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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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erwiderte Abakum. »Vor allem würde er nicht davonlaufen. Aber sag mal, Oksa … warum sträubst du dich so sehr gegen den Gedanken, dass es einen Spion aus den eigenen Reihen der Rette-sich-wer-kann geben könnte?«
    Oksa schlug, verwirrt von dieser Frage – und mehr noch angesichts der Vorstellung, von einem Unbekannten beschattet zu werden –, die Augen nieder.
    »Also … hm, weil eben«, antwortete sie. »Es ist doch so schon alles kompliziert genug, oder?«
    »Glaubt ihr, es könnte Mortimer McGraw sein?«, mischte sich plötzlich Tugdual ein.
    »Er kam uns jedenfalls als Erster in den Sinn«, bestätigte Dragomira.
    »Aber wieso denn? Wieso sollte Mortimer McGraw uns beschatten?«, fragte Oksa. »Wegen Zoé? Weil er sie wiedersehen will? Sie gehört immerhin zu seiner Familie … Oh nein! Womöglich will er sie entführen!«
    Dieser Gedanke erschreckte sie mehr, als sie je gedacht hätte.
    »Ich glaube nicht, dass der Spion es auf Zoé abgesehen hat«, sagte Abakum. »Mortimer ist bestimmt von denselben Motiven getrieben wie sein Vater, aber ich war immer schon davon überzeugt, dass Orthon nicht der einzige Treubrüchige im Da-Draußen ist. Sicher ist jedenfalls – und das stellt für uns im Moment ein ziemliches Problem dar: Sobald wir eingemäldet sind, ist dieses Gemälde von noch größerem Wert, als es jetzt schon ist. Manche sehen in dir, Oksa, die einzige Möglichkeit, nach Edefia zurückzukehren, daher werden sie alles tun, um das Gemälde in ihre Gewalt zu bekommen. Dann brauchen sie eigentlich nur noch darauf zu warten, dich beim Ausstieg aufzulesen, wenn ich das mal so sagen darf. Das ist noch leichter, als wenn sie versuchen, dich zu entführen.«
    »Hm … ihr dürft jetzt nicht denken, dass ich Angst hätte, mich eingemälden zu lassen, aber wenn es so gefährlich ist, warum bleibe ich dann nicht einfach hier?«, fragte Oksa betroffen.
    »Es stimmt schon, dass die Existenz dieses Mannes, der uns beobachtet, die Situation noch schwieriger macht«, fuhr Abakum fort. »Die Gefahr liegt zwar grundsätzlich innerhalb des Gemäldes – wer weiß, was uns dort alles begegnet und wie wir wieder herauskommen? Aber auch außerhalb droht nun Gefahr, und deshalb kommst du besser mit uns. Außerdem hast du ja gehört, was die Sensibylle gesagt hat: An dir hängt jegliche Hoffnung, unsere Freunde zu befreien. Also führt kein Weg daran vorbei.«
    »Dann stellen wir uns mal das Schlimmste vor«, sagte Tugdual jetzt. »Angenommen, dieser Treubrüchige, oder wer es auch sein mag, stiehlt das Gemälde, mit uns drin natürlich, und angenommen, er zerstört es, aus welchem Grund auch immer. Was wird dann aus uns? Sind wir dann dazu verdammt, für immer in einer unbekannten und feindlichen Welt herumzuirren? Und unter schauderhaften Qualen zu sterben?«
    Dragomira seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Willst du Oksa noch mehr beunruhigen?«, fragte sie ihn. »Findest du nicht, dass die Situation so schon schlimm genug ist?«
    »Du bist wirklich unmöglich!«, rief Oksa und wandte sich zu Tugdual um, der höchst zufrieden damit zu sein schien, sie so in Rage gebracht zu haben. »Aber natürlich sterben wir dann. Das ist doch logisch, oder? Und wenn du es genau wissen willst: Ich habe keine Angst davor! Nein, überhaupt nicht! Jedenfalls … höchstens ein kleines bisschen«, gab sie mit gedämpfterer Stimme zu.
    »Eben deshalb wird Dragomira hierbleiben und auf das Gemälde achtgeben – obwohl sie uns eine enorme Hilfe sein könnte, wenn sie sich mit eingemälden ließe«, schloss Abakum. »Und vergessen wir nicht, dass sich auch jemand um deine Mutter kümmern muss. Und wer könnte das besser als deine Großmutter, eine heilkundige Zauberin?«

Aufbruch ins Ungewisse
    M
arie klammerte sich so fest an die Armlehnen ihres Rollstuhls, dass ihre Fingernägel sich in das dicke Leder gruben. Oksa hatte die Arme von hinten um ihre Mutter geschlungen. Der Tag neigte sich dem Ende zu, die Eingemäldung stand kurz bevor. Ob sie sich je wiedersehen würden? Für Oksa bestand daran kein Zweifel. Sie glaubte felsenfest an den erfolgreichen Ausgang ihrer bevorstehenden Mission. Doch als sie jetzt die unterdrückten Schluchzer spürte, die ihre Mutter schüttelten und ihren Atem beschleunigten, fingen ihre Nasenflügel an zu beben: Tränen stiegen ihr unerbittlich in die Augen.
    Um sie herum standen die Rette-sich-wer-kann bereit. Dragomira klammerte sich, sichtlich bewegt, an Abakums Arm: Zum ersten Mal in ihrem

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