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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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keinen Mucks von sich, sondern schlang nur die Arme noch fester um ihren Hals. Oksa ergriff seine kleine Patschhand und drückte sie zärtlich. Sie wandte den Kopf ein wenig nach hinten und streifte mit der Wange den flaumigen Arm des liebenswerten Geschöpfs.
    »Es wird schon alles gut gehen«, murmelte sie.
    »Die Worte meiner Huldvollen sind gespickt mit Zuversicht …«
    Der Kommentar des Plemplem verlor sich im Nichts. Mit wehenden Haaren und klopfendem Herzen segelte Oksa bereits hinter den Treubrüchigen her, die nicht die leiseste Ahnung hatten, dass sie verfolgt wurden. In den geschmeidigen Bewegungen der Treubrüchigen paarte sich Gewandtheit mit Kraft, und jeder von ihnen strahlte eine Aura von Unüberwindbarkeit aus. »Nur die Stärksten sind bei Ocious und seinen Söhnen geblieben«, befand Oksa. »Die Kampferprobtesten und Unerschrockensten.« Für einen Sekundenbruchteil drohte dieser Gedanke sie aus der Fassung zu bringen. Dann kamen ihr andere Bilder in den Sinn, und sie fand zu ihrer Entschlossenheit zurück: ihr Vater, Abakum, die Rette-sich-wer-kann und all die Menschen, die mit grenzenlosem Mut und tiefer Überzeugung hinter ihr standen. Und mit bedingungsloser Loyalität.
    Letzteres konnte Ocious bestimmt nicht von sich behaupten.
    Als die riesige Höhle vor ihnen auftauchte, stockte Oksa der Atem. Der Eingang sah in der Dunkelheit aus wie ein glühender Höllenschlund. Ein intensives flackerndes Licht drang aus dem Inneren. Ringsum befanden sich noch ein Dutzend kleinere Höhlen. Auch in ihnen schien ein Feuer zu lodern, das die Silhouetten der an den Eingängen postierten Wachen auf die umliegenden Felsen warf. Ihre verzerrten Schatten glichen Monstern, die jeden zu vernichten drohten, der sich zu nähern wagte. Und davor schwirrten die Chiropter herum, das Surren ihrer Flügel erfüllte die Luft.
    Allein die Gegenwart der Wachen und ihrer fliegenden Verstärkung wäre Grund genug gewesen, schleunigst wieder kehrtzumachen.
    Nichts hätte sich der Plemplem sehnlicher gewünscht.
    Und nichts lag Oksa ferner.
    Vor dem riesigen Höhleneingang kam sie sich winzig klein vor. Die grimmigen Mienen der beiden Wachen verhießen nichts Gutes, sie hatten eine Hand hinterm Rücken verborgen, in der anderen hielten sie ein Granuk-Spuck. Seltsamerweise trugen sie eine schwarze Maske über Mund und Nase.
    »Warum tragen sie diese Maske? Das ist ja merkwürdig.«
    Im selben Augenblick spürte sie, wie eine eigenartige Mattigkeit sie überfiel. Träge betrachtete sie die Fackeln, von denen ein betörender Duft ausging.
    »Meine Huldvolle darf nicht dem Sturz in die Betäubung anheimfallen«, meldete sich der Plemplem, der die Nase in Oksas Haaren vergraben hatte. »Das Verbrennen von Tollkirschenöl liefert die Veränderung bis zu einem zweitklassigen Zustand.«
    »Fliegt rasch weiter, meine Huldvolle!«, warnte nun auch das Wackelkrakeel. »Sonst werdet Ihr von den Düften der Tollkirsche betäubt.«
    »Oh, ich passe schon auf«, erwiderte Oksa matt.
    »Kommt, schnell!«
    Oksa riss sich zusammen und folgte ihrem geflügelten Kundschafter. Kaum waren sie im Inneren des weitverzweigten Höhlensystems, musste sie sich hinsetzen. Der Plemplem kletterte von ihrem Rücken und stellte sich besorgt vor sie.
    »Wow, das war heftig!«, hauchte Oksa, während sie wieder zu Kräften kam. »Eins muss man ihnen lassen: Die fiesen Ideen gehen ihnen so schnell nicht aus.«
    Sie holte die Schatulle aus ihrer Umhängetasche. Jetzt brauchte sie dringend was zum Aufpäppeln! Rasch schluckte Oksa einen Exzelsior-Befähiger, und alsbald verflüchtigte sich der von dem Tollkirschenöl ausgelöste Nebel in ihrem Kopf. Sie verspürte einen belebenden Energieschub und erhob sich mit neuem Elan.
    »Garantiert gibt es hier drin haufenweise solche Fallen, wir müssen höllisch aufpassen«, murmelte sie, während sie den Plemplem wieder huckepack nahm.
    »Die Augen werden ihre Öffnung beibehalten«, versicherte das Geschöpf.
    »Ja, halten wir die Augen offen«, stimmte Oksa zu.
    Trotz der Angst, die sie bei ihrem ersten Besuch hier drin empfunden hatte, war ihr die Schönheit des Ortes unvergesslich geblieben. Vor allem an den mit Diamanten besetzten Gang erinnerte sie sich noch lebhaft, und den musste sie jetzt entlanggehen.
    »Im Da-Draußen würden die Menschen einander umbringen, um das hier zu besitzen«, murmelte Oksa und strich mit den Fingerspitzen über die glitzernde Wand.
    Sie begegnete kaum jemandem, nur einmal einem Mann

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