Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
Vom Netzwerk:
Kontakt hatte, wo er gewohnt hat …“
    „Der Willi war ein spitzenmäßiger Mechaniker … aber das mit dem Rauschgift, auf Dauer geht das nicht gut …“
    „Hat er Freunde unter den Kollegen gehabt?“
    „Da müssen Sie sie selber fragen. Schon möglich, dass die nach der Arbeit manchmal auf ein Bier gegangen sind. Geredet hat er jedenfalls nie viel. Einmal hat er den ganzen Vormittag nichts weitergebracht, als alle Schraubenschlüssel mit Benzin zu reinigen … das geht auf Dauer nicht gut, mit dem Rauschgift.“
    „Nein, bestimmt nicht“, meinte Schäfer, das mit dem Alkohol aber auch nicht, dachte er und bat den Mann mit der dicken roten Nase, sie in die Werkstatt zu begleiten.
    Es war, wie Stippl gesagt hatte: Abgesehen davon, dass der Schweizer den einen oder anderen Kollegen nach der Arbeit auf ein Bier begleitet hatte, war es zu keinen engeren Kontakten gekommen. Über seine Vergangenheit wurde nur gemutmaßt. Ein Mechaniker meinte, dass der Schweizer möglicherweise in der Fremdenlegion gewesen wäre, weil er immer so geheimnisvoll getan hatte. Vielleicht waren das aber auch nur die Drogen gewesen. Außerdem war er ja nur drei Wochen bei ihnen gewesen.
    „Mal sehen, ob uns die Zeitungen was bringen“, sagte Schäfer auf der Fahrt zurück ins Stadtinnere.
    „Mal sehen, was Oberst Kamp zu Ihrer Initiative sagt …“, erwiderte Kovacs.
    „Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“
    „Verstehe …“
    „Das heißt nicht, dass Sie sich das Gleiche mir gegenüber erlauben sollen“, fügte Schäfer rasch hinzu, „quod licet iovi, non licet bovi …“
    „Ich habe nie Latein gehabt.“
    „Hm … kommen Sie einfach nicht auf dumme Gedanken.“
    Nachdem sie gemeinsam in der Kantine mittaggegessen hatten, saß Schäfer vor seinem Computer und surfte durch die Vermisstendatenbanken verschiedener Kriminalämter in Deutschland und der Schweiz. Menschen tauchten irgendwo unter oder starben. Und keiner vermisste sie.
    „Ich glaube, ich besuche heute den Koller und bringe ihm ein paar Blumen vorbei“, dachte er laut.
    „Blumen?“, wunderte sich Bergmann, „für den Koller?“
    „Das war als Platzhalter gemeint … Schokolade … was zum Lesen … vielleicht gibt’s ja ein Magazin … ‚Die schönsten Leichen‘ … ‚Tits of death‘ oder so …“ Schäfer begann kindisch vor sich hin zu kichern. „Was ist eigentlich mit der Telefonüberwachung für den Rudenz?“, legte er schnell nach. „Wenn er schon frei geht, könnten wir wenigstens hören, was er so treibt …“
    „Die Leitung steht … aber die Leute fehlen uns.“
    „Die bewilligen die Überwachung und das Personal nicht?“, ärgerte sich Schäfer.
    „Richtig.“
    „Können wir nicht den Strasser damit betrauen? Wir sperren ihn in einen fensterlosen Kastenwagen, werfen alle paar Stunden ein rohes Stück Fleisch rein …!“
    „Das genehmigt der Mugabe ganz bestimmt!“
    „An den darf ich gar nicht denken.“
    Um halb fünf verließ Schäfer das Kommissariat, ging in die Trafik gegenüber und kaufte für den Gerichtsmediziner einen Stapel Fachmagazine. Koller las alles, von Modellbauzeitschriften bis zu „Barschfischen heute“ – je fremder die Themen seiner eigenen Welt waren, umso besser.
    Als Schäfer mit dem Packen Zeitungen unter dem Arm die Hand auf die Klinke von Kollers Gartentor legte, ging diese wie von selbst nach unten und das Tor öffnete sich nach innen. Ein Mann Ende sechzig, gut einen Kopf größer als Schäfer, stand ihm gegenüber und sah ihn prüfend an. Braune Lederjacke, Schnauzbart, zerfurchtes Gesicht, stechende Augen. Schäfer versperrte dem Mann, den er in letzter Zeit irgendwo gesehen zu haben glaubte, den Ausgang, bis dieser ihn mit einem fremden Akzent grüßte und meinte, dass Koller ihn bereits erwarte. Schnellen Schritts ging Schäfer zur Eingangstür und läutete.
    „Wer war dieses Achtzigerjahre-Fossil da eben“, wollte er wissen, als Koller ihm die Tür öffnete, „dein Nachlassverwalter?“
    „Hauptkommissar Ballas aus Budapest“, entgegnete Koller, „kenne ich noch von früher. Komm herein, du abartiger Erbschleicher.“
    „Das habe ich mich sowieso schon gefragt“, meinte Schäfer und band sich seine Schuhe auf, „lässt du dich eigentlich vor deinem Ableben noch klonen, um deine Leiche selber sezieren zu können?“
    Koller sah ihn nachdenklich an, humpelte dann auf seine Krücken gestützt ins Wohnzimmer und sagte: „Das wirft in der Tat ein paar sehr interessante

Weitere Kostenlose Bücher