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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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erinnern, vom Teufel gesprochen zu haben …“
    „Jeder Heilige braucht seinen Schurken“, erwiderte Schäfer und schüttelte ihm die Hand.
    „Chefinspektor Bergmann“, wandte sich Pürstl diesem zu, „Kompliment an Ihre Leidensfähigkeit!“
    Bergmann, der erstaunt war, dass Pürstl wusste, wer er war, beschränkte sich darauf, zu lächeln und dem Leutnant die Hand zu reichen.
    „Ihr seid wegen dem Unfall da“, kam Pürstl zur Sache, „setzt euch. Tee?“
    „Gern“, meinte Schäfer und Bergmann nickte zustimmend.
    „Ich habe eine Liste aller in Frage kommenden Fahrzeughalter“, sagte Pürstl, während er den Wasserkocher füllte, „dazu zwei Diebstähle, die allerdings beide schon über einen Monat zurückliegen.“
    „Was hältst du davon?“, wollte Schäfer wissen.
    „Status eins: Unfall mit Fahrerflucht.“ Pürstl nahm eine gusseiserne Teekanne aus einer Anrichte und gab drei Löffel losen grünen Tee hinein. „Aber da habe ich auch noch nicht gewusst, wer der Tote ist … jetzt … ja … jetzt bist du mit drin und ich überlege, mich nach Osttirol versetzen zu lassen.“
    „Hat dir mein Kollege Strasser die Akte geschickt?“, überging Schäfer Pürstls Sticheleien, „oder woher weißt du davon?“
    „Nicht wichtig, von wem ich sie habe.“ Pürstl goss den Tee auf und stellte die Kanne mit drei Tassen auf den Schreibtisch. „Aber als ich mitbekommen habe, dass du an dem Fall dran bist, konnte ich mir das nicht entgehen lassen. Schnapskarten … wieso kommen dir immer solche Geschichten unter …“
    „Es ist eine Gabe … und ein Fluch“, erwiderte Schäfer gelassen und nahm seine Tasse.
    „Ja … ein Fluch für alle, die mit dir zu tun haben …“
    Pürstl ließ seine Sekretärin eine Kopie der Liste mit den Fahrzeughaltern machen und gab sie Bergmann. Als er sie bis vors Gebäude begleitete, sagte er beiläufig zu Schäfer: „Ich rufe dich in den nächsten Tagen noch einmal an … dann können wir in Ruhe über die Geschichte reden.“
    Schäfer nickte und drückte ihm die Hand. Nachdem sich auch Bergmann verabschiedet hatte, gingen sie zum Auto und fuhren zurück nach Wien.
    Bergmann verließ das Büro um sieben Uhr, um sein wöchentliches Training nicht zu versäumen. Schäfer nahm die Einladung mitzukommen diesmal nicht an. Ein Fingerzeig auf sein endlich wieder normalfarbenes Auge reichte Bergmann als Begründung, doch eigentlich wollte Schäfer den Abend nützen, um ein paar Stunden unbeobachtet zu arbeiten. Nachdem er sich von einem japanischen Restaurant eine Sushi-Box zustellen lassen und gegessen hatte, räumte er den Schreibtisch frei, zog eine Lage Packpapier über die ganze Länge und nahm sich drei Faserstifte in verschiedenen Farben.
    Name, Alter, Geschlecht, Beruf, Todesursache, Fundort, soziale Schicht … dazwischen notierte er mit einem Bleistift alle möglichen Zusammenhänge, die ihm in den Sinn kamen. Dann nahm er das Papier und heftete es mit Reißzwecken an die Wand. Er setzte sich in seinen Sessel, rollte zum gegenüberliegenden Ende des Raums und betrachtete seine Aufzeichnungen. Wo begann es? Vier Personen, vier Karten. War es ein Spiel nach allgemein bekannten Regeln? Ein makabrer Zeitvertreib? Eine symbolische Abrechnung, deren Hintergründe ihm noch verschlossen waren? Und wer spielt warum mit Menschenleben – abgesehen vom Innenminister, aber das war ein eigener Fall von Psychopathie. Schäfer stand auf und zeichnete neben die Personen die jeweiligen Spielkarten. Wie viele verschiedene Spiele kann man mit doppeldeutschen Karten überhaupt spielen … gewöhnlich spielt man nicht allein … es sei denn, man legt eine Patience … wenn ich von einem normalen Spiel ausgehe, gibt es zwei Täter … aber man kann auch zu dritt oder zu viert Karten spielen. Zuerst wird ein Trumpf gewählt … aufgelegt oder ein Spieler sagt ihn an. Wer muss sterben … die Karte, die gestochen wird? … Und wer muss töten? … Der sticht oder der verliert … vielleicht sind es ja ganz eigene Regeln … oder sie ziehen einfach aus dem Talon: Ah, die Schellass … und schon war eine Tankstellenpächterin tot.
    Es war lang nach Mitternacht, als er die Augen nicht mehr offen halten konnte und sich auf die Couch legte, um kurz zu schlafen.
    „Ay ay, Johannes, muj chlapec“, weckte ihn Marjana, die Putzfrau um sechs Uhr morgens, „das gar nicht gesund. Du hast doch Bett zu Hause, oder? Muss ich mich schon wieder fühlen wie Mutti mit dir.“
    Schäfer hob schlaftrunken den

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