Oksa Pollock. Die Entschwundenen
seinem Anblick und warf Oksa einen fragenden Blick zu.
»Ein Freund der Familie«, sagte diese locker.
»So kann man es auch ausdrücken«, meinte Tugdual ironisch und ließ sein Zungenpiercing an den Zähnen entlanggleiten.
Alle verabschiedeten sich von Zelda und sahen ihr erleichtert nach, als sie ging.
»Ist es, nach allem, was vorgefallen ist, nicht unvorsichtig, Tugdual allein mit ihr weggehen zu lassen, so ganz unbeaufsichtigt?«, fragte Pierre nachdenklich.
»Hast du Angst, dass er Orthons Vorschlag doch noch akzeptieren könnte?«, fragte Naftali.
»Ich möchte ihm das nicht unterstellen …«
»… aber du hältst meinen Enkel für ein wankelmütiges Wesen, das solche Sirenen mit Leichtigkeit betören können!«, fuhr Naftali ruhig fort. »Natürlich ist er ganz anders als die meisten von uns. Aber hat er seine Loyalität im Gemälde nicht zur Genüge bewiesen?«
Pierre senkte beschämt den Kopf.
»Entschuldige, Naftali.«
»Ich habe Verständnis für Pierres Misstrauen«, warf Abakum ein. »Wenn man Tugdual nicht so gut kennt wie Naftali und ich, ist es ganz normal, an ihm zu zweifeln. Orthons Angebot hat ihn bestimmt verwirrt, aber ich habe Vertrauen in ihn. Dennoch bin ich bereit, allen zu beweisen, dass er wirklich vertrauenswürdig ist.«
Und bei diesen Worten nahm der Feenmann die Gestalt eines samtschwarzen Schattens an und glitt aus dem Haus, um Zelda und Tugdual zu folgen.
»Wollen Sie mein Gedächtnis auch löschen?«, fragte Merlin mit unsicherer Stimme, als alle wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt waren.
Dragomira drehte sich nachdenklich zu ihm um.
»Wie ist es dir denn am liebsten, mein Junge?«
»Äh … ich weiß nicht«, stammelte er. »Wie Sie wollen.« Und sicherheitshalber kniff er schon mal fest die Augen zu.
Die Baba Pollock lachte schallend und steckte alle mit ihrer Heiterkeit an.
»Das ist wohl nicht nötig. Du hast uns deutlich gezeigt, dass wir uns auf dich verlassen können! Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass du uns ein wertvoller Verbündeter bist. Es gibt keinen Grund, diese … Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen.«
Merlin stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lächelte strahlend.
»Da wir jetzt unter uns sind – könnte uns vielleicht endlich mal jemand erklären, was passiert ist?«, fragte Gus zaghaft.
Tatsächlich hatte niemand weiter auf die beiden Jungen geachtet, außer um sie vor Orthons entfesselter Gewalt zu schützen. Die Rette-sich-wer-kann waren von der Sensibylle vorgewarnt worden, und so hatten alle Bescheid gewusst, schon bevor Zelda am Bigtoe Square eintraf – alle außer Gus und Merlin. Als die Rette-sich-wer-kann sich um Zelda scharten und das Wortgefecht begann, waren sie vor allem über die Schärfe des Tonfalls erschrocken gewesen. Beim Anblick des Sturms, der über das Wohnzimmer hinwegfegte, verstanden sie jedoch überhaupt nichts mehr. Erst recht nicht, als dann auch noch eine schwarze Wolke aus Zeldas Körper kam.
»Ja, das würde mich auch interessieren. Hab ich das richtig verstanden, dass sich Mr McGraw in Zeldas Körper aufgehalten hat?«, sagte Merlin stockend.
Wider Erwarten ergriff Zoé das Wort.
»Genau so ist es, du wirst es wohl oder übel glauben müssen«, sagte sie. Sie saß dicht bei Remineszens, die Arme um die Knie geschlungen. »Orthon – oder McGraw, wenn dir das lieber ist – hat schon vor ein paar Wochen von Zeldas Körper Besitz ergriffen. Meiner Meinung nach seit den Sommerferien.«
Dragomira sah sie erstaunt an.
»Eigentlich habe ich es vom ersten Schultag an geahnt«, fuhr Zoé mit leiser Stimme fort. »Zelda hatte sich sehr verändert, sie war selbstbewusst, sarkastisch und geschickt geworden, ganz anders als vor den Sommerferien. Ich habe mich in ihrer Gegenwart nicht mehr wohlgefühlt und mehrmals in ihrem Gesicht und in ihren Augen einen Ausdruck gesehen, der mir von McGraw vertraut war.«
»Aber warum hast du nichts gesagt?«, fragte Dragomira und bemühte sich, ihre Worte nicht wie ein Vorwurf klingen zu lassen.
Zoé drückte sich mit dem Rücken an die Wand.
»Es war zu unwahrscheinlich, um wahr zu sein. Ich dachte, dass ich es mir nur einbilde. Ihr hättet mich bestimmt für verrückt gehalten. Und ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen um mich macht.«
Dragomira setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme.
»Mein armes Kind«, flüsterte sie. »Entschuldige bitte, dass ich so unaufmerksam war.«
»Ist er immer noch da?«, fragte Oksa mit rauer
Weitere Kostenlose Bücher