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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Geheimgesellschaft war?«
    Das war mehr, als Naftali ertragen konnte. Mit einem Satz war er auf den Beinen und flog auf das Podest zu, wo Ocious saß. Die Mauerwandler versuchten seinen Angriff mit Lichterlohs und Knock-Bongs abzuwehren, doch sie konnten den riesigen Schweden nicht stoppen. Gefolgt von einem Schwarm Hellhöriger landete er direkt hinter Ocious und drückte ihm mit dem Arm die Kehle zu. Er klopfte die Lichterlohs an seiner Hose aus und sagte hasserfüllt: »Meine Mutter ist nie eine eurer eifrigsten Anhängerinnen gewesen. Sie wurde gezwungen, sich mit euch zu verbünden!«
    Alle Mauerwandler richteten ihre Granuk-Spucks auf ihn. Die Spannung steigerte sich bis ins Unerträgliche. Oksa spürte, wie ihr Vater innerlich zu kochen begann, es fehlte nicht viel, und der Tintendrache würde erscheinen. Jetzt gibt es gleich ein Blutbad, dachte sie entsetzt. In dem Moment drückte Naftali Ocious’ Kehle noch fester zu.
    »Und ich verbiete dir und deiner Bande, euch meinem Enkel zu nähern!«, schrie er seinem Feind ins Ohr.
    »Keine Angst, Großvater«, sagte da Tugdual mit fester Stimme. »Es besteht keinerlei Chance, dass ich mich ihnen anschließe.«
    Oksa wandte sich ihm zu. Auf den ersten Blick wirkte er völlig ungerührt. Doch sie bemerkte das einzige äußere Anzeichen für seine Erregung: eine pochende Ader an der Schläfe, die seine blasse Haut zucken ließ. Plötzlich sah sie Tugdual zu einer Hellhörigen schauen, die Naftali zu nahe kam. Er feuerte ein Lichterloh auf sie ab. Sie explodierte Funken sprühend und endete als Häuflein Asche.
    »Du bist uns trotzdem weiterhin willkommen«, sagte Orthon provozierend.
    Tugdual verzog nur verächtlich den Mund.
    »Und nun zu dir, Ocious«, sagte Naftali. »Du wirst uns jetzt ganz genau erzählen, wie es um Edefia steht. Und zwar offen und ehrlich. Ich habe nichts zu verlieren, weißt du? Ich würde nicht zögern, dir das Genick zu brechen, wenn es sein muss. Stark genug bin ich. Und ich hätte große Lust dazu …«
    »Aber du wirst es nicht tun, weil du mich nämlich brauchst«, würgte Ocious angestrengt hervor. »Ihr braucht mich alle!«
    »Bist du sicher?«, fragte Naftali ungerührt. »Du wirst vor lauter Selbstüberschätzung noch deine ganze Macht verlieren. Du bist doch nur ein überehrgeiziger Tattergreis, weiter nichts. Wozu hast du es denn im Leben gebracht, Ocious? Kannst du uns das sagen? Du bist schuld am Großen Chaos, das heute die beiden Welten an den Rand des Untergangs bringt. Du hast zwei Söhne, die sich gegenseitig hassen, genauso wie sie dich hassen. Deine Macht besteht nur aus dem Schrecken, den du überall verbreitest …«
    Die Mauerwandler erstarrten vor Empörung. Von den Plätzen neben den Rängen feuerte ein Treubrüchiger ein Granuk auf Naftali ab, doch die Rette-sich-wer-kann passten auf. Mit einer blitzschnellen Bewegung ihres Zeigefingers lenkte Brune das Granuk in eine andere Richtung, und niemand wagte mehr, etwas gegen ihren Mann zu unternehmen. Brune baute sich drohend vor den Treubrüchigen auf und behielt selbst ihre kleinsten Bewegungen im Auge. Cameron und Pierre eilten als Verstärkung zu ihr.
    »Malorane ist für das Große Chaos verantwortlich, nicht ich«, setzte Ocious mit rauer Stimme an, nachdem Naftali seinen Griff ein wenig gelockert hatte.
    »Malorane trägt einen Teil der Verantwortung, das leugnet niemand«, sagte Abakum. »Doch ihre Absichten waren nicht so finster wie deine. Ihr einziger Fehler war ihre Naivität und die Tatsache, dass sie nicht begriffen hat, wer du wirklich bist. Wenn du sie nicht so beeinflusst hättest, wäre das Geheimnis-das-nicht-enthüllt-werden-darf niemals verraten worden. Die Unendliche Entität würde noch bestehen, und das Große Chaos hätte gar nicht erst stattgefunden.«
    »Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte irgendein anderer meine Rolle übernommen«, erwiderte Ocious. »Ich war nicht der Einzige, der aus Edefia herauswollte. Sobald Malorane dem Volk ihre Träumflüge zeigte, hatten die meisten von uns nichts anderes mehr im Sinn.«
    Abakum und die ältesten Rette-sich-wer-kann konnten ihm nur zustimmen. In den Augen derer, die sie gut gekannt hatten, war Malorane eine Idealistin gewesen, eine leichtgläubige Reformerin, die die außerordentliche Gier einiger Edefianer außer Acht gelassen hatte. Obwohl es ein Leichtes gewesen wäre, Edefias Geheimnis zu lüften, hatten die Huldvollen es jahrhundertelang bewahrt. Dank dieses Geheimnisses waren die Von-Drinnen

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