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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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elektronischen Weckers. Aber bereits nach einer kurzen Schocksekunde war er in der Lage, nachvollziehen zu können, weshalb sich sein Radiowecker nicht wie sonst um 7 Uhr lautstark bemerkbar gemacht hatte: Nicht, weil er zum Beispiel wegen eines nächtlichen Stromausfalls seinen Dienst versagt hätte, sondern weil er von seinem Besitzer gestern Abend vorsätzlich seiner Weckfunktion beraubt worden war.
    Heute ist ja der 1. Mai – also Feiertag!, stellte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission erleichtert fest und drehte sich auf die andere Seite.
    Drei Stunden später kläffte der nun schon seit über einem Jahr in seinem Elternhaus fröhlich das Gnadenbrot verzehrende Dackel erneut, diesmal noch heiserer und hochtöniger als zuvor. Eigentlich sollte man annehmen können, dass Tannenberg nun in ausreichendem Maße geschlafen hatte. Dem war aber mitnichten so. Er fühlte sich noch genauso erschlagen wie ein paar Stunden zuvor.
    Zu dieser lähmenden Antriebslosigkeit hatten sich nun auch noch stechende Kopfschmerzen gesellt, die sich wie ein großes, pieksendes Nadelkissen über seine rechte Gesichtshälfte gelegt hatten und Ohr, Auge und selbst die Zähne mit pulsierenden Schmerzreizen überfluteten, die kaum zu ertragen waren.
    Für sein ziemlich angeschlagenes Allgemeinbefinden kam diesmal aber weder ungezügelter Alkoholkonsum noch eine unzureichende Schlafdauer als Ursache in Betracht, schließlich hatte die Anzahl seiner Schlummerstunden inzwischen eine recht ansehnliche Summe erreicht. Nein, es lag vielmehr an seiner ausgeprägten Feiertags-Neurose, die ihn auch an diesem für die Jahreszeit ungewöhnlich schwülen Maitag empfing.
    Tag der Arbeit! Dass ich nicht lache!, schimpfte er brabbelnd vor sich hin, während er sich mühsam von seinem durchwühlten Nachtlager erhob. Ich hab doch zurzeit überhaupt keine Arbeit! Die Ermittlungen treten total auf der Stelle. Wir haben nicht das Geringste zu tun. Die Kollegen in Holland machen unseren Job. Und das kann dauern … Und wir alle sind zur Untätigkeit verdammt! Feiertag! Dass ich nicht lache! Was soll ich denn feiern? Ich hab absolut keinen Grund zu feiern! Die Ermittlungen kommen nicht voran. Weit und breit keine neuen Erkenntnisse – einfach nur tote Hose! Und Ellen Herdecke hat sich auch noch nicht gemeldet! Soll ich sie vielleicht mal anrufen? … Nein, dann fühlt sie sich bestimmt unter Druck gesetzt! Ich warte noch ein paar Tage, dann kann ich’s ja noch mal versuchen. Und was soll ich heute machen? Wie krieg ich bloß diesen blöden Feiertag rum?
    Na, du fauler Sack könntest zum Beispiel ins Kommissariat gehen und endlich mal deine Berichte fertigmachen oder die Aktenberge abarbeiten, die bei dir auf dem Schreibtisch liegen!, warf seine innere Stimme unvermittelt ein.
    Verfluchter Schreibkram!, gab Tannenberg wütend zurück, schlenderte zu seiner Stereoanlage und legte Deep Purple auf – ein in der Vergangenheit schon oft mit beträchtlichem Erfolg angewandtes Mittel, um dem widerborstigen, aggressiven Kommentator im eigenen Körper erfolgreich den Ton abzudrehen.
    Und es war tatsächlich wie immer: Kaum hatte er die Musik aufgedreht, schon verstummte der Quälgeist.
    Die ganze Sache hatte nur einen entscheidenden Haken: Er traf mit seiner Begeisterung für die Rockmusik der 70er Jahre nicht unbedingt auf die Gegenliebe seiner Eltern, die ja direkt unter ihm wohnten. Schon kurz nachdem das Schlagzeug bei ›Smoke on the Water‹ eingesetzt hatte, stand bereits seine Mutter an der Tür und klopfte – merkwürdiger Weise genau im Takt der Musik – auf die Glasscheibe.
    „Wolfi, mach sofort den Krach leiser! Es ist schließlich Feiertag!“, schrie sie durch die verschlossene Wohnungstür, schob dann aber, nachdem ihr Sohn umgehend der Aufforderung gefolgt war, schon wieder merklich versöhnlicher nach: „Komm dann runter, das Mittagessen ist bald fertig!“
    „Krach? – Verdammter Feiertag!“, fluchte Tannenberg vor sich hin. Er hasste Feiertage, besonders diese schier endlosen an Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
    Mit einem Gesichtsausdruck, der in jeder Geisterbahn für Angst und Schrecken gesorgt hätte, drückte er den dicken, silbernen Klinkenstecker in die Anlage, schob den Kopfhörer über die Ohren, drehte die Lautstärke wieder hoch und schloss die Augen. Nachdem er sich auch noch die nächsten beiden Stücke der Deep-Purple-CD angehört hatte, fühlte er sich schon wieder ein wenig besser.
    Die hämmernden Kopfschmerzen waren

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