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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Stimme.
    »Nein«, beruhigte Pavel sie. »Sobald er dich berührt hat, haben sich seine Partikel in alle Richtungen zerstreut. Erst ist ein neues Gebilde entstanden, dann eine andere menschliche Silhouette. Wir haben versucht, Orthon aufzuhalten, aber er ist direkt auf die Wand zugeschossen, hindurchgegangen und verschwunden.«
    »Das ist ja irre«, sagte Oksa. »Aber … warum hat er sich Zelda ausgesucht?«
    »Du hast das Ergebnis eures Kontakts zu spüren bekommen«, antwortete Pavel. »Orthon hatte bestimmt keine Ahnung davon, aber es hätte euch beide fast das Leben gekostet, als er dir so nahe kam. Im Gegensatz zu dir war Zelda eine leichte und folgsame Beute für ihn. Außerdem, und das ist wichtig, gehört sie zu deinem Freundeskreis. Ich glaube, Zoé hat recht: Er hat wohl diesen Sommer die Kontrolle über Zeldas Körper ergriffen, um in Merlins Nähe zu sein – und damit in der des Gemäldes. Ich bin mir nämlich sicher, dass er wusste, welche Rolle Merlin spielte. Das Gemälde hat er zwar auf diese Weise nicht in die Finger bekommen, aber immerhin hatte er nach unserer Entgemäldung einen Platz in der ersten Reihe.«
    »Na klar!«, rief Merlin. »Deswegen hat Zelda sich seit Schulbeginn so an mich herangemacht! Und ich habe es nicht gemerkt, weil ich mich vor allem mit Hilda Richard beschäftigt habe, die sich auch auf eine sehr merkwürdige Weise verändert hat. Ich hätte mir ja denken können, dass da was im Busch ist. Stattdessen war ich der festen Überzeugung, dass es an meinem unwiderstehlichen Charme liegt!«
    »Was bei Hilda Richard garantiert der Fall ist!«, sagte Gus grinsend. »Du Glückspilz!«
    Merlin drohte ihm lachend mit der Faust.
    »Arme Zelda«, sagte er dann. »Heißt das, dass sie jetzt wieder schlecht in Mathe ist?«
    »Ich fürchte, da hast du recht«, antwortete Dragomira mit einem hintergründigen Lächeln.
    »Die Arme«, sagte Merlin. »Wenn ich es mir recht überlege, fällt mir ein, dass ich diesen Sommer eines Nachts mit einem sehr seltsamen Gefühl aufgewacht bin, als wäre jemand in meinem Zimmer … Mir ist plötzlich eiskalt geworden, und ich habe das Licht angemacht: Es war niemand da, aber das eisige Gefühl ist trotzdem eine ganze Weile geblieben.«
    »Ich bin mir sicher, dass es Orthon war!«, rief Oksa.
    »Wisst ihr was? Ich habe dasselbe Gefühl gehabt wie Merlin«, verkündete Zoé mit zitternder Stimme.
    Fröstelnd erzählte sie, was passiert war.
    »Soll das heißen, dass Orthon versucht hat, von Zoés und Merlins Körper Besitz zu ergreifen, bevor er bei Zelda ›Unterschlupf‹ fand?«, fasste Oksa schließlich das Gehörte zusammen.
    »Ich denke schon«, bestätigte Zoé ihren Verdacht.
    »Das ist durchaus möglich«, mischte sich Abakum ein, der gerade von seinem Streifzug zurückgekehrt war.
    »Aber warum hat er aufgegeben?«, fragte Oksa.
    »Vielleicht ist es ihm nicht gelungen … zum Beispiel aus emotionalen Gründen, wobei mich das bei Orthon sehr wundern würde, weil er nicht gerade sentimental ist. Oder aus praktischen Gründen, das scheint mir wahrscheinlicher. Wir dürfen nicht vergessen, dass Zoé eine Mauerwandlerin ist: Möglicherweise ist ihre DNA zu instabil, um ein so nebulöses Wesen aufzunehmen, wie Orthon es zu diesem Zeitpunkt war. Bei Merlin hingegen frage ich mich, was das Problem war. Du wärst ein ideales Opfer gewesen, mein Junge.«
    Merlin runzelte die Stirn.
    »Sie haben von instabiler DNA gesprochen. Ich weiß nicht, ob das etwas ausmacht, aber ich habe Blutgerinnungsprobleme. Ich bin Bluter.«
    Abakum nickte. »Dann ist alles klar! Man kann wirklich sagen, dass Orthon nichts unversucht gelassen hat.« Er wandte sich an Oksa. »Und du, mein Kind, hattest einen genialen Einfall. Es war sehr schlau, Orthon glauben zu lassen, wir stünden kurz vor dem Aufbruch nach Edefia. Das hat ihn aus dem Konzept gebracht. Er fing an zu grübeln, und das war sehr gut.«
    »Mag sein … Aber was Mama betrifft, sind wir nicht viel weiter gekommen.«
    »Und woher sollen wir wissen, dass der Dreckskerl jetzt nicht von einem anderen Besitz ergreift?«, stieß Pavel zwischen den Zähnen hervor.
    »Er weiß, dass wir auf der Hut sind«, sagte Dragomira.
    »Das hat uns bisher auch sehr viel gebracht, das muss ich schon sagen.«
    »Wenn du es so sehen willst«, murmelte die alte Dame gekränkt.
    »Entschuldige, dass ich nicht vor Begeisterung an die Decke springe, Mutter«, fuhr Pavel fort, indem er das letzte Wort betonte. »Ich habe mich wohl zu

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