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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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nichts erzählt?«, fragte Abakum ungläubig.
    Ocious runzelte die Stirn und wandte sich schließlich an Orthon.
    »Liegt das Da-Draußen wirklich im Sterben?«
    »Es ist so, wie er sagt, Vater.«
    Ocious wurde blass und ließ mit ungeheurer Kraft die Faust auf die Lehne seines Sessels niedersausen. Alle zuckten zusammen. Oksa klammerte sich verzweifelt an ihre Armlehne, besonders als sie merkte, dass Orthon mit einem selbstgefälligen Lächeln zu ihr hinsah. Sie wusste, was er sagen würde, es war unvermeidlich.
    »Aber dieses junge Mädchen, das du da vor dir siehst, Vater, ist nicht nur die Neue Huldvolle, auf die du seit so vielen Jahren wartest«, fuhr er mit neuer Selbstsicherheit fort. »Mit ihrer Hilfe wirst du dir den Wunsch erfüllen können, den du schon immer hattest: Du kannst nach Da-Draußen gelangen und es erobern. Doch jetzt, da beide Welten dem Untergang nahe sind, hätte es in der Tat wenig Sinn, Edefia zu verlassen …«
    Ocious stieß einen fürchterlichen Wutschrei aus. Seine ganze Welt, das Erbe seiner mächtigen Vorgänger, brach zusammen wie ein Kartenhaus. Orthon hingegen freute sich, dass er die Fäden wieder in der Hand hielt. Sichtlich zufrieden ließ er einige Zeit verstreichen, ehe er fortfuhr:
    »Doch unser werter Freund Abakum hat bereits einen Teil der Lösung erwähnt.«
    Ocious blickte mit konzentrierter Miene auf.
    »Warum hattet ihr keine Wahl, Abakum?«, donnerte Orthon. »WARUM?«
    Abakum blieb stumm.
    »Unsere einzige Chance, die Naturkatastrophen zu überleben, unsere einzige Chance, das Gleichgewicht wiederherzustellen, in Edefia und im Da-Draußen … ist sie!«, rief Orthon triumphierend und zeigte auf Oksa. »Und ganz egal, was Abakum sagt: Es ist mir allein zu verdanken, dass sie hier vor dir steht …«
    Unmut regte sich auf den Rängen der Rette-sich-wer-kann, doch das schien den Treubrüchigen nicht im Geringsten zu stören.
    »Weißt du, wie ihre Familie sie genannt hat, als sie auf die Welt kam?«, fuhr er fort. »Die Unverhoffte. Da hatte noch keiner eine Ahnung von der Bedeutung dieses Beinamens. Dabei hätten sie keinen besseren finden können, oder?«
    Bei diesen Worten verzog sich Ocious’ Mund zu einem teuflischen Grinsen. Eben noch waren die Aussichten vollkommen düster gewesen, doch nun hellte sich die Zukunft wieder auf, bot Raum für neue Versprechungen und jahrhundertealte Pläne.
    »Die Unverhoffte …«, raunte er mit leuchtenden Augen.
    Dann brach er in triumphierendes Gelächter aus. Es hallte in dem runden Sitzungssaal wider und bohrte sich tief in die Herzen der verzweifelten Rette-sich-wer-kann.

Die Kraftprobe
    D
ie Stimmung im großen runden Sitzungssaal war erhitzt. Oksa hätte alles darum gegeben, jetzt woanders zu sein. In ihrem Sessel – nur wenige Meter von Ocious und seinem Mauerwandler-Clan entfernt – fühlte sie sich ausgelieferter denn je.
    »Du wirst also das Gleichgewicht wiederherstellen«, sagte Ocious und durchbohrte sie mit dem Blick.
    »Und es dir ermöglichen, endlich nach Da-Draußen zu gelangen!«, ergänzte Orthon stolz.
    Er konnte es sich nicht verkneifen, seinem Halbbruder Andreas einen provozierenden Blick zuzuwerfen.
    »Hervorragend!«, rief Ocious, ohne Oksa aus den Augen zu lassen. »Tritt doch bitte näher!«
    Hilfe suchend drehte sich Oksa zu den Rette-sich-wer-kann um. Sofort erhoben sich Pavel und Abakum und stiegen die Stufen hinunter, gefolgt von Tugdual. Orthon wollte ihnen schon den Weg versperren, doch Ocious hielt ihn mit einer amüsierten Gelassenheit zurück, wie sie sich nur der Herr der Lage erlauben konnte. Pavel ignorierte das Dutzend Hellhörige, die sich ihm bedrohlich näherten, stellte sich neben Oksa und ergriff ihre Hand.
    »Keine Angst, Oksa-san«, murmelte er ihr kaum hörbar zu. »Du hast die Macht, nicht sie.«
    Abakum legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern. Seine Nähe beruhigte sie sofort. Tugdual stellte sich auf die andere Seite ihres Sessels und warf Oksa einen flüchtigen Blick zu.
    »Lass dich nicht einschüchtern«, flüsterte er. »Sie sind nicht stärker als wir.«
    Verzweifelt versuchte Oksa, sich einzureden, dass ihr Vater und Tugdual recht hatten, trotzdem war sie furchtbar verängstigt. Orthon sagte seinem Vater ein paar Worte ins Ohr, woraufhin Ocious den Blick schlagartig auf Tugdual heftete.
    »Aha, du bist also Naftalis und Brunes Enkel?«, bemerkte er. »Weißt du schon, dass deine Urgroßmutter eine der eifrigsten Anhängerinnen unserer

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