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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Gemeinsamkeiten? Wohnorte, Freizeitunternehmungen, Ferienaufenthalte, vielleicht auch nur derselbe Friseur … Um sechs Uhr machte er eine Pause und ging zur Trafik. Auf dem Gehsteig zündete er sich eine Zigarette an und spazierte ohne bestimmtes Ziel in Richtung Votivkirche. Der Zusammenhang: das Spiel, die Figuren auf den Karten. Doch was trieb den oder die Täter an? Und wie suchten sie ihre Opfer aus? Aus dem Telefonbuch? Nein, das glaubte Schäfer nicht. Auch wenn es aus Sicht des Mörders das Beste wäre, da es die polizeiliche Ermittlungsarbeit um vieles verkomplizieren würde. Nein, irgendeinen emotionalen Bezug musste es geben. Hass auf das Glück des Ehepaars Ziermann? Verachtung für den süchtigen Schweizer? Und Laura Rudenz? Neid?
    Schäfer brauchte jemanden, der psychologisch geschulter war als er, einfühlsamer und erfahrener. Doch keinen der üblichen Gerichtspsychiater, die sich als Profiler selbst profilieren wollten und ihm sagten, dass der Täter männlich war, zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig und vermutlich irgendwann ein schweres Trauma erlitten hatte.
    Er brauchte jemanden, der ihn die Beweggründe fühlen ließ. Der ihm die Köpfe und Herzen dieser Monster öffnete. Schäfer wischte mit dem Mantelärmel über eine nasse Sitzbank hinter der Votivkirche, setzte sich und nahm sein Telefon heraus.
    „Habe die Ehre, Herr Leutnant“, begrüßte er seinen ehemaligen Lehrmeister.
    „Wie geht’s dir?“, wollte Pürstl wissen, worauf Schäfer keine präzise Antwort hatte.
    „Ich habe da so was wie eine Tannennadel im Schuh …“
    „Ausziehen und schütteln“, gab Pürstl kurz vor, ihn nicht zu verstehen. „Also gut, worum geht’s?“
    „Um die Geschichte mit den Karten … ich stehe da ehrlich gesagt ein wenig an und …“
    „Ich habe einen selten guten Blaufränkischen aus Gols daheim … den sollten wir zusammen verkosten …“
    „Was?“, fragte Schäfer, den Pürstls Themenwechsel aus dem Konzept gebracht hatte.
    „Na wann du vorbeikommen willst …“
    „Gleich?“
    „Ich bin da … dann gebe ich dem Blaufränkischen inzwischen ein bisschen Luft.“
    „Gut.“ Schäfer lief über die Straße, was ihm ein paar wütend hupende Autofahrer einbrachte. „Ich muss noch schnell ins Büro, dann fahre ich los.“

22
    Als Josef Pürstl die Haustür öffnete, hielt er in der linken Hand ein Paar riesige mit Schafwolle gefütterte Pantoffeln, die er seinen Gast anzuziehen nötigte. Seine Frau wäre ohnehin nicht da, also müsse sich Schäfer ja vor niemandem schämen. Er führte ihn ins Wohnzimmer, wo er drei lange Holzscheite in den offenen Kamin legte, die auf der verbliebenen Glut sofort knisternd Feuer fingen. Auf dem Esstisch standen eine Schüssel mit dampfenden Kartoffeln, ein Holzteller mit Käse, Speck und Sauergemüse sowie eine Karaffe mit Rotwein. Pürstl stellte Teller und Gläser auf den Tisch. Sie setzten sich.
    „Du lässt dir nichts abgehen“, sagte Schäfer, während er sich umblickte.
    „Wieso sollte ich?“ Pürstl legte zwei Kartoffeln auf jeden Teller. „Greif zu.“
    Während sie aßen, machte Schäfer Pürstl mit den Details des Falls vertraut.
    „Die Rudenz muss er also auf jeden Fall gekannt haben“, meinte Pürstl, nachdem er das Besteck weggelegt und sich mit einer Stoffserviette den Mund abgewischt hatte.
    „Richtig … zumindest hatte er Zugang zum Hausschlüssel …“
    „Dann ist es da am wärmsten … um bei den Spielen zu bleiben …“
    „Was, denkst du, hat das für eine Bedeutung, so ein Töten nach Spielregeln?“
    Pürstl zuckte mit den Achseln, stand auf und trug das Geschirr in die Küche.
    „Warum jemand tötet, darüber muss ich dir ja nichts erzählen“, meinte er, als er mit einem feuchten Tuch zurückkam, um den Tisch abzuwischen. „Von der Anzahl der Opfer und der Motivation her hast du es mit einem Serientäter zu tun … ungewöhnlich ist die Auswahl der Opfer und der völlig unterschiedliche Modus Operandi … jemanden von der Straße abzudrängen, um ihn zu töten … das ist kein Vorgehen, das einem klassischen Serienmörder seinen Kick verschafft … das ist zu distanziert …“
    „Die zwei Frauen dagegen passen genau …“
    „Richtig … deshalb liegt es auch nahe, dass es sich um mindestens zwei Täter handelt. Und der, der die beiden Frauen ertränkt hat, ist eindeutig der Gefährlichere …“
    „Wieso braucht er dann das Spiel?“, fragte Schäfer mehr sich selbst, da Pürstl mit den Resten des

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