hougenband.“ Der junge Kommissar sprach den Namen mit derselben merkwürdigen, teilweise krächzenden Silbenbetonung aus, wie ihn ein Holländer aussprechen würde, jedenfalls nach Tannenbergs Vorstellung. „Der Herr glaubt, die Tätowierung zu erkennen.“
    „Guten Tag, mein Herr.“ Tannenberg vermied

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