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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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sicher, dass du sie nicht vergiften wirst?«, brummte Pavel skeptisch.
    Statt einer Antwort warf Dragomira ihm einen vermeintlich bösen Blick zu, der jedoch alle Liebe und allen Schmerz ausdrückte, die sie in diesem Moment empfand.
    »Mithilfe des Abyssimus-Elixiers kann man reine Seelen aus Abgründen zurückholen, aus denen sie sich nicht aus eigener Kraft befreien können«, erklärte Abakum.
    »Würdest du Oksas Mund bitte ein wenig öffnen, mein Sohn?«
    Pavel gehorchte, tief bewegt, dass Dragomira ihn »mein Sohn« genannt hatte. Die Alte Huldvolle schüttete einen Tropfen goldbraune Flüssigkeit in Oksas Mund, wartete kurz, wiederholte die Behandlung und hob dann den Kopf ihrer Enkelin an. Das Elixier schien sich bis in die äußersten Enden ihres starren Körpers auszubreiten, ihn zu erwärmen und ihm neues Leben einzuhauchen. Oksa begann zu husten. Sie erbrach Unmengen Wasser, als wäre sie gerade vor dem Ertrinken gerettet worden. Ihre Lunge füllte sich mit Sauerstoff, und ihr Herz begann wieder kräftiger zu schlagen. Als der Hustenanfall vorbei war, sah sie sich um, ihre Kehle schmerzte.
    »Mein Kind!«, rief Pavel und drückte sie an sich.
    »Wo ist er?«, fragte Oksa.
    »Orthon ist nicht mehr da, keine Angst«, flüsterte ihr Vater.
    »Ich friere mich zu Tode«, sagte Oksa zähneklappernd.
    Pavel wickelte sie in eine große Mohairdecke und drückte sie noch fester an sich.
    »Willst du mich ersticken?«, fragte seine Tochter mit schmerzverzerrter Miene. »Ich sehe schon den Zeitungsbericht vor mir: ›Mädchen wird vor dem Tod gerettet, um dann erstickt zu werden – vom eigenen Vater!‹«
    Pavel musste schmunzeln. Seiner Tochter ging es anscheinend wieder besser. Er warf ihr einen liebevollen Blick zu. Oksa war noch ein bisschen schwindlig, vor allem bei dem Gedanken, dass sie um ein Haar gestorben wäre. Als die merkwürdige Gestalt sie gestreift – nur gestreift! – hatte, war es gewesen, als sei sie von einem eisigen Nichts verschlungen worden. Doch jetzt war alles wieder gut. Oder jedenfalls fast. Ihr Blick wanderte zu Zelda, die auf dem Sofa lag.

Gedächtnisradiergranuk und Gedankenflüstern
    M
ithilfe des äußerst wirksamen Tranks kam auch Zelda zur großen Erleichterung aller Rette-sich-wer-kann bald wieder zu sich. Sie setzte sich auf und blickte sich verstört um.
    »Was … was ist passiert? Warum bin ich hier?«
    »Du bist in Ohnmacht gefallen, aber mach dir keine Sorgen, Liebes!«, sagte Dragomira mit einem beruhigenden Lächeln. »Trink! Es ist eine spezielle Mischung, die die Lebensgeister wiedererweckt.«
    Bei diesen Worten gab sie ihr einen Becher mit dampfend heißer Flüssigkeit. Gleichzeitig zog sie ihr Granuk-Spuck aus den Falten ihres Kleides. Als Zeldas Gesicht hinter dem Becher verschwunden war, nutzte Dragomira die Chance, um ein Granuk in ihre Richtung zu feuern. Das Mädchen erstarrte zu Stein.
    »BABA!«, protestierte Oksa.
    »Gedächtnisradiergranuk«, flüsterte ihr Vater und bedeutete ihr, still zu sein.
    Dragomira hatte diese List schon einmal angewendet, erinnerte sich Oksa. Im letzten Schuljahr waren Polizisten in den »Genuss« der kombinierten Wirkung von Gedächtnisradiergranuk und Gedankenflüstern gekommen. Dieses fabelhafte Vermögen, andere von etwas zu überzeugen, das gar nicht stimmte, setzte viel Übung voraus und war den Huldvollen vorbehalten. Oksa freute sich schon darauf, es einmal zu beherrschen. Bis dahin blieb ihr allerdings nichts anderes übrig, als das Talent ihrer Großmutter zu bewundern. Die alte Dame schloss die Augen, um sich zu konzentrieren, und einen Moment später verschwand eine zarte blaue Rauchfahne in Zeldas rechtem Ohr, um kurz darauf aus dem linken Ohr wieder herauszukommen. Das Granuk-Spuck in der Hand, sprach Dragomira:
    Mit Granukkraft
    Ergieß deinen Saft!
    Gelöscht seien die Gedächtnisorte.
    Erinnre dich an meine Flüsterworte!
    Dann flüsterte sie Zelda ein paar Worte ins Ohr. Das Mädchen erwachte wieder, diesmal ganz fröhlich.
    »Wow! Ich weiß ja nicht, was Sie in diesen Trunk getan haben«, sagte sie und deutete auf den großen Becher, den sie gerade ausgetrunken hatte, »aber ich fühle mich … topfit!«
    »Das sind ja gute Neuigkeiten!«, freute sich Dragomira. »Es wird langsam Zeit für dich, mein Kind. Ich schlage vor, dass Tugdual dich gleich nach Hause begleitet. Sonst machen sich deine Eltern vielleicht noch Sorgen.«
    Tugdual trat mit einem Lächeln auf den Lippen näher. Zelda versteifte sich bei

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