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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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verzweifelt.
    »Ich meine die horizontalen Grenzen. Die kennen wir am besten.«
    »Soll das heißen, dass es vertikale Grenzen gibt?«
    »Genau, Junge Huldvolle!«, bestätigte das Krakeel.
    »Oben? Oder unten?«, fragte Oksa weiter.
    »Der Ausgang kann sich sowohl in der Luft wie unter der Erde befinden«, erklärte das kleine Geschöpf.
    »Sollen wir also graben?«, fragte Abakum ruhig.
    »Das ist nicht nötig!«, brachte die Sensibylle mit gedämpfter Stimme unter seiner Jacke hervor. »Der Ausgang wird sich zu gegebener Zeit enthüllen.«
    »Aber hoffentlich, bevor wir alle verdurstet sind!«, bemerkte Gus bitter.
    »Wenn Ihr kein Wasser mehr habt, werdet Ihr sterben, so viel steht fest«, wandte der Kapiernix ein. »Wasser ist Leben«, fügte er träge hinzu.
    »Das gilt übrigens auch für dich!«, zeterte die Sensibylle. »Selbst Matschbirnen brauchen Wasser zum Leben!«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Information sich ihren Weg durch die Windungen seines Gehirns gebahnt hatte, dann fragte der Kapiernix nach: »Seid Ihr auch wirklich sicher, dass Eure Aussage stimmt?«
    Gus brach in nervöses Gelächter aus und ließ dabei die Spongax los. Sofort verzog er das Gesicht.
    »Igitt! Dieser Geruch ist echt ekelhaft!«
    »Es ist Schwefel, Freund der Jungen Huldvollen«, erklärte das Wackelkrakeel, indem es den Schwamm rasch für ihn aufhob. »Ihr müsst Euch schützen, sonst ist es sehr gefährlich!«
    »Wir haben also die Wahl, ob wir an Wassermangel, giftigen Dämpfen oder Verzweiflung sterben wollen, das ist ja super«, maulte Gus und hielt sich den Schutz wieder vor die Nase.
    »Du hast den Hunger vergessen«, ergänzte Tugdual.
    »Was soll das denn schon wieder heißen?«
    »Einfach nur, dass man auch vor Hunger sterben kann«, sagte Tugdual.
    Oksa warf den beiden einen genervten Blick zu. Dann stand sie auf und sagte in entschlossenem Ton: »Ich habe jedenfalls nicht vor zu sterben, und ich will auch nicht, dass sonst irgendjemand stirbt! Steht also alle auf und folgt mir. Wir werden ihn schon finden, diesen verdammten Ausgang!«

Die sengend heiße Wüste
    D
ie Rette-sich-wer-kann kamen in der sengend heißen Wüste nur mühsam voran, zumal sie überhaupt nicht wussten, ob sie die richtige Richtung eingeschlagen hatten. Die dunkel schimmernden Lichtreflexe hoch oben in der Luft hatten etwas Bedrohliches, und vor ihnen dehnte sich eine endlose Weite aus. Die Erde unter ihren Füßen ähnelte gesiebtem und mit glühender Kohle vermischtem Kompost, so schwarz, pudrig und heiß war sie. Bei jedem Schritt wirbelten sie kleine Staubwölkchen auf, die wie Funken gegen ihre Fußknöchel sprühten. Alle bissen schweigend die Zähne zusammen, doch ihre Füße schmerzten immer mehr. Schließlich blieb Oksa schweißüberströmt stehen. Sie stemmte die Hände in die Hüften, atmete tief durch ihr Spongax ein und bückte sich, um ihre Hosenbeine in die halbhohen Turnschuhe zu stopfen. Sie band die Schuhe wieder zu und richtete sich mit neuem Mut auf. Tugdual lächelte ihr verschwörerisch zu, ehe er sich ebenfalls bückte und seine Hose in die Stiefel steckte.
    »Wie hältst du diesen Geruch nur aus?«, fragte Oksa, als sie sah, dass er das Spongax nicht benutzte.
    »Tja. Sieht fast so aus, als wären meine Sinneswahrnehmungen außergewöhnlich.«
    »Genau!«, sagte Gus leise. »Wie bei einer Fledermaus!«
    Tugdual wandte sich mit einem amüsierten Lächeln ab, das jedoch im Widerspruch zu dem traurigen Ausdruck in seinen Augen stand. Oksa sah vom einen zum anderen. Die konnten einem aber auch wirklich auf die Nerven gehen mit ihrem ständigen Gezanke. Allerdings war jetzt kein Platz für solche und andere Gedanken. Schließlich stand ihr Leben auf dem Spiel! Sie konnte später noch in aller Ruhe darüber nachdenken, vorausgesetzt sie kam lebend aus dieser Hölle heraus. Damit drehte Oksa sich um und ging wieder los.
    Der kleine Trupp wanderte dahin, Oksa und Pavel vorneweg. Hinter ihnen kam Tugdual, der ein enormes Durchhaltevermögen an den Tag legte und in einem stetigen Tempo wanderte. Gus gab sich große Mühe, mit ihm mitzuhalten. Auch Pierre, der ebenfalls ein Handkräftiger war, schien den Strapazen im Schoß der Ödnis besser gewachsen zu sein als die anderen. Wie beneidenswert, dachte Oksa, deren Kräfte mit jedem Schritt schwanden. Aber sie war die Junge Huldvolle, die Thronfolgerin des Volkes von Edefia! Sie musste mit gutem Beispiel vorangehen. Nur dieser Gedanke hielt sie im Augenblick aufrecht.

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