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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Sensibylle aufhorchend.
    Zoé errötete, da plötzlich die geballte Aufmerksamkeit der Rette-sich-wer-kann auf sie gerichtet war und alle wie gebannt an ihren Lippen hingen.
    »Ich glaube, ich weiß, worauf Zoé hinauswill«, kam Naftali ihr zu Hilfe. »Du denkst, dass vielleicht ein Haar von Oksa an Gus’ Kleidern klebte oder …«
    Sämtliche Blicke richteten sich jetzt auf Oksa, die angestrengt nachdachte. Plötzlich schlug sie sich mit der Hand an die Stirn.
    »Oh nein! Bitte nicht!«
    Alle erstarrten.
    »Gus hat meine Umhängetasche«, brachte die Junge Huldvolle kleinlaut hervor.
    »Und … was ist in deiner Umhängetasche?«, fragte Pierre mit stockender Stimme.
    »Es könnte nicht schlimmer sein«, stöhnte Oksa. »Mein Wackelkrakeel … meine Schatulle mit den Befähigern … mein Granuk-Spuck …«
    Dragomira schaute sie fassungslos an. Sie war einem Wutausbruch nahe, befürchtete jedoch, die Situation dadurch nur noch weiter zu verschlimmern. Um sich zu beruhigen, legte sie die Fingerspitzen aneinander. Währenddessen dämmerte Oksa die ganze Tragweite des Desasters, an dem sie zweifellos die Schuld trug. Ihre Großmutter und Abakum hatten es ihr in aller Deutlichkeit eingeschärft: Niemals die Utensilien einer Jungen Huldvollen irgendjemand anderem zu überlassen! Niemals. Es bedurfte nicht gerade einer blühenden Phantasie, um sich vorzustellen, welch enormen Schaden jemand, der böse Absichten hegte, damit anrichten konnte. Aber das, was jetzt passiert war – wie hätte sie je so etwas ahnen können? Auf einmal kribbelte ihre Nase, die Tränen traten ihr in die Augen, und sie spürte, wie ein Schluchzer in ihrer Brust nach oben stieg. Sie versuchte, tief Luft zu holen, um ihn zu unterdrücken. Als ihr Blick dem ihrer Großmutter begegnete – lodernd vor Wut, das hätte sie schwören können –, wäre es beinahe um ihre Fassung geschehen gewesen.
    »Was habe ich bloß angerichtet?«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Verstehst du jetzt, was wir dir sagen wollten? Die kleinste Unachtsamkeit kann uns teuer zu stehen kommen«, sagte Dragomira mit mühsam unterdrücktem Zorn.
    »Wir befinden uns alle in großer Gefahr«, setzte Abakum bedrückt hinzu. »In jedem Augenblick. Diese Tatsache können wir uns gar nicht deutlich genug machen.«
    »Wir sollten unsere Zeit jetzt aber nicht damit verschwenden, uns über Dinge aufzuregen, die wir nicht ändern können«, sagte Naftali in entschiedenem Ton. »Wir müssen handeln. Und das Allerwichtigste ist im Moment, das Gemälde zu holen. Nicht auszudenken, wenn jemand anders es vor uns in seinen Besitz bringen würde!«
    Oksa hob den Kopf und schaute den großen Schweden an. Wenn jemand anders sich des Gemäldes bemächtigte, würden sie Gus wohl nie wiedersehen.

Ninja-Vater & Ninja-Tochter
    A
n diesem Abend kam es Oksa vor, als wollte es ewig nicht dunkel werden. Als die Schatten schließlich nicht mehr länger werden konnten und der Himmel sich verfinsterte, war die Junge Huldvolle so ungeduldig, dass sie glaubte, gleich zerspringen zu müssen. Sie hatte sich inzwischen auch den letzten Fingernagel abgekaut.
    »Ist es jetzt so weit? Können wir endlich los?«, fragte sie zum zwanzigsten Mal an diesem Abend.
    Ihr Vater warf einen prüfenden Blick nach draußen und musterte seine Tochter mit ernster Miene. Um seine Erregung zu verbergen, bückte er sich und schnürte seine Turnschuhe. Pavel Pollock war ein Mensch, der sich ständig Sorgen machte. Es war ihm schon immer schwergefallen, seine außergewöhnliche Herkunft zu akzeptieren, und in den letzten paar Monaten war keine Woche vergangen, in der er nicht daran erinnert worden war, dass er der Sohn von Dragomira, der Alten Huldvollen mit den unglaublichen Kräften, und von Wladimir, dem sibirischen Schamanen, war. Und dann war er auch der Vater von Oksa, auf der plötzlich alle Hoffnungen der Rette-sich-wer-kann ruhten, dereinst nach Edefia, in ihre verlorene Welt, zurückzukehren. Oksa, die Unverhoffte … Nachdem Pavel zunächst versucht hatte, sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen – die Tatsache, dass er das Schicksal der Rette-sich-wer-kann teilte, ob er nun wollte oder nicht –, hatte er sich schließlich damit abgefunden. Allerdings nicht, ohne sich als oberstes Ziel zu setzen, seine Frau und seine einzige Tochter zu beschützen. Seine Frau Marie war immer noch von den Folgen des Anschlags gezeichnet, den ihr Erzfeind Orthon mit einer vergifteten Seife verübt hatte und der eigentlich

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