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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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in Sicherheit gewesen. Sie wussten nichts über die Welt im Da-Draußen oder wurden vielmehr hinters Licht geführt, was die vermeintlichen Gefahren dort betraf. Malorane hatte mit diesem jahrhunderte­alten Prinzip gebrochen, weil sie ihren Untertanen das wirkliche Leben im Da-Draußen zeigen wollte.
    Plötzlich richtete Remineszens ihr Granuk-Spuck auf ihren Vater.
    »Du vergisst allerdings zu erwähnen, dass du sie dazu gebracht hast, ihre Träumflüge öffentlich vorzuführen!«, rief sie.
    Ocious warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst!«, entgegnete er wütend und wand sich in Naftalis unerbittlichem Griff. »Ihr denkt alle, dass Malorane eine gutgläubige, leicht zu beeinflussende Frau war. Aber lasst euch gesagt sein, dass sie dickköpfiger war als wir alle. Sie litt unter einem enormen Minderwertigkeitskomplex und war besessen von der Idee, sich von ihren Vorgängerinnen zu unterscheiden und eine neue Herrschaftsform einzuführen. Sie wollte unbedingt, dass man sich später an sie erinnert!«
    »Das ist ihr jedenfalls gelungen!«, murmelte Oksa.
    »Mal angenommen, du hättest recht«, erwiderte Abakum, »dann musst du trotzdem zugeben, dass es dir gelegen kam. Du hast diesen Charakterzug an ihr schamlos ausgenutzt. Im Manipulieren bist du doch ein Meister, nicht wahr?«
    »Bin ich etwa schuld, dass Malorane mir nicht widerstehen konnte?«, fragte Ocious mit einem hässlichen Grinsen. »Es ist nicht alles so schwarz-weiß, wie ihr es gern hättet. Immerhin gibt es ja unsere wunderbaren Zwillinge!«
    In dem bestürzten Schweigen, das auf seine Worte folgte, sah Oksa, wie Remineszens erstarrte, während Orthon mit einer Mischung aus Stolz und Verachtung das Kinn in die Luft reckte. Die arme Zoé machte sich unterdessen so klein wie möglich. Oksa drehte sich um und sah ihre Großcousine an, als würde sie deren Verzweiflung spüren. Sie warf ihr einen aufmunternden Blick zu und ballte die Fäuste, um Zoé Mut zu machen – eine Geste, die Ocious nicht entging.
    »Zwillinge, die uns trotz einiger unwahrscheinlicher Vereinigungen eine wunderbare Nachkommenschaft geschenkt haben«, fügte er noch hinzu, bevor Naftali ihm den Hals wieder fester zudrückte.
    »Genau! Sprechen wir ruhig davon! Eine Nachkommenschaft, die, ohne mit der Wimper zu zucken, ihre eigenen Verwandten ermordet!«, platzte Remineszens heraus.
    Nun war es vorbei mit der Kaltblütigkeit, die Orthon bis dahin an den Tag gelegt hatte. Ein Blitz zuckte aus seinen Fingerspitzen und traf seine Zwillingsschwester am Hals. Jeanne und Galina nagelten Orthon sofort mit zwei Knock-Bongs an die Wand, doch es war schon zu spät.
    Abakum eilte zu Remineszens, die in seinen Armen zusammenbrach. Dort, wo Orthon sie getroffen hatte, zeichnete sich eine dunkle Stelle auf ihrer zarten Haut ab. Remineszens riss verängstigt die Augen auf. Der Feenmann kniete nieder und legte sie auf den Boden. Er zog seine Weste aus und faltete sie zu einem Kissen zusammen, auf das er ihren Kopf bettete. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Oksas Plemplem und näherte sich der Verwundeten. Manche der Mauerwandler konnten ihre Überraschung nicht verbergen: Seit knapp sechzig Jahren hatte kein Plemplem mehr einen Fuß in die Gläserne Säule gesetzt …
    Das kleine Geschöpf nahm Remineszens’ Hand.
    »Die Verwandtschaft der Alten Huldvollen darf das Leben nicht aus ihrem Körper entweichen lassen«, sagte es. »Die plemplemsche Dienerschaft kann nicht erlauben, dass der, der Eure Zwillingschaft teilt, die Befriedigung erfährt, wenn Ihr dem Tod begegnet.«
    »Es war nicht meine Absicht, sie zu töten«, sagte Orthon mit metallisch klingender Stimme, »ich wollte diese Provokateurin nur zum Schweigen bringen!«
    Der Plemplem untersuchte die Wunde.
    »Die Stärke des Hiebs kann jedoch die Verwandtschaft der Alten Huldvollen in den Tod reißen«, antwortete er. »Die Ansammlung von Jahren und die Menge an Belastungsproben bringen die Verschlimmerung der Verletzung und die Verhinderung einer schnellen Genesung mit sich.«
    Ocious schüttelte den Kopf, doch er wirkte keineswegs betrübt. »Aber Orthon …«, sagte er mit einem Seufzer. »Was hast du nur getan?«
    Er redete mit ihm wie ein Vater, der sein Kind bei irgendeinem Unfug erwischt hat.
    »Dasselbe wie du, Vater«, entgegnete Orthon und zupfte gelassen seine Kleidung zurecht. Jeannes und Galinas Knock-Bongs hatten ihm offenbar wenig ausgemacht.
    »Vater und Sohn entwickeln in ihren

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