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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Befriedigung dieses menschlichen Grundbedürfnisses. Um die Lautstärke seines Trompetensolos zu erhöhen, presste er voller Inbrunst die in seinem verborgendsten Körperinnern angestauten Darmgase durch den allzu dehnungswilligen Schließmuskel.
    Es war wirklich nicht dieses leise, manchmal sogar fast geräuschlose Zischen, mit dem sich viele aufgeblähte Erdenbürger ihrer angesammelten Darmgase entledigen, auch nicht dieses unvermittelte, laute Knall-Knattern, das man von Kinderpupsen her kennt. Nein, dieses Geräusch war viel brachialer: Erst ein aus mehreren aneinandergereihten dumpfen Donnerschlägen zusammengesetztes lautes Krachen, das dann stakkatoartig langsam leiser wurde und dem schließlich ein mit Stöhnen unterlegtes, angestrengtes rhythmisches Herauspressen der letzten verfügbaren gasförmigen Verdauungsprodukte folgte.
    Wenn wirklich ein Bohneneintopf oder ähnliches als Ursache für diese fürchterliche Flatulenz-Orgie in Betracht kam, musste Max wohl in naher Zukunft mit wahrhaft schrecklichen Folgeerscheinungen rechnen, denn er wusste aus leidvoller eigener Erfahrung nur zu gut, dass gerade die in den Gedärmen rumorenden Hülsenfrüchte in der Lage waren, die penetrantesten Gerüche zu verursachen.
    Ohne die geringste Chance, sich gegen das schier Unabwendbare zur Wehr zu setzen, lag er auf der schmalen Krankenhauspritsche und war seinem Schicksal hilflos ausgeliefert. Es war ihm weder möglich, sich die Nase zu verstopfen, noch die Atmung völlig zu unterbrechen, wusste er doch nicht, wie lange das sich demnächst einstellende Gestankszenario wohl andauern würde. Zudem hatte er große Bedenken im Hinblick auf die nicht unwesentliche Frage, ob er sich in seiner angeschlagenen körperlichen Verfassung solche riskanten Experimente überhaupt zumuten konnte.
    Bereits einige Sekunden später erreichte ihn eine schwere, süßlich-faulige Kloakenwolke.
    „Ach Gott, stinkt es hier. Egon, lüften Sie sofort mal durch, „rief plötzlich Dr. Wessinghage, der gemeinsam mit einem uniformierten Polizisten Maximilians Zimmer betrat.
    „Herr Oberarzt, ich kann doch nichts dafür“, antwortete der scheinheilige Lügner, ging ans Fenster und öffnete es. „Sie wissen doch selbst, dass bei Komapatienten immer alles unkontrolliert abgeht.“
    Ich – der Verursacher dieses Gestanks? Das ist ja wohl die Höhe! Warte nur mal ab, du umherwandelnder Misthaufen, bis ich wieder wach bin. Dich knöpf ich mir vor, darauf kannst du schon mal einen lassen!
    „Ja ja, diese komatöse Flatulenz, das stimmt schon. Aber nun zu Ihnen, Herr …? Wie war doch noch mal Ihr werter Name?“
    „Schmekel. Hauptwachtmeister Schmekel, Herr Doktor.“
    „Gut.“
    „Also, Herr Doktor“, begann der schon stark angegraute Polizeibeamte mit tiefer, ruhiger Stimme und kramte aus der Innentasche seiner Uniform ein schwarzes Notizbuch hervor, das er aufklappte, den innen festgeklemmten Bleistift herauszog und zum Schreiben ansetzte, „ist es richtig, dass es sich bei diesem jungen Mann hier vor uns im Bett um den Studenten Maximilian Heidenreich handelt?“
    „Ja, Herr Hauptwachtmeister, das ist der Name des Patienten. Aber ob er Student ist, weiß ich leider nicht. Vielleicht steht das ja in der Krankenakte. Da müssten Sie später bitte in der Verwaltung nachfragen.“
    „Ist ja auch nicht so wichtig, Herr Doktor. Ich hätte aber noch ein paar andere Fragen.“
    „Gerne, fragen Sie! Schließlich möchten wir doch wohl alle, dass die Polizei schnell und effektiv arbeitet“, entgegnete Oberarzt Dr. Wessinghage freundlich.
    Der Beamte hatte sich augenscheinlich schon vorab einige Fragen in seinem Notizbuch notiert, denn er las seine erste Frage vom Blatt ab: „Also: Ist Herr Heidenreich ansprechbar?“
    „Nein, leider nicht. Er hat infolge eines Motorradunfalls ein ausgeprägtes Schädel-Hirn-Trauma – mit anderen Worten: schwerste Kopfverletzungen – erlitten und befindet sich im Zustand tiefer Bewusstlosigkeit.“
    „Die ganze Zeit über schon?“
    „Ja.“
    „Das heißt, er hat bisher keinen Ton von sich geben können.“
    „Ja. – Vielmehr nein. Lieber Herr Schmekel, Sie bringen mich ja ganz durcheinander.“ Dr. Wessinghage lachte.
    „Entschuldigung, Herr Doktor. Das war nicht meine Absicht.“
    „Macht ja nichts. Also, noch mal und zwar im Klartext: Der Patient hat bislang nicht gesprochen.“
    Der Polizist kritzelte in seinem Notizbuch herum. „Gut, Herr Doktor, das hab ich mir notiert. – Und wie ist Ihre

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