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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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sagte eins der halb menschlichen, halb pflanzlichen Geschöpfe zu dem Schmetterling. »Du kannst ihm Bescheid geben, dass sie da ist. Aber sei so gut und lass dich nicht von den Schauerlichen erwischen.«
    »Möge das Glück auf meiner Seite sein. Und die anderen Menschen? Wer sind die?«, fragte der Schmetterling.
    Oksa räusperte sich. Der Schmetterling flog auf, flatterte zu ihr hin und berührte mit seinen seidigen Flügeln sacht ihre Wange. Oksa hielt den Atem an und wartete ab, allerdings in höchster Alarmbereitschaft. Sie konnte Insekten eigentlich nicht ausstehen, selbst wenn sie so unglaublich schön waren wie dieses hier, das gerade ihre Haut berührte. Bei der geringsten verdächtigen Bewegung würde sie gnadenlos zuschlagen! Doch der Schmetterling entging diesem schrecklichen Schicksal: Er machte kehrt und verschwand geräuschlos im Wald.
    »Was war das?«, flüsterte Pavel.
    »Kennt Ihr denn nicht den Kundschafter des Abgesandten des Herz-Erforschs?«, fragte der erste Wurzelkopf vorwurfsvoll zurück.
    »Also, weißt du … wir sind nicht aus der Gegend«, bemerkte Oksa trocken.
    Als der Wurzelkopf die Junge Huldvolle sprechen hörte, verneigte er sich so tief, dass seine langen rostroten Haare den moosigen Boden berührten.
    »Zuerst frech werden und dann zu Kreuze kriechen«, lästerte die Sensibylle und streckte das Köpfchen unter Abakums Jacke hervor. »Oh! Nein, so was! Es ist ja richtig angenehm hier! Die Temperatur ist perfekt und die Luftfeuchtigkeit ideal. Ein Paradies auf Erden!«
    »Hm … auf Erden? Da habe ich so meine Zweifel, Sensibylle!«, widersprach Oksa und ließ dabei den Blick über die eigenartige Landschaft schweifen.
    »Ich würde Euch ja gerne sagen, wo wir sind, aber ich finde keinerlei Anhaltspunkte. Es ist wirklich seltsam«, sagte das kleine Huhn.
    »Der Junge und die alte Dame werden sich freuen, Gesellschaft zu bekommen«, merkte der Wurzelkopf mit heller Stimme an.
    »Redest du von Gus?«, fragte Oksa wie elektrisiert. »Hast du ihn gesehen?«
    » Gesehen trifft es nicht so ganz«, erwiderte das Geschöpf. »Sagen wir besser, ich habe ihn gespürt. Vor allem, als er sich auf mich setzte!«
    »Das ist großartig!«, rief Oksa, der ein riesiger Stein vom Herzen fiel.
    »Na ja, eigentlich nur, wenn man gerne zerquetscht wird!«, bemerkte der Wurzelkopf ein wenig mürrisch.
    »Wo ist er?«, fragte Pierre ungeduldig.
    Er suchte mit den Augen den düsteren Wald ab, in der Hoffnung, irgendein Lebenszeichen von Gus zu entdecken. Einem verrückten Impuls folgend, stürzte er sich ins Dickicht und war im Nu aus dem Blickfeld seiner Freunde entschwunden.
    »Pierre!«, rief ihm Abakum nach. »Tu das nicht! Du wirst dich verirren!«
    »Er kann sich nicht verirren«, korrigierte ihn der Wurzelkopf.
    »Wieso nicht?«, fragte Oksa verwundert. »Man kann sich immer verirren! Erst recht in so einem Wald!«
    »Kann man nicht«, beharrte der Wurzelkopf. »Denn in diesem Wald führen euch eure Schritte an den Ort, den sich euer Wille zum Ziel gesetzt hat. Der Wald-ohne-Wiederkehr wählt den Weg und die Umwege, aber der Wanderer bestimmt den Ausgang der Reise allein durch seinen Willen.«
    »Das heißt, wenn wir alle das Ziel haben, zum selben Ort zu gelangen, dann werden wir mit Sicherheit dort wieder zusammentreffen, auch wenn der Wald unterschiedliche Wege für uns auswählt?«, vergewisserte sich Abakum.
    »Das habt Ihr vollkommen richtig verstanden!«, bestätigte der Wurzelkopf.
    »Also, gehen wir«, sagte Abakum entschlossen. »Denkt alle immer ganz fest an Gus, und macht euch vor allem keine Sorgen, wenn wir getrennt werden. Unser gemeinsames Ziel ist der Ort, wo Gus sich aufhält. Der Wald wird uns dorthin bringen.«
    »Ich werde jedenfalls bei Oksa bleiben«, sagte Pavel und fasste seine Tochter an der Hand.
    »Wie du willst, Pavel«, erwiderte Abakum. »Aber ich fürchte, da wird der Wald das letzte Wort haben. Wenn er euch trennen will, kannst du nichts dagegen ausrichten. Behalte also unser Ziel vor Augen, dann werden wir uns alle bei Gus wieder zusammenfinden.«
    Oksa ging als Erste los, Gus’ Gesicht klar und deutlich vor Augen. Nur nicht nachdenken, sondern handeln!, sagte sie sich. Und musste lächeln, als sie daran dachte, was Gus ihr sagen würde: »Verdammt, Oksa! Erst denken, dann handeln!« Genau das Gegenteil von dem, was sie vorhatte … Sie warf ihrem Vater noch einen Blick zu und machte sich dann auf den Weg in den Wald-ohne-Wiederkehr.
    Sofort war sie von

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