Ohnmachtspiele
philosophische Fragen auf …“
„Ja … ich hänge mich inzwischen vor den Fernseher.“
„Sei so gut und mach uns zuerst eine Kanne Tee. Ich bin froh, wenn ich nicht zu oft aufstehen muss.“
„Na, du bist mir ein Gastgeber“, tat Schäfer entrüstet und ging in die Küche.
„Der Föhring hat mich angerufen“, hörte er Koller im Wohnzimmer schreien, während er den Wasserkocher auffüllte, „die in der Badewanne … interessanter Fall.“
„Hast du nach der Bettpfanne geschrien oder was wolltest du?“, fragte Schäfer und stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab.
„Ah, du Hund … hoffentlich überlebe ich dich, weil dann stopfe ich dich persönlich aus und stelle dich als Vogelscheuche in den Garten. Da fallen die Krähen tot vom Himmel …“
„Also, Meister“, Schäfer lachte, „was ist mit der Toten aus der Badewanne?“
„Zum einen ist es natürlich kriminalistisch spannend … wir können euch keine wissenschaftlich eindeutige Antwort liefern, also treten die schwammigen Dinge in den Vordergrund, in denen du so gern herumwühlst: Hat der Mann sie geschlagen, hat er einem Dritten gegenüber schon einmal etwas geäußert, ist sie …“
„Dir ist eindeutig fad“, unterbrach Schäfer den Arzt.
„Halt die Klappe, du Nichtsnutz … außerdem hat’s das schon mal so oder so ähnlich gegeben“, Koller hob seine Tasse, „da bin ich mir ziemlich sicher.“
„Na ja, dass jemand in der Badewanne stirbt, ist nicht gerade ein Highlight der Todesarten.“
„Das nicht“, Koller schüttelte seinen Zeigefinger in Schäfers Richtung, „aber das mit der verschlossenen Tür … der Mann, der nach einem Streit heimkommt … wenn ich wieder bei der Arbeit bin, muss ich da mal meine Bibliothek durchgehen. Was macht ihr eigentlich jetzt mit ihm?“
„Die Laskas werden den Staatsanwalt anjammern, dass er ihn in U-Haft behält … das wird sich aber nicht ausgehen. Ich schätze, dass er spätestens morgen draußen ist … soll mir recht sein.“
„Und diese andere Frau … die in der Donau ertrunken ist …“
„Sonja Ziermann … tja“, meinte Schäfer und zögerte einen Moment, „ich habe keine Leute für weitere Befragungen … wenn niemand sein Gewissen erleichtern will …“
„Wieso? Das sieht doch viel eher nach Unfall aus … oder bist du da schon wieder schlauer als alle anderen?“
„Mag sein, mag sein“, tat Schäfer geheimnisvoll.
„Ah, Klugscheißer … sobald ich wieder auf den Beinen bin, schaue ich mir das selber noch einmal an.“
„Tu das“, erwiderte Schäfer und legte Koller den Plastiksack mit den Magazinen auf den Schoß, „bis dahin kannst du dich da durchschmökern.“
„Durchschmökern“, meinte Koller pikiert und stopfte sich eine Pfeife, „für so ein Wort würden sie dich in deiner Heimat ans Kreuz hängen.“
„Soll es schon gegeben haben“, antwortete Schäfer und ging in den Vorraum, um seine Zigaretten aus der Jacke zu holen.
14
Zwanzig Uhr fünfzehn: Edgar Wallace: „Der Zinker“. Schäfer lehnte sich auf der Couch zurück und zollte dem Sender Beifall, der sich diesen Schinken im Hauptabendprogramm auszustrahlen traute. Allein die Besetzungsliste ließ ihn freudig glucksen: Heinz Drache, Barbara Rütting, Eddi Arent und natürlich Psychopath vom Dienst Klaus Kinski, der sich selbst spielte. Ganz großes Kino – Schäfer lungerte mit einer Kanne Pfefferminztee und einer Packung Müslikeksen vor dem Fernseher und staunte über die Steinzeit der Kriminalistik. Als kurz vor neun das Telefon läutete, hob er widerwillig ab. Sofia Insam, die Forensikerin, die Matthias Rudenz vernommen hatte – fast hätte er sie gebeten, in der Werbepause noch einmal anzurufen.
„Nein … natürlich stören Sie nicht, was gibt’s denn?“
„Ich habe vor zwei Jahren ein Fachbuch gelesen … ‚Todesermittlung‘ oder ‚Tatortermittlung‘ oder so ähnlich hieß das. Das ist mir wieder eingefallen, nachdem wir diesen Mann vernommen haben.“
„Und wie hilft uns das weiter?“ Schäfer sah Kinski wie eine Kreatur aus synthetischem Fleisch durch die Gänge eines englischen Adelshauses huschen.
„Der Fall … in dem Buch war ein ganz ähnlicher Fall beschrieben: eine Frau, die in der Badewanne ertrinkt, ihr Mann, der die Tür verschlossen vorfindet …“
„Na ja … Geschichten gleichen sich, das ist beim Sterben auch nicht anders. Aber wenn Sie das Buch irgendwo auftreiben, können Sie es mir gern morgen vorbeibringen … oder ich hole es bei
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