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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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herauszukommen. Als ich in diesem Gefühl von Überdruss beinahe versunken wäre, bist du aufgetaucht wie ein kleines Wunder. Kurz gesagt, du hast mich vor einem schrecklich langweiligen Tod gerettet, du Unverhoffte …«
    Bei diesen Worten rekelte er sich wie eine Katze und sah sie mit einem zufriedenen Grinsen im Mundwinkel an. Oksa kämpfte mit ihren widersprüchlichen Gefühlen. Sie überlegte kurz und fragte dann mit fester Stimme, die beunruhigenden Worte des Plemplems noch im Ohr: »Du sagst, du kannst der treueste Freund und der grausamste Gegner sein … Und jetzt gerade, was bist du da?«
    »Was denkst du denn?«, fragte Tugdual provozierend zurück.
    »Versuch nicht, dich bösartiger darzustellen, als du bist!«, ertönte plötzlich die Stimme Abakums.
    Oksa wandte den Kopf. Der Feenmann stand auf einmal vor dem Sofa, und neben ihm Dragomira, die Tugdual mit einem müden Ausdruck betrachtete.
    »Das ist das Lieblingsspiel unseres jungen Freundes«, erklärte Abakum, während er sich neben Oksa setzte. »Sein Gegenüber glauben zu lassen, er gehöre zu den Bösen, während er im Grunde seines Herzens der glühendste Verfechter unserer Sache ist. Stimmt’s, Tugdual?«
    Anstelle einer Antwort schenkte der junge Mann Oksa ein so strahlendes Lächeln, dass sie beinahe vom Sofa gekippt wäre. Sie ballte die Hände so fest, dass es wehtat, und erwiderte sein Lächeln mit einem Blick, von dem sie hoffte, er möge genauso lässig und unterkühlt wirken, wie es bei ihm so oft der Fall war. Allerdings wusste sie sehr wohl, dass dieser eigentümliche Junge sich nicht so leicht täuschen ließ.

Der Unbekannte vor dem Haus
    D
ie Verwirrung, die Tugdual bei Oksa auslöste, entging auch Dragomira und Abakum nicht. Allerdings konnten sie dem Mädchen im Augenblick nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, da etwas anderes sie beschäftigte.
    »Wir haben ein Problem«, verkündete Dragomira, wobei sie Oksa und Tugdual fixierte.
    »Es gibt einen Verräter unter uns, nicht wahr?«, platzte Oksa heraus.
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte ihre Großmutter mit gerunzelter Stirn und warf Tugdual einen finsteren Blick zu.
    »Äh … das wäre doch wohl das Schlimmste, was uns passieren könnte, oder?«, versuchte Oksa sich herauszureden, um Tugdual aus der Schusslinie zu bringen und die Anonymität ihres kleinen Informanten zu wahren, der sich hinter den Kamin verzogen hatte.
    Dragomira betastete irritiert ihre zu einem Kranz um den Kopf gelegten Zöpfe und fuhr fort: »Wir glauben nicht, dass sich in unserer Gruppe ein Verräter befindet. Allerdings sind wir sicher, dass uns jemand beschattet. Seit Gus eingemäldet wurde, folgt uns jemand und beobachtet uns …«
    »Woher wisst ihr das?«, fragte Tugdual.
    »Dir ist wohl nicht entgangen, mein Junge, dass Abakum einen außergewöhnlichen Geruchssinn besitzt. Der Geruch des Spions verfolgt uns seit drei Tagen. Dieser Geruch hängt ununterbrochen über dem Bigtoe Square, und wir haben einen Mann gesehen, der mehrere Stunden lang vor unserem Haus an einen Baum gelehnt stand. Als du das Gewitter ausgelöst hast, Oksa, hat er sich keinen Millimeter vom Fleck gerührt, nicht einmal, um irgendwo Schutz zu suchen. Das ist doch ziemlich verdächtig, oder? Vorhin ist Abakum nach draußen gegangen, um sich Klarheit zu verschaffen. Als der Mann ihn sah, hat er sich sofort davongemacht. Zwei Stunden später war er wieder da. Da hat Abakum sich in einen Schatten verwandelt, um sich ihm zu nähern. Doch der Mann schien ziemlich gut Bescheid zu wissen, denn er ist erneut verschwunden. Womit bewiesen wäre, dass er ein Rette-sich-wer-kann ist …«
    »Oder ein Treubrüchiger!«, rief Oksa.
    »Die Treubrüchigen sind ja auch Rette-sich-wer-kann, meine Duschka«, stellte Dragomira klar.
    »Ja, stimmt«, gab Oksa zu. »Aber es könnte doch auch jemand vom Geheimdienst sein? Oder ein Polizist?«
    Dragomira und Abakum sahen sich schmunzelnd an.
    »Ein Von-Draußen wäre nicht vor Abakums Schatten geflohen«, gab die Baba Pollock zu bedenken. »Er wäre nicht geflohen, weil er den Schatten gar nicht bemerkt hätte. Nur ein Von-Drinnen, der bestens informiert ist – das heißt ein Rette-sich-wer-kann, der unserer Familie nahesteht –, kann über Abakums Gabe Bescheid wissen.«
    »Ja, da hast du wohl recht«, gab Oksa zu. »Könnte es denn nicht ein Rette-sich-wer-kann sein, der mit uns Kontakt aufnehmen will?«
    »Wenn ja, dann würde er sich doch anders verhalten, meinst du nicht?«,

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