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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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cremte die Krankenschwester die aufgerauhten Körperstellen mit einer kühlenden, milchigen Lotion ein. Dann entfernte sie das schützende Laken. Gerade in dem von ihm erwartungsvoll entgegengefieberten Augenblick, als sie sich anschickte, seine sensibelste Körperregion zu reinigen, kam der Pfleger in sein Zimmer, so als ob er diesen Zeitpunkt eigens abgewartet hätte.
    „Eh, Mary-Baby, jetzt brauchst du nur noch ein bisschen an ihm rumzufummeln, und dann kannst du dich auf ihn setzen. – Geile Vorstellung, was? Aber Baby, das kannst du doch auch von mir bekommen“, grölte er Maria von hinten in den Rücken, die angesichts seines unerwarteten Auftritts erschrocken zusammenzuckte.
    „Lass mich doch endlich mal in Ruhe mit diesen primitiven Schweinereien.“
    „Eh, Mary-Baby, komm lass uns diesen coolen Typ hier mal auf die andere Seite legen, sonst wird der noch wund, und dann haben wir uns später bloß wieder um diese elende Sauerei zu kümmern“, sagte der Krankenpfleger mit rauchiger Stimme, ging an Maximilians Bett, schraubte seine grobe, schwielige Pranke unter dessen Oberkörper und drehte ihn mit einem geübten Griff blitzschnell auf den Bauch.
    „Mensch, Egon, pass doch besser auf, sonst ist der Professor wieder böse auf dich, so wie vorgestern, als du dem anderen Komapatienten beim Umbetten fast die Rippen gebrochen hast.“
    „Quatsch, der Professor hat doch gar nicht richtig geschimpft, sondern nur ›Normaler Betriebsunfall‹ gesagt. Der Professor ist nämlich mein Freund!“
    „Dein Freund? Dass ich nicht lache!“
    „Aber sicher! – Mary-Baby, komm, jetzt stell dich doch nicht so an und setz dich mal ein bisschen auf meinen Schoß.“
    „Schwein!“, war alles, was Schwester Maria zu den Obszönitäten ihres Kollegen einfiel.
    Sie begann damit, Maximilians nackten Rücken mit Hilfe des Bürsten-Handschuhs fest abzureiben. Anschließend cremte sie ihn zärtlich ein und forderte danach den grobschlächtigen Pfleger dazu auf, den Patienten wieder umzudrehen.
    Was man körperlich so alles mit ihm anstellte, bekam Max nur am Rande mit, denn sein Gehirn war hauptsächlich mit dem Versuch beschäftigt, sein aufgrund des unerträglichen Gestanks dieses vulgären Menschen vollkommen kollabiertes Riechzentrum zu reparieren.
    Der Körpergeruch dieser wandelnden Kloake war bereits so widerlich, dass er allein schon ausgereicht hätte, Maximilians Magen zu einem starken Würgereiz zu nötigen. Aber dazu auch noch dieser strenge Nikotingestank an den Fingern und der modrig-faulige Mundgeruch, der sich bei jedem Ausatmen wie ein altes vermodertes Handtuch über seine arg malträtierten Riechzellen legte.
    Zum Glück verließ der grobklotzige Krankenpfleger nach Vollendung seiner Knochenbrecherarbeit das Zimmer.
    „So, jetzt haben wir endlich unsere Ruhe. Und jetzt machen wir noch ein bisschen Mundhygiene. Damit wir auch schön kussfrisch sind, wenn die Freundin später kommt. – So, jetzt schmeckt es gleich ein bisschen nach Zitrone. Aber es ist wirklich sehr erfrischend, Sie werden es gleich merken.“
    Dann öffnete sie mit ihren nach Gummi schmeckenden Fingern Maximilians Mund und tupfte mit Wattestäbchen so lange darin herum, bis er das Gefühl hatte, in einen Limonensafttank gefallen zu sein. Anschließend putzte sie ihm sogar noch die Zähne – ohne Zahnpasta versteht sich.
    „So, das reicht für heute, Herr Heidenreich. Ich muss mich ja schließlich auch noch um die anderen Patienten kümmern, nicht wahr.“
    Maximilian hatte nicht den geringsten Anlass, nun deprimiert in Trauer zu verfallen, denn eine weitere Bereicherung seines tristen Mumienlebens nahte bereits, und zwar in Form des ehrenamtlichen Krankenhauspfarrers Martin Huber, der nur allzu gerne den armen, geknechteten Seelen der Schlossklinik seinen christlichen Trost spendete.
    „Bedenke, mein Sohn: Wir sind in Gottes Hand, wenn wir leiden. Wenn er uns züchtigen will, so können wir seiner Rute nicht entfliehen. Er kann auch die Unempfindlichsten erschüttern und die Widerspenstigen auf die Knie bringen. Er kann nicht nur dem Leib wehtun, sondern das Schwert auch in die Seele dringen lassen. Nach dem Willen des Herrn neigen sich die Dinge, die unser Glück ausmachen, wie das Schilf, wenn ein Sturm darüber geht“, murmelte der beleibte ältere Mann litaneienartig vor sich hin, während er die von ihm geöffnete Tür langsam ins Schloss drückte und sich anschließend mit gemächlichen Schritten dem Krankenbett

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